Wie gefährlich sind Wölfe? Unter Schäfern herrscht Unruhe, nachdem junge Wölfe einen Soldaten in der Heide nachts längere Zeit verfolgt haben.
Munster/Hannover. Niedersachsens Schäfer sind beeunruhigt, nachdem Wölfe einen Soldaten in der Heide nachts längere Zeit verfolgt haben. „Bislang hieß es immer, mit dem Wolf gibt es keine Probleme“, sagte der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände, Carl Lauenstein am Freitag. Bereits im August sei es aber bei Munster zum ersten Angriff auf Nutztiere in der Heide gekommen.
Die Schäfer können die Euphorie von Politikern und Umweltschützern über den Wolfsnachwuchs auf dem Truppenübungsplatz Munster nicht teilen. „Wir Schäfer sind von der Rückkehr der Wölfe am meisten betroffen“, erklärte Lauenstein, der auch stellvertretender Vorsitzender des niedersächsischen Schafzuchtverbandes in Hannover ist.
Für die Schafhalter sei die Rückkehr der Wölfe mit erheblichen Mehrkosten und zusätzlicher Arbeit verbunden. „Wir fordern, dass sowohl die Kosten der dringend notwendigen Schutzmaßnahmen für unsere Herden, als auch die Folgeschäden nach Wolfsattacken von staatlicher Seite übernommen werden“, verlangte Lauenstein. Zu den Schutzmaßnahmen gehörten etwa Herdenschutzhunde und höhere Zäune, erklärte er.
+++ Junge Wölfe verfolgen Soldaten der Bundeswehr +++
+++ Zwei Wölfe in der Fotofalle +++
In Niedersachsen gibt es noch mehr als 110.000 Schafe, bundesweit sind es knapp 1,6 Millionen. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren erheblich gesunken. In der Lüneburger Heide spielen die Heidschnucken zwar eine wichtige Rolle bei der Landschaftspflege, aber auch Wanderschäfer gibt es immer weniger. Die Schäfer beklagen vor allem zunehmende Bürokratie und Auflagen der Europäischen Union. Dazu kommt die preiswertere Auslands-Konkurrenz – und jetzt auch der Wolf.
„Wir fordern volle Entschädigung für die gerissenen Tiere und Folgeschäden wie etwa Totgeburten bei verängstigten Mutterschafen“, fordert auch Gerd Jahnke von der Glockenbergsschäferei in Eimke (Kreis Uelzen). „Und was passiert, wenn gehetzte Schafe auf die Straße oder auf Bahngleise flüchten?“.
Immer mehr Wölfe kommen nach Niedersachsen: Auf dem Truppenübungsplatz Bergen ist jetzt ein zweites Tier gesichtet worden. Das meldete am Freitag das Umweltministerium in Hannover. Es wäre der achte in Niedersachsen nachgewiesene Wolf, hieß es bei der Landesjägerschaft. Falls es ein Weibchen sei, könnte nach dem Rudel bei Munster die zweite Wolfsfamilie des Landes entstehen. Sogar im Landkreis Cuxhaven war im April eine Fähe aus Sachsen-Anhalt unterwegs – Haare brachten den genetischen Beweis.
mit Material von dpa