Bürgerarbeit soll Langzeitarbeitslosen in Lüneburg als zweite Chance dienen
Lüneburg. Trotz leichter Erholung auf dem Arbeitsmarkt geht der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit weiter. Aktuell sind 6334 Frauen und Männer in Stadt und Landkreis Lüneburg ohne Job. Für diejenigen von ihnen, die als besonders schwer vermittelbar gelten, gibt es jetzt neue Hoffnung.
Die Bundesregierung will zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in ausgewählten Regionen ein Projekt starten, für das der Landkreis Lüneburg gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und Grundsicherung (Arge) den Zuschlag erhalten hat. Bürgerarbeit heißt das Modell, das bereits 2006 in Sachsen-Anhalt zum Einsatz kam.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte an, in den kommenden Monaten deutschlandweit 33 000 schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose mit Hilfe von gemeinnütziger Arbeit wieder in Lohn und Brot zu bringen. Dafür werden 1,3 Milliarden Euro für die dreijährige Laufzeit zur Verfügung gestellt. Geholfen werden solle denjenigen, "die ganz miserable Chancen haben, einen regulären Job zu finden. Jeder bekommt eine Chance.", sagt die Bundesarbeitsministerin.
Der Ansatz ist nicht neu: Arbeitslose übernehmen Aufgaben in Städten und Gemeinden, wie zum Beispiel die Reinigung von Straßen und Parks, und erhalten dafür Lohn. Bezahlt werden die Bürgerarbeiter vollständig aus Bundesmitteln. Ein Aspekt, der das Modell für die chronisch verschuldeten Haushalte der Kommunen attraktiv macht, gibt Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) zu.
"Ich begrüße das Modellprojekt grundsätzlich. Es bietet Menschen für immerhin drei Jahre eine Perspektive, die sonst auf dem Arbeitsmarkt wenig oder gar keine Chancen haben. Und das ganz speziell auf dem sozialen und gemeinnützigen Sektor, so dass die Kommunen keine Reibungsfläche mit dem Handwerk haben." 199 Grundsicherungsstellen haben sich beworben, nur zwei haben die Anforderungen nicht erfüllt, teilte Marina Küchen, Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums mit.
In Lüneburg ist man erfreut und schaut optimistisch in die Zukunft. "Die Arge ist hier sehr gut aufgestellt und hat gute Ideen", sagt Martin Wiese, Fachbereichsleiter Soziales im Landkreis Lüneburg. Schon bevor klar war, ob Lüneburg den Zuschlag bekommen würde, sind die ersten Schritte zur Umsetzung eingeleitet worden. Eine Auftaktveranstaltung gab es schon, die Pläne zur Realisierung liegen bereit. "Wir haben mit Stadt und Landkreis gesprochen, außerdem mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und anderen Trägern verschiedene Einsatzmöglichkeiten für die Teilnehmer erörtert. Auch die Landesregierung unterstützt unsere Bewerbung", sagt Thomas Bolle, Sprecher der Arge Lüneburg.
Für insgesamt 500 arbeitslose Männer und Frauen zwischen 25 und 50 Jahren, ist die Maßnahme in Lüneburg konzipiert. Für die Dauer von drei Jahren könnten sie zum Beispiel im Pflegebereich zum Einsatz kommen, indem sie Freizeitangebote für Senioren anbieten oder als Einkaufshelfer zur Verfügung stehen. Aber auch andere Einsatzgebiete sind für den Arge-Sprecher denkbar. "Aber auch im kulturellen Bereich kann man sich entsprechende Angebote vorstellen. In Vorbereitung auf den Hansetag müssen zum Beispiel im Salzmuseum einige Projekte auf die Beine gestellt werden."
Wer 30 Wochenstunden gemeinnützige Bürgerarbeit im Monat verrichtet, soll dafür 900 Euro brutto verdienen. Und Bürgerarbeiter zahlen ihre Sozialabgaben selbst. Bevor die Teilnehmer in die Praxis gehen, ist jedoch zunächst eine sechsmonatige Aktivierungsphase vorgesehen. "In dieser Zeit sollen die Vermittlungsanstrengungen, für die Kandidaten einen Job zu finden, noch einmal intensiviert werden. Denn natürlich gehen reguläre Jobs vor. Zudem sollen die Teilnehmer je nach Bedarf weiterqualifiziert werden. Erst Anfang 2011 startet die eigentliche Arbeit für die Teilnehmer", erklärt Thomas Bolle den Ablauf. Auch intern laufen die Vorbereitungen an. Im Moment sichten die Arbeitsvermittler verstärkt die Datenbänke auf der Suche nach geeigneten Kandidaten.
Für Arbeitslose lohne sich die Teilnahme an dem Projekt durchaus, und das nicht nur finanziell, ist der Arge-Sprecher überzeugt. "Wir haben am Beispiel der Ein-Euro-Jobs die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die ihr Einkommen selbst verdienen, zufriedener sind."