Für die aktuelle Bevölkerungszählung Zensus 2011 können Helfer im Bedarfsfall auch zwangsverpflichtet werden

Lüneburg. Die Suche nach freiwilligen Helfern für den sogenannten Zensus 2011 in Hansestadt und Landkreis Lüneburg läuft auf Hochtouren. Noch nicht einmal die Hälfte der benötigten Ehrenamtlichen haben sich gemeldet, um zwischen Mai und Juli dieses Jahres bei der Bevölkerungszählung mitzumachen. Werden in den nächsten zwei Wochen nicht genügend Freiwillige gefunden, kann die Verwaltung Bürger zur Mitarbeit verpflichten.

Etwa 250 ehrenamtliche Helfer werden in Stadt und Landkreis Lüneburg benötigt, um als sogenannte Erhebungsbeauftragte zu arbeiten. Gut 14 000 Bürgerinnen und Bürger sollen sie in ganz normalen Haushalten befragen, hinzu kommen Menschen in sogenannten Sonderbereichen wie etwa Altenheimen. Insgesamt kommen auf jeden Interviewer rund 100 zu Interviewende zu. "Wir gehen von 30 bis 50 Terminen aus, weil in einzelnen Haushalten gleich mehrere Befragte leben", sagt Jürgen Popp (55), Leiter der Erhebungsstelle von Stadt und Landkreis.

Jeweils einen Mitarbeiter haben die Verwaltungen für den Job abgestellt, den Zensus zu organisieren. Jürgen Popp arbeitete zuletzt bei der Arge, seine Kollegin Claudia Petermann (42) in der Ausländerbehörde des Landkreises. Da diese jüngst mit der städtischen zusammengelegt wurde, hat der Kreis ihr die neue Aufgabe beim Zensus zugewiesen. Bis spätestens 31. Juli 2012 sollen die beiden in der Erhebungsstelle arbeiten, dann sollen ihre Aufgaben erledigt sein.

Seit Anfang des Jahres suchen Claudia Petermann und Jürgen Popp nach Freiwilligen, die die vom Statistischen Bundesamt nach einem Zufallsprinzip ausgewählten Bürgerinnen und Bürger - Deutsche ebenso wie Ausländer - nach ihren persönlichen Lebensumständen befragen. Wer befragt wird, ist noch nicht bekannt. Die Betroffenen werden direkt von ihren zuständigen Interviewern informiert - etwa ab Mitte April.

Wer ausgewählt wurde, ist zur Auskunft verpflichtet", sagt Jürgen Popp. "Allerdings können die Antworten auch schriftlich oder online gegeben werden - die Befragten müssen dem Interviewer nicht persönlich antworten."

115 freiwillige Interviewer haben Popp und Petermann bereits gefunden. "Hausfrauen und Arbeitslose, Studenten und Rentner, Arbeiter und Angestellte", sagt Jürgen Popp. "Unser Jüngster ist 18 Jahre alt, der Älteste 81 Jahre." Für ihre ehrenamtliche Arbeit bekommen die Erhebungsbeauftragten eine Aufwandsentschädigung. "Fahrtkosten werden nicht extra bezahlt", sagt Claudia Popp, "sie sind mit der Aufwandspauschale abgedeckt."

Erledigt wird die Arbeit in der Freizeit - ob am Abend, am Wochenende oder im Urlaub. Freigestellt werden die Ehrenamtlichen für die Mitarbeit beim Zensus 2011 nicht. Als Interviewer arbeiten kann jeder ab 18 Jahren mit guten Deutschkenntnissen - eine deutsche Staatsbürgerschaft haben muss der Betroffene nicht.

Und die Zeit wird knapp, sagt Popp: "Es beginnt langsam zu brennen." Denn ab Mitte März wollen er und seine Kollegin die zukünftigen Interviewer schulen und in den Datenschutz einweisen. Ab Mitte April sollen die Erhebungsbeauftragten Termine für die Interviews mit den ihnen zugewiesenen Personen vereinbaren. Die Interviews sollen dann zwischen dem 9. Mai und dem 30. Juli stattfinden.

Um auch wirklich ausreichend Freiwillige zu finden, verschicken Claudia Petermann und Jürgen Popp ab sofort Briefe an die Gemeinden mit der Bitte, Namen potenzieller Erhebungsbeauftragter zu nennen. Finden sich in den nächsten zwei Wochen trotz aller Bemühungen nicht ausreichend Freiwillige, greift das Niedersächsische Ausführungsgesetz zum Zensusgesetz 2011: "Bürgerinnen und Bürger, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, sind zur Übernahme der ehrenamtlichen Tätigkeit als Erhebungsbeauftragte verpflichtet", steht darin. Angeschrieben werden dann in erster Linie diejenigen, die die Gemeinden vorgeschlagen hatten - zum Beispiel Verwaltungsmitarbeiter oder ehemalige Wahlhelfer.

Wer den Brief mit der nicht abzulehnenden Einladung zur Mitarbeit und Schulung bekommt, darf sie per Gesetz nur "aus wichtigem Grund" ablehnen: "Wenn den Bürgerinnen und Bürgern die ehrenamtliche Tätigkeit wegen ihres Alters, ihres Gesundheitszustands, ihrer Berufs- und Familienverhältnisse oder wegen sonstiger in ihrer Person liegenden Umstände nicht zugemutet werden kann".

Doch auf diesen Weg wollen Claudia Petermann und Jürgen Popp wenn möglich verzichten. "Um die Qualität der Befragung sicherzustellen", sagt Popp. Bis zum 20. Februar geben sich die beiden Zeit, freiwillige Helfer zu finden - gerade auch welche mit Russisch- oder Türkischkenntnissen. Dann geht die Suche in die nächste Phase. In der das Ehrenamt nicht mehr freiwillig ist.