Erkenntnisse über eine drohende Auseinandersetzung zwischen Bandidos und Hells Angels sorgte für eine Sperrung Neubrandenburgs.

Neubrandenburg. Ein Großaufgebot der Polizei hat am Donnerstagabend eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Motorradrockern in Neubrandenburg verhindert. Wie Polizeisprecherin Madeleine Camin am Freitag bekannt gab, wurden alle Zufahrtsstraßen in die Stadt am Tollensesee überwacht. Über soziale Netzwerke und aus Ermittlungen heraus war bekanntgeworden, dass sich Mitglieder der Hells Angels aus Berlin mit Unterstützern in Neubrandenburg Bandidos „vornehmen wollten.“ Hintergrund dürfte eine Neuordnung der Rockerszene im Nordosten im Zuge der Probleme der Bandidos sein: Experten beobachten seit längerem, dass die Hells Angels Gebiete neu besetzen wollen, in denen die Konkurrenz aufgelöst wurde, wie zuletzt in Greifswald und Anklam.

Polizei gelingt Schlag gegen Bandidos

Bei den Neubrandenburger Bandidos treffen sich seit langem nicht nur Einheimische: Unter anderem sind auch Mitglieder der „Schwarzen Schar Wismar“ oder der „Tatoo Crew Greifswald“ anzutreffen, wie die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg weiß. Die Szene sei gut vernetzt, aber in Bewegung, sagte ein Sprecher der Behörde am Freitag. So haben Ermittler beobachtet, dass die Bandidos nach Auflösungen in Anklam und Greifswald einen neuen Club unter „Strelitz“ eröffnet haben, vermutlich um eine Achse von Vorpommern nach Berlin zu schlagen. Hintergrund soll sein, dass Routen für Betäubungsmittel kontrolliert und beispielsweise Tatoo-Studios für Geld „beschützt“ werden sollen.

„Wenn Motorradclubs Flächen aufgeben, stoßen andere Clubs da hinein“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft mit Blick auf die Region bis Anklam und Greifswald. Ähnlich war es in Neubrandenburg schon in der Vergangenheit. Dort war die europaweite Vereinigung MC Gremium in die Schlagzeilen geraten, weil mehrere Clubmitglieder in eine Erpressung verwickelt waren und zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Die letzten Mitglieder der Rocker gingen damals zu den Bandidos über, die jetzt wiederum seit längerem bundesweit unter Druck stehen.

+++ Druck auf Rocker wächst - Bundesweites Verbot möglich +++

In Neubrandenburg funktionierte das Vorgehen der Polizei diesmal. „Nachdem in den entsprechenden Netzwerken bekanntwurde, dass alle Einfahrten kontrolliert werden, ließ sich kein Hells Angel in der Stadt am Tollensesee sehen“, erklärte Polizeisprecherin Camin. Neubrandenburgs Polizeipräsident Knut Abramowski hatte erst vor wenigen Wochen nach den Auflösungen der Bandidos in Vorpommern erklärt, dass man die Motorradrocker weiter konsequent im Blick haben werden. Hier gebe es „eine Null-Toleranz-Strategie.“

(dpa)