Mehr als 200 Risse an der Kaimauer verhindern die geplante Inbetriebnahme Anfang August. Neuer Termin ist jetzt Ende September.

Wilhelmshaven/Bremen. Deutschlands erster Tiefwasserhafen, der JadeWeserPort in Wilhelmshaven, wird nicht wie geplant am 5. August eröffnet. Wegen der mehr als 200 Risse an der Kaimauer soll der Hafen erst Ende September in Betrieb gehen.

Voraussetzung sei, dass die Baufirmen die Schäden bis Ende Juli reparieren können, sagten Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) und Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) am Dienstagabend nach einem kurzfristig anberaumten Krisentreffen in Bremen. Den neuen Termin habe die Arbeitsgemeinschaft um das Papenburger Bauunternehmen Bunte (Arge) zugesagt.

Vorgesehen ist jetzt, dass die Kaje auf einer Länge von 1000 Metern bis Ende Juli instand gesetzt wird. Anfang August soll dann Eurogate mit dem Probebetrieb beginnen können. In den vergangenen Wochen waren immer mehr Risse an der 1725 Meter langen Kaje festgestellt worden.

„Wir haben ein gemeinsames Interesse, dass dieses Jahrhundertvorhaben ein Erfolg wird“, sagte McAllister. „Ich bin mit diesem Gesprächsergebnis sehr zufrieden.“ Neben den Regierungschefs nahmen auch die Chefs von Eurogate, Emanuel Schiffer, und der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft, Axel Kluth, an dem Treffen teil. „Wir stehen gemeinsam, wir stehen geschlossen“, sagte McAllister und betonte, dass es sich um ein Projekt von nationaler Bedeutung handele.

Der Hafenbetreiber Eurogate hatte bereits vor Wochen Zweifel geäußert, ob der 5. August als Starttermin noch zu halten ist. Bei der Aufstellung von Containerbrücken war es zu Verzögerungen und Platzproblemen gekommen, denn Eurogate kann die Kaimauer bisher nur auf einer Länge von 400 Metern nutzen.

Böhrnsen betonte, die Länder Bremen und Niedersachsen hätten nicht die Absicht, Mehrkosten für Reparatur und Verzögerung zu übernehmen. „Wir sind alle Opfer der Verspätung, die durch die Arge verursacht worden ist.“ Alles Weitere müsse in Ruhe aufgeklärt werden. Das gelte für die finanziellen Folgen ebenso wie für die Suche nach den Ursachen der Risse in der stählernen Spundwand.

Den neuen Hafen in Wilhelmshaven sollen künftig die größten Containerschiffe der Welt voll beladen tideunabhängig rund um die Uhr anlaufen können. Im ersten Betriebsjahr sollen 700 000 Standardcontainer umgeschlagen werden. Nach einer Anlaufphase sollen es 2,7 Millionen Stück im Jahr werden. In Bremerhaven wurden zum Vergleich 2011 knapp sechs Millionen Boxen bewegt.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) hatte zuletzt am 5. August als Starttermin festgehalten. Er stehe nun „völlig blamiert“ da, sagte der niedersächsische Grünen-Abgeordnete Enno Hagenah der Nachrichtenagentur dpa. McAllister habe das Land vor Schlimmerem bewahrt. Der Bremer CDU-Wirtschaftspolitiker Jörg Kastendiek forderte, dass nun Ursachen und Verantwortlichkeiten geklärt werden müssten. (dpa/abendblatt.de)