Die Sanierung des Atommüllagers solle verzögert werden, bis die Standsicherheit des Bergwerks nicht mehr gegeben sei.
Remlingen. SPD-Chef Sigmar Gabriel wirft Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) und dessen Landeskollegen Hans-Heinrich Sander (FDP) absichtliches Verschleppen bei der Sanierung des niedersächsischen Atommülllagers Asse vor. „Ich habe den Verdacht, dass hinter dem zögerlichen Genehmigungsverfahren, für das die beiden Umweltministerien verantwortlich sind, ein Plan steckt“, sagte Gabriel der „Braunschweiger Zeitung“ (Mittwochausgabe).
Die Sanierung solle verzögert werden, bis die Standsicherheit des Bergwerks nicht mehr gegeben sei und die Rückholung des Atommülls unmöglich werde. Offenbar werde befürchtet, dass bei einer Bergung der Abfälle immer mehr Versäumnisse und Schlampereien ans Tageslicht kämen und die geplante Endlagerung hochradioaktiver Abfälle im Salzstock Gorleben noch mehr in die Kritik gerate, sagte Gabriel.
Betreiber der Asse ist das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die Behörde hatte nach einem Vergleich mehrerer Optionen für die Rückholung der dort gelagerten rund 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktiven Abfällen plädiert, weil nur so die Sicherheit des vom Einsturz bedrohten Bergwerks langfristig gewährleistet werde.
Im vergangenen Herbst hatte das BfS beim niedersächsischen Umweltministerium die Genehmigung zum Anbohren der ersten Kammern mit Atommüll beantragt. Ende April wurde die Genehmigung erteilt. Das Ministerium versah den Bescheid aber mit 32 umfassenden Auflagen. Diese Auflagen arbeitet das BfS derzeit ab. Der Beginn der ersten Probebohrungen musste mehrfach nach hinten verschoben werden. Auch Anti-Atomkraft-Initiativen und die Grünen kritisierten bereits die zögerliche Genehmigungspraxis des Umweltministerium.
(dapd/abendblatt.de)