Jan, Christopher und Toyon haben ihre Jacken ausgezogen. Ihnen ist warm geworden, trotz des nass-kalten Novembermorgens. Seit Schulbeginn um 8.00...

Alt Garge. Jan, Christopher und Toyon haben ihre Jacken ausgezogen. Ihnen ist warm geworden, trotz des nass-kalten Novembermorgens. Seit Schulbeginn um 8.00 Uhr arbeiten sie sich mit Schaufeln durch einen Sandberg. "Ist das nicht toll, wir haben nur eine Stunde Unterricht, den Rest der Schulzeit können wir spielen", ruft Jan.

Die drei Jungen besuchen die private "Freie Morgenrot Grundschule" in Alt Garge bei Bleckede. Mit ihnen lernen seit September dieses Jahres noch neun weitere Kinder nach einem ungewöhnlichen Konzept. Es gibt keine Klassen, keine Noten, keine Hausaufgaben, kein Sitzenbleiben. Die Kinder können selbst bestimmen, wann sie was lernen wollen.

Catharina Jülich, ehemalige Waldorflehrerin, unterrichtet alle Schüler in einer Gruppe. Sie kennt die Anfangsbedenken vieler Eltern und weiß, dass "eine gehörige Portion Vertrauen von ihnen mitgebracht werden muss".

Den Kindern vertrauen, dass sie selbst wissen, wann sie was lernen wollen, ist einer der Grundsätze, auf die sich das pädagogische Konzept stützt. Es ist eine Mischung aus Montessori- und Walddorfpädagogik. Ideen von internationalen Schulprojekten aus Amerika und Indien sind im Schulkonzept integriert.

Es wird darauf vertraut, dass jeder Schüler im Umgang mit sich, anderen Menschen und seiner Umwelt genau weiß, wann er etwas lernen muss, um sich weiterzuentwickeln. "Wir wollen die Kinder unterstützen, ihren eigenen Rhythmus zu finden und geben dafür die Rahmenbedingungen vor", so Jülich. Lehrer und Erwachsene sind für die Kinder Lernbegleiter, die sie "wachsam beobachten und ihre Lernfreude wecken."

Der Schulalltag beginnt für die 12 Schüler ganz entspannt. Von acht bis neun Uhr steht "Freies Lernen" oder "Spielen" auf dem Wochenplan. Gemeinsam werden Tagesangebote, Unterrichtsfächer und Projekte besprochen. Dafür steht dann die Zeit bis 12.30 Uhr zur Verfügung. Bevor die Schüler wieder nach Hause entlassen werden, müssen alle gemeinsam aufräumen und sauber machen.

Die neunjährige Elisa ist vorher auf eine Regelschule gegangen und freut sich nun in Alt Garge zur Schule zu gehen: "Wir werden hier viel mehr beachtet, die Erwachsenen kümmern sich um uns." Und der achtjährige Nikolas ist stolz darauf, sich lesen und schreiben selbst beigebracht zu haben.

Johanna Joy Müller, Gründerin der Freien Morgenrotschule, ist überzeugt davon, dass die Kinder die Vorgaben der Niedersächsischen Rahmenrichtlinien für die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachkunde erreichen. "Nur eben ohne Druck und Wettbewerbsstrukturen, dafür altersgemischt und bilingual." Für das Schuljahr 2009/10 liegen bereits Pläne für eine weiterführende Schule in der Schublade.


Weitere Informationen zur Freien Morgenrotschule bei Johanna Joy Müller, Telefon 05858/97 17 15 oder unter www.freie-morgenrot-schule.de