Polizei und Feuerwehr ziehen unter ein Dach. Die Leitstelle im Behördenzentrum kostet 4,8 Millionen Euro

Lüneburg. Eine gemeinsame Leitstelle für Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Landesforsten in Lüneburg rückt näher. Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) hatte kürzlich von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) erfahren, dass Landesmittel von 4,8 Millionen Euro für den Bau der Einsatzzentrale zur Verfügung stehen. Doch nicht nur das Geld für das Vorhaben ist da. Wiebke Timmermann, Sprecherin der Polizeidirektion Lüneburg, sagt auf Rundschau-Nachfrage: "Die Planung ist im Endstadium und wird noch dieses Jahr abgeschlossen."

Es folgten Abstimmungsgespräche mit dem Landkreis Lüneburg, der noch eine eigene Leitstelle für die Feuerwehr und den Rettungsdienst am Springintgut in Lüneburg betreibt. "Wenn alles glatt läuft, könnten die Bauarbeiten Ende 2011 beginnen und der Betrieb 2012 starten", so Timmermann.

Die Idee für eine gemeinsame Leitstelle in Lüneburg geht auf Initiative des Präsidenten der Polizeidirektion, Friedrich Niehörster, zurück. "Das hängt mit der Einführung des Digitalfunks zusammen", so die Polizeisprecherin. Das Projekt kostet viel Geld und mit einer Leitstelle aus einem Guss kann Geld gespart werden - unter anderem für Server und Software, die alleine schon mit mehreren 100 000 Euro zu Buche schlagen. In Oldenburg wird zurzeit ebenfalls eine Einsatzzentrale für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst eingerichtet, an der sieben Landkreise beteiligt sind. Und auch in Hameln plant eine für zwei Landkreise 2012.

"In Lüneburg ist geplant, dass mit dem Start alle Notrufe aus dem Bereich der Polizeidirektion in der neuen Leitstelle auflaufen. Das betrifft acht Landkreise: Lüneburg, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Celle, Soltau-Fallingbostel, Stade und Rotenburg/Wümme", sagt Wiebke Timmermann. Das gilt aber nur für die 110-Notrufnummer der Polizei und nicht für die 112 der Feuerwehr - mit Ausnahme im Landkreis Lüneburg. "Alles andere muss noch mit den anderen Landkreisen verhandelt werden." Sie sind zuständig für den Betrieb von Feuerwehrleitstellen.

Zudem diene die neue Leitstelle später als Einsatzzentrale bei Großeinsätzen wie bei Castor-Transporten, Banküberfällen, Geiselnahmen, Großbränden und Hochwasser an der Elbe. Auch die Waldbrandüberwachung läuft künftig über die Leitstelle, die Bilder der digital gesteuerten Kameras aus den Wäldern werden dorthin übertragen.

Lüneburgs Kreisbrandmeister Torsten Hensel kennt das Problem, dass sich andere Landkreise und Kreisfeuerwehren zieren und nicht mit unter das Dach einer Leitstelle in Lüneburg wollen. ,,Sie haben Angst, ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Das sind alte Zöpfe, die sie nicht abschneiden wollen", sagt Hensel. Doch technisch sei es heutzutage mit Satelliten gesteuerten Computerprogrammen und Karten sowie GPS kein Problem, einen Einsatz aus der Ferne zu steuern. "Dafür muss niemand zwangsläufig vor Ort in einer Leitstelle sitzen", so der Kreisbrandmeister.

Er sehe Vorteile, wenn die Feuerwehr mit der Polizei unter ein Dach zieht. Zum einen werden seinen Worten zufolge Kosten gespart. Zum anderen werden die Kommunikationswege kürzer. Komplizierte Absprachen per Telefon fielen künftig weg, das Zusammenspiel werde beschleunigt: "Das funktioniert. Schließlich kennen wir uns alle schon lange, sind längst zusammengerückt. Die Abläufe sind reibungslos." Hensel erinnert an die gemeinsame Einsatzleitung bei den Elbefluten 2002 und 2006, als Polizei, Feuerwehr, Hilfs- und Rettungsorganisationen sowie Bundeswehr den Einsatz gemeinsam koordiniert hatten.

Die neue Leitstelle kommt ins Behördenzentrum Auf der Hude. Sie wird in einem Flügel des Hauptgebäudes eingerichtet, der dafür eigens umgebaut wird. "Kern ist ein Großraumbüro, das mit moderner Technik ausgestattet ist. Je nach Einsatzlage kann das Büro räumlich geteilt werden", so Polizeisprecherin Timmermann. Der Landkreis zieht mit seinen Mitarbeitern als Mieter der Polizeidirektion ein.

Kreisbrandmeister Hensel berichtet, die Einsatzleitstelle des Landkreises am Springintgut sei nicht mehr zeitgemäß. "Der Pavillon, in dem die Mitarbeiter untergebracht sind, ist alt und baufällig." In nicht allzu ferner Zukunft hätten die Mitarbeiter der Leitstelle ohnehin umsiedeln müssen. "Aber ein Umbau hätte wohl zwei bis drei Millionen Euro gekostet. Deshalb ist es gut, dass wir uns bei der Polizeidirektion einmieten können", so Hensel. Bei der gemeinsamen Leitstelle mache die Kreisfeuerwehr gerne mit. "Alle Retter unter einem Dach ist eine gute Sache."

Auch ein weiteres Motiv für den Zusammenzug verhehlt der Kreisbrandmeister nicht. Ihm zufolge strebe der Innenminister an, dass künftig weniger Leitstellen im Land betrieben werden als bislang. "Deshalb bewegen wir uns, bevor wir bewegt werden."