Es bleibt weiter unklar, wer 80.000 Liter kontaminierter Lauge aus dem Atommülllager entsorgt. Ministerium kritisiert zuständiges Unternehmen.

Braunschweig. Um die Entsorgung der rund 80 000 Liter verstrahlter Lauge aus dem maroden Atommülllager Asse ist ein Streit zwischen Niedersachsen und der Firma Eckert & Ziegler entbrannt. Das niedersächsische Umweltministerium wirft dem Unternehmen vor, trotz Anfrage keine Angaben zu Kosten sowie technischen und logistischen Fragen gegeben zu haben.

„Das ist natürlich Unsinn“, sagte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag der dpa. Das Kernproblem bestehe darin, dass in der Politik die Auffassung vorherrsche, „dass man den Bürgern nirgendwo zumuten könne, eine Aufarbeitung der eigentlich harmlosen Lauge hinzunehmen“. Statt den Betroffenen offen zu sagen, „wir wollen lieber nichts machen, es könnte Ärger geben, tut man so, als ob technische Probleme die Aufreinigung verhindern“.

Das in Braunschweig ansässige „Kompetenzzentrum für sichere Entsorgung GmbH“ (KSE) – das zur Eckert & Ziegler gehört – hatte im Auftrag der niedersächsischen Landessammelstelle für radioaktive Abfälle 80 Liter probeweise entsorgt. Trotz des nach Unternehmensangaben erfolgreichen Tests hatte das Haus von Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) am Mittwoch eine weitere Beauftragung der Firma zumindest am Standort Braunschweig ausgeschlossen. Dies schließe aber eine Entsorgung auf dem Gelände der Asse nicht aus.

Das wäre auch nach Ansicht des Unternehmens durchaus möglich. „Der politische Widerstand gegen eine Aufreinigung ist vor Ort, also in oder an der Asse, sicherlich am geringsten, insofern ist auch uns diese Variante am liebsten“, betonte Eckert & Ziegler. „Ein bisschen ist das aber so, als würde man eine komplizierte Herzoperation auf den Campingplatz verlegen, weil man Angst davor hat, den Patienten in die vorhandene und viel besser geeignete Intensivstation zu bringen.“

Die Variante vor Ort schließt das für die Asse zuständige Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) kategorisch aus. „Diese Möglichkeit wurde sorgfältig geprüft und ist nicht realisierbar“, sagte ein Sprecher. Unter Tage gehe es nicht, weil das Risiko eines unbeherrschbaren Lösungszutritts bestehe. Im Klartext: Die Gefahr, dass die Asse absäuft, sei zu groß. „Auch über Tage gibt es leider keine Möglichkeit, eine solche Anlage zu betreiben.“ Die Laugen, die über die Landessammelstelle Niedersachsen entsorgt werden müssen, sollten so schnell wie möglich aus der Asse herausgebracht werden.

Lauge aus Atommülllager gesäubert

Die radioaktiv belastete Lauge aus dem Atommülllager Asse ist in einem Probelauf erfolgreich gereinigt worden. Bei Versuchen mit etwa 80 Litern Lauge habe man das radioaktive Cäsium restlos herausfiltern können, teilte die Eckert & Ziegler Strahlentechnik am Donnerstag in Braunschweig mit. Die Firma hatte die Reinigung im Auftrag des Landes erprobt.

Falls man die 80.000 Liter Lauge, die sich in der Asse angesammelt hätten, nach dem gleichem Verfahren behandele, blieben nur 800 Liter Schadstoffe zurück, betonte die Firma. Die Reinigung mithilfe von Ionentauschern sei auch vor Ort im Atommülllager Asse möglich. Das Umweltministerium in Hannover ist jedoch weiter dagegen, die gesamte Lauge auf dem Gelände der Firma in Braunschweig reinigen zu lassen.

Das BfS prüft derzeit, ob es möglich ist, die 126 000 Fässer mit Atommüll wieder aus dem ehemaligen Salzbergwerk herauszuholen. Im November soll zunächst die Einlagerungskammer 7 angebohrt werden, um mit Hilfe einer Kamera Erkenntnisse über den Zustand der Fässer zu gewinnen. Später soll dann auch die Kammer 12 angegangen werden. Davor haben sich jedoch besagte 80 Kubikmeter kontaminierte Salzlösung angesammelt, die zunächst entsorgt werden muss.

Unklarheit herrscht auch über die möglichen Kosten der Entsorgung. Das Umweltministerium kritisiert, dass Eckert & Ziegler trotz Anfrage bislang keine Stellungnahme abgegeben habe. „Der Auftraggeber weiß, was er für 80 Liter bezahlt hat, im Grunde kann er sich das ungefähre Auftragsvolumen selber hochrechnen“, sagte die Sprecherin. Bis zum 31. Oktober will das Unternehmen jedoch die Fragen beantworten. (dpa/dapd/abendblatt.de)