Kiel/Rostock. Mit steigenden Temperaturen wächst die Blaualgenblüte. Wie wichtig jetzt der Wind ist und warum der Name Alge in die Irre führt.
Ein kilometerlanger Algenteppich, durchzogen mit Schlieren in unterschiedlichen Grüntönen – diese Entdeckung machte die Bundespolizei bei einem Flug über die Ostsee, wie das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) in Mecklenburg-Vorpommern mitteilt. Gesichtet wurde dieser Teppich vor der dänischen und schwedischen Küste. Das LUNG, das die Luftaufnahme nun auswertet, geht davon aus, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Blaualgenblüte handelt.
"Es ist damit zu rechnen, dass die Blaualgenblüte mit den steigenden Temperaturen in den kommenden Tage weiter wachsen wird", erklärt Mario von Weber vom LUNG. Ob der Algenteppich auch die Ostseeküsten im Norden erreicht, sei noch unklar. "Das hängt von den Winden ab", erklärt der LUNG-Sprecher. So könnte ein schwacher Wind von ein bis zwei Windstärken den Algenteppich an die Küsten treiben. Ziehe jedoch ein stärkerer Wind auf, würden die Blaualgen wieder mit dem Wasser vermischt und in der Tiefe verschinden.
"Ein Frühwarnsystem, das vor einem Algenteppich warnt, der auf die Küsten zutreibt, gibt es nicht", erklärt von Weber. Die Gesundheitsbehörden würden regelmäßig Wasserproben an den Badestränden nehmen und so die Wasserqualität prüfen. "Diese kontrollieren jetzt natürlich verschärft, ob es eine steigende Konzentration der Blaualgen gibt", so von Weber. Stellt die Behörde eine Gefahr für Badegäste fest, würden Strandabschnitte gesperrt.
Nicht alle Blaualgen sind giftig
Auch eine Sprecherin des Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW) bestätigt, dass Vorhersagen, wie und wohin sich ein Algenteppich bewege, sehr schwierig seien. Bereits seit Jahren beobachtet des Institut die Entwicklung der Blaualgen in der Ostsee.
Die Experten sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass es mehrere Tausend verschiedene Arten von „Blaualgen“ gibt und nur etwa 40 Arten giftige Stoffe produzieren. Dabei betonen die Experten des IOW, dass der Name Alge irreführend sei. Tatsächlich handelt es sich um Bakterien. Ihr wissenschaftlicher Name: Cyanobakterien.
Um die Blaualgen-Konzentration in der Ostsee zu bestimmen, nehmen die Forscher unter anderem regelmäßig Proben aus im tiefen Wasser hängenden Trichtern. Nach langjährigen Analysen kommt das IOW zu dem Ergebnis, dass sich eine kontinuierliche Zunahme der Blaualgenblüten mit den derzeit zur Verfügung stehenden Methoden nicht feststellen lasse. "Aussagen, der Klimawandel würde zu einer Zunahme der Blüten führen, sind Hypothesen. Es spricht einiges dafür, aber nachweisbar ist dieser Zusammenhang bislang noch nicht", heißt es vom Forschungsinstitut.