Im Harz erstreckt sich das weltweit größte Energiegewinnungs- und Verteilersystem. Als Unesco-Welterbe lockt es zahlreiche Besucher an.

Goslar. Die vor einem Jahr vom Unesco-Welterbekomitee in die Liste der besonderen Kulturstätten aufgenommene "Oberharzer Wasserwirtschaft“ hat sich seitdem zum Tourismusmagneten der Region entwickelt. Fremdenverkehrsverbände sind über das neue Thema begeistert. Der Initiator des Anerkennungsverfahrens, Denkmalpfleger Prof. Reinhard Roseneck, sagte: "Das Interesse an dem weltweit größten vorindustriellen Energieversorgungssystem ist enorm gestiegen. Wir haben jetzt 20 ausgebildete Welterbeführer im Dauereinsatz und bieten überall im Harz hochkarätige Führungen an.“

Prof. Roseneck hatte 1997 die Initiative ergriffen und war von der Landesregierung beauftragt worden, sich um die Unesco-Anerkennung zu bemühen. "Die inzwischen ausgeschilderten Wanderwege bieten wunderbare Fernblicke. Das ist ein Schatz für die Region. Die Forstbehörden sind voll eingebunden und passen auf, dass nichts zerstört wird“, sagte er. Das Bergwerk Rammelsberg und die Altstadt von Goslar waren bereits 1992 zu Welterbestätten ernannt worden.

"Jetzt haben wir ein wunderbares neues Verkaufsargument. Wo sonst gibt es so große Anlagen, die Natur und Technik so harmonisch verbinden. Unsere Gäste sind begeistert“, sagte Miriam Fuchs vom Harzer Tourismusverband.

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Der Direktor des Oberharzer Bergwerksmuseums, Wilhelm Marbach berichtete: "Wir haben jetzt plötzlich Reisende aus ganz anderen Regionen im Harz.“ Das Museum vermittele das Museum "Grundwissen“ über den Harzer Bergbau und die seit dem 15. Jahrhundert dabei angewendete Wasserkraft. Anschließend könnten sich Besucher zwischen zwei Stunden und mehreren Tagen führen lassen. Auch die Harzwasserwerke in Clausthal-Zellerfeld profitieren von der Unesco-Anerkennung. Die Zahl der Wandergruppen habe sich in einem Jahr auf 200 verdoppelt, sagte Betriebsleiter Jürgen Alich. Auf dem Betriebsgelände der Harzwasserwerke sind Filme und Modelle anzusehen, die das von Mönchen aus dem Zisterzienserkloster Walkenried erdachte komplizierte Meisterwerk der Wassertechnik erläutern.

Das sich über viele Quadratkilometer erstreckende, weltweit größte Energiegewinnungs- und Verteilersystem wurde vom 16. bis 19, Jahrhundert von den Bergleuten zum Antreiben von Pumpen und Wasserrädern genutzt, erläuterte Prof. Roseneck. Es bestand aus 150 Stauseen und Teichen. 107 Teiche sind noch erkennbar, 65 davon sind mit Wasser gefüllt. Auch ein großer Teil des 500 Kilometer langen, zumeist künstlich angelegten ausgemauerten Grabennetzes, der Stollen, Radstuben und hölzernen Rinnen sind noch zu sehen. Rund 1,3 Millionen Euro geben die Harzwasserwerke nach einem Vertrag mit der Landesregierung jährlich für die Instandhaltung der Anlagen aus.