Die Bremer CDU hat seit langem kein Erfolg. Jetzt scheint die Kritik an Parteichefin Mohr-Lüllmann aus dem Ruder zu laufen.

Bremen. Die von Wahlniederlagen gebeutelte Bremer CDU droht im internen Streit zerrissen zu werden. Das Verhältnis von Parteichefin Rita Mohr-Lüllmann und dem Fraktionsvorsitzenden Thomas Röwekamp (46) ist schon lange frostig. Den Anstoß zum Ausbruch offener Feindseligkeiten im Landesverband gab der frühere Innensenator mit einem Interview, in dem er die 55-Jährige zum Verzicht auf ihre angekündigte Bundestagskandidatur aufforderte.

Inzwischen ist die Sache komplett aus dem Ruder gelaufen. Die promovierte Fachapothekerin Mohr-Lüllmann muss sich des Vorwurfs erwehren, sie habe Teilen der Partei kriminelle Machenschaften unterstellt. Aus Bremerhaven, Röwekamps Heimatstadt, liegt eine Rücktrittsforderung auf dem Tisch. Der Fraktionschef selbst lehnt jede weitere Stellungnahme zur Partei ab, er wolle sich nur noch um die Parlamentsarbeit kümmern.

Der Reihe nach: Nach der verlorenen Landtagswahl im Mai 2011, bei der die Bremer CDU nur knapp über 20 Prozent kam und hinter SPD und Grünen auf Platz drei landete, musste sich Röwekamp als Parteichef einer Mitgliederabstimmung stellen und verlor gegen Mohr-Lüllmann. Sie war zuvor erfolglos Spitzenkandidatin der Partei. In diesem Herbst kündigte die neue Landeschefin an, Platz eins der Landesliste für die Bundestagswahl 2013 besetzen zu wollen. Der Bremerhavener Kreisverbandschef Michael Teiser warf ebenfalls seinen Hut in den Ring.

In dem umstrittenen Interview bot Röwekamp an, seinen Posten für Mohr-Lüllmann zu räumen, wenn diese in Bremen bleibt und sich bereits jetzt auf eine weitere Spitzenkandidatur für die Bürgerschaftswahl 2015 festlegt. Er wollte der Partei damit lange Personaldebatten ersparen, argumentierte Röwekamp. Mohr-Lüllmann wertete den Vorstoß als Amtsmüdigkeit des Fraktionschefs und lehnt ihn als durchsichtiges Manöver ab. Es folgte heftiger Krach in Fraktion und Parteivorstand.

Dann fielen angeblich die Worte Mohr-Lüllmanns von „kriminellen Machenschaften“ in der Bremerhavener CDU. Sie selbst bestreitet die Äußerung. Eine SPD-Politikerin dagegen beharrt darauf, sie habe das so von ihr gehört. Der CDU in Bremerhaven platze der Kragen, der Kreisvorstand fordert den Rücktritt der Parteichefin. Und: „Der Bremerhavener Parteivorsitzende Teiser erklärte gegenüber seinem Vorstand, dass er sich nicht in der Lage sieht, für die Bremische CDU glaubhaft Wahlkampf machen zu können. Unter diesen Umständen stehe Teiser für keinerlei Kandidatur zur Verfügung“, heißt es in einem Beschluss des Kreisvorstands vom Dienstagabend.

Die in die Defensive gedrängte Mohr-Lüllmann war am Mittwoch für ein Gespräch nicht zu erreichen. Sie erklärte schriftlich, sie habe die ihr unterstellten Äußerungen weder gemacht noch gedacht. „Es gibt für mich keinen Grund für einen Rücktritt. Ich rufe die Partei dazu auf, zu einer solidarischen Gemeinschaft zurückzukehren, um die Voraussetzung für ein erfolgreiches Wahlergebnis zu schaffen.“