Neun Tage hat Niedersachsens Ministerpräsident die Werbetrommel gerührt. Auch ohne politische Höhepunkte ein Erfolg.

Buenos Aires/Sao Paulo. Jade-Weser-Port hier, Cebit da, jede Menge Wissenschaft, Tango, Fußball und immer wieder VW: Neun Tage lang hat Niedersachsens Landeschef David McAllister in Brasilien und Argentinien die Werbetrommel gerührt. Mit Erfolg, wie der CDU-Politiker findet: „Wenn ein deutscher Ministerpräsident in Argentinien von der Staatspräsidentin, dem Außenminister, empfangen wird, ist das außergewöhnlich.“

In der Tat öffnen sich auch im fernen Ausland für niedersächsische Landeschefs schnell die Bürotüren der politisch Verantwortlichen. „Spätestens wenn man erklärt, dass das Land Niedersachsen mit seinen acht Millionen Einwohnern rund 20 Prozent der VW-Anteile hält, gehen die Augenbrauen hoch und das Interesse ist da.“

Dies habe er auch im vergangenen Jahr in Indien beim Empfang von Premierminister Manmohan Singh erlebt, einem der mächtigsten Männer der Welt. „Wenn Frau Kirchner in einer Rede dreimal den Namen Niedersachsen in den Mund nimmt – besser geht es doch nicht.“

Nichtsdestotrotz sind politische Inhalte Mangelware. In der niedersächsischen Partnerprovinz Rosario unterzeichnet er eine neue Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit in Tourismus, Wirtschaft und Umweltschutz – auch die heimischen Hochschulen vereinbarten mit ihren südamerikanischen Pendants, den wissenschaftlichen Austausch voranzutreiben.

Wie so oft bei Reisen von Ministerpräsidenten stehen wirtschaftliche Themen im Mittelpunkt – Außenpolitik ist und bleibt Bundesangelegenheit. Als Türöffner ist es zudem McAllisters primäre Aufgabe, den Unternehmen „den großen Sprung über den Ozean“ zu erleichtern. Nur am Rande sickert heraus, dass in den Gesprächen auch kurz die Eurokrise und die Hilfen für Griechenland zur Sprache kommen.

Ob sich das Engagement am Ende für die anwesenden Unternehmer in barer Münze auszahlt, muss sich zeigen. So hofft etwa Airbus, endlich auch in Argentinien landen zu können. Im Gegensatz zum Konkurrenten Boeing konnte der Flugzeugbauer hier bislang keine großen Geschäfte machen. Auch andere Mitglieder von McAllisters rund 80-köpfiger Wirtschaftsdelegation lassen durchblicken, wichtige Weichenstellungen vorgenommen zu haben, deren Erfolg noch nicht absehbar ist.

Dies hat Volkswagen nicht mehr nötig. Auf dem Weg zum weltweiten Autobauer Nummer eins ließen die Wolfsburger in Brasilien und in Argentinien einmal mehr die Muskeln spielen. Auf der von VW zum Großteil gesponserten Feier zum Tag der Deutschen Einheit verkündete VW-Chef Martin Winterkorn, bis 2016 3,4 Milliarden Euro in die vier brasilianischen Werke investieren zu wollen.

McAllister ist begeistert: „Jedes Mal wenn ich ein VW-Werk besuche, bin ich auf niedersächsischem Boden.“ Bei dieser Reise gleich zweimal: Im brasilianischen Anchieta lässt er sich ebenso das Werk zeigen wie im argentinischen Pacheco, wo an diesem Samstag der einhunderttausendste Amarok vom Band läuft.

Nebenbei erhält Winterkorn zudem als fünfter Deutscher die Ehrung „deutsch-brasilianische Persönlichkeit des Jahres“. Selbst Präsidentin Kirchner nimmt sich trotz ihres Endspurts im Wahlkampf Zeit, mit McAllister zumindest symbolisch den Bau eines Forschungszentrums für Automobilingenieure in Pacheco zu starten. Auch hier ist VW als Geldgeber mit rund 1,8 Millionen Euro mit von der Partie.

Außer Geschäftsterminen sieht das – im Vergleich zu früheren Reisen eher lockere Programm – auch vergnügliche Stunden vor. Ein Besuch eines touristischen Künstlerdorfes im brasilianischen Embu, zahlreiche Abendessen, einmal sogar mit einer Live-Tango-Show, garantieren den Delegationsteilnehmern jede Menge Steak. Für McAllister am Ende sogar etwas zu viel: „Nach meiner Rückkehr werde ich erst mal ein paar vegetarische Tage einlegen."