Auch im Landkreis Lüneburg ist die Szene aktiv. Bündnis startet seine Inforeihe gegen Aufmarsch am Ostersonnabend.

Lüneburg. "Protestaktionen unmittelbar vor rechtsextremen Veranstaltungen allein reichen nicht. Um zu verhindern, dass sich Neonazis in unserer Gesellschaft ausbreiten, müssen wir langfristig und kontinuierlich gegensteuern", so der einstimmige Tenor auf der Informationsveranstaltung zum Thema rechte Strukturen in Niedersachsen.

Hartmud Erb, Regionsvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Organisator der Veranstaltung, sagt: "Wir sind in Lüneburg mit dem Bündnis für Demokratie/ Netzwerk gegen Rechtsextremismus gut aufgestellt. Ich hoffe, dass die Initiative über den 11. April hinaus besteht."

Dass das Interesse daran groß ist, zeigt sich spätestens an der Besucherzahl. Mehr als 100 Lüneburger haben am Mittwoch Abend den Weg in das Glockenhaus gefunden. Das Publikum ist sehr gemischt, Alte wie Junge sind vertreten. Die Referentin, Andrea Röpke, ist freie Journalistin und recherchiert seit Jahren in der rechtsextremen Szene. Rechtsextremismus, beginnt sie, sei in Niedersachsen kein Problem. Offiziell. Doch mit dieser Einschätzung räumt die studierte Politologin im Laufe des Abends gründlich auf.

Die Schwerpunkte würden sich zwar immer mal verändern. Aber fest stehe, so Röpke: "Die Rechten sind in Niedersachsen gut vernetzt und straff organisiert. Die freien Kameradschaften arbeiten eng mit der NPD zusammen." Falsch liege, wer zwischen Neonazis und der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) unterscheide: "Die Neonazis sind in der NPD."

Beispiele gibt es genug - auch im Landkreis Lüneburg: Röpke nennt den Handorfer Manfred Börm, Leiter des NPD-Ordnungstrupps, oder Christian Berisha, Lüneburger Kreistagsmitglied für die Unabhängige Wählerliste/Bündnis Rechts (UWL). Oder auch Lasse Krüger. Der Inhaber eines Bekleidungsgeschäfts statte Hooligans und Rechte aus. Außerdem versuche er, an Schulen Fuß zu fassen.

Nachwuchs für rechtsextremistische Organisationen wird nach Andrea Röpkes Aussage über die "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ) ausgebildet. "Hier werden Kinder gedrillt, die Demokratie abzulehnen und bewusst kämpferisch erzogen." Für die Kennerin der Szene ist eindeutig: "Die HDJ ist eine Nachfolgeorganisation der 1994 verbotenen Wiking Jugend."

Eine Initiative aller Parteien versuche aktuell ein Verbot der HDJ zu erwirken. "Wir warten seit Oktober, dass etwas passiert." Aber man könne auch zivilgesellschaftlich gegensteuern. Röpke: "Mit Jugendprojekten, die eine kulturelle und politische Vielfalt fördern." Dem stimmt auch eine ältere Dame aus dem Publikum zu: "Wir müssen die Jugendarbeit aufbauen."


Nächster Termin der Aktionsreihe gegen Rechtsextremismus ist Mittwoch, 1. April. Im Hotel Bergström, Bei der Lüner Mühle, hat die SPD eine Diskussionsrunde zum Thema "Rechtsextremismus bekämpfen/Demokratie verteidigen" organisiert. Beginn ist 19 Uhr.