Naturpark Lüneburger Heide stellt insgesamt neun Artenschutzhäuser in der Region auf – unter anderem in Hanstedt, Buchholz, Marxen und Itzenbüttel. Nebeneffekt für Anwohner: Weniger Mückenstiche.

Hanstedt Das Hanstedter Neubaugebiet „Homanns Busch“ wird gerade für die Erschließung vorbereitet. Bevor dort die ersten Einfamilienhäuser stehen, sind die „Wohnungen“ für die Nachbarn seit kurzem bezugsfertig: Auf Initiative des Hanstedter Ortsvereins im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat der Naturpark Lüneburger Heide hier eines von neun sogenannten Artenschutzhäusern aufstellen lassen.

In dem sechseckigen Holzhaus, das auf einen 4,50 Meter hohen Mast montiert wird, können 42 Schwalbenfamilien, Dutzende Fledermäuse und auch einige Höhlenbrüter wie in einer Wohngemeinschaft zusammenleben. Sie beziehen einen komfortablen Fertigbau: Die Schwalbennester sind aus Holzbeton – ein Gemisch aus Sägespänen, Zement und Kunstfaser – vorgefertigt und hängen außen in zwei Reihen rund um das Gehäuse. Von unten können Fledermäuse durch Schlitze einfliegen und von oben Höhlenbrüter wie Sperlinge oder Meisen durch Löcher. Sie bewohnen dann den Innenraum.

Die Idee zu diesen „Fertighäusern“ entstand in Hessen beim Nabu-Ortsverband Krofdorf. Dort suchten die Mitglieder nach einer Umsiedlungsmöglichkeiten für die Schwalben am Feuerwehrhaus, da die Feuerwehr einen Neubau bekommen sollte. Seither hat Oliver Wegener, zweiter Vorsitzender der Ortsgruppe und Agraringenieur, mit seinen Kollegen mehr als 140 solcher Artenschutzhäuser gebaut, die es inzwischen europaweit gibt. In seinem Nabu-Ortsverband ist er der Schwalbenexperte. „Schwalben nisten gern an weißen oder hellen Hauswänden. Und es zieht sie in Neubaugebiete, da dort die Gärten noch nicht angelegt sind und sie viel Baumaterial vorfinden“, sagt Wegener.

Weil aber Hausbesitzer ungern Schwalbenkot vor der Tür haben, freuen sich nicht alle über die tierischen Untermieter. Somit ist ein Standort wie in Hanstedt in der Nähe eines Baugebietes gut geeignet. Wegen der Flächenversiegelung haben Schwalben oft Mühe, Klei und Matsch zum Nestbau zu finden und nehmen daher die „Fertighäuser“ gut an. Trotzdem kann es sein, dass an die künstlichen Nester natürliche Nester angebaut werden. „Auch die Anwohner profitieren: Schwalben verfüttern pro Familie etwa ein Kilogramm Insekten während des Sommers, und Fledermäuse jagen um 4000 Mücken pro Nacht – und schützen die Menschen vor Stichen“, sagt Wegener. „Wir halten den Standort auch für bestens geeignet, weil nebenan die Schule ist und die Kinder die Vögel und Fledermäuse beobachten können“, sagen Renate Prior und Elke Jander vom Nabu.

Ein Haus kostet rund 8000 Euro, davon werden 80 Prozent der Kosten durch EU- und Landesmittel finanziert. Im Fall Hanstedt kommt das restliche Geld vom Erschließer des Baugebietes, Friedrich-W. Lohmann aus Winsen an der Aller. Der Gemeinderat hat den Aufbau des Häuschens befürwortet. Weitere Häuser wurden in den vergangenen Tagen unter anderem in Marxen, Itzenbüttel und am Buchholzer Museumsdorf in Seppensen aufgestellt, dort ein spezielles Mauersegler-Haus. Diese Vögel brauchen einen hoch gelegenen Nistplatz, vom Boden aus können sie nicht abfliegen. Deswegen sind ihre Nistmöglichkeiten in unseren dicht besiedelten Flächen rar. „Dieser ‚soziale Wohnungsbau‘ für Schwalben ist eine Möglichkeit des Naturschutzes ohne Gebote und Verbote, er dient auch der Umweltbildung und ist für Touristen attraktiv“, sagt Hilke Feddersen vom Naturpark Lüneburger Heide.

Mehr über die Artenschutzhäuser ist unter www.schwalbenschutz.de zu erfahren.