Wentorf. Jens Michaelsen und Yvonne Hargita starten Projekt gegen das Wegwerfen im Dezember. Weitere Helfer können sich melden.
Nicht nur in Reinbek, Bergedorf und Glinde haben die Repair-Cafés einen Nerv der Zeit getroffen: „Sie haben sich von Flensburg bis Berchtesgaden rasend schnell verbreitet“, sagt der Wentorfer Jens Michaelsen, auch als Werkzeugdoktor bekannt. 2014 war die Einrichtung in Hamburg-Sasel die erste ihrer Art im Norden. „Da war ich als Helfer und Mitbegründer dabei“, sagt der heute 77-Jährige. „Beim ersten Termin kamen 400 Leute.“
Wohl niemand möchte Geräte und andere Dinge beim kleinsten Defekt gleich wegwerfen. Da sind sich der Reparaturexperte Michaelsen und Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita einig. Ein Massenandrang erwarten sie für Wentorfs Repair-Café zwar nicht, aber sie wissen: Der Bedarf ist da.
Erstes Kennenlerntreffen ist für den 22. November geplant
„Ich bin auch in Reinbek als Reparateur aktiv, und dort sind häufig Besucherinnen und Besucher aus Wentorf“, sagt der Werkzeugdoktor. „Während in Reinbek die Klimaschutzinitiative Sachsenwald die treibende Kraft ist, ist in Wentorf die Klimaschutzmanagerin Hargita aktiv geworden und nutzt ihr Netzwerk, um die Idee zu realisieren. „Diese nicht kommerzielle Initiative, die auf ehrenamtlichen Engagement fußt, kann ich natürlich nur unterstützen“, sagt Yvonne Hargita.
„Es kann ein lebenswertes und nachhaltiges Zentrum entstehen. Denn durch ein Repair-Café werfen wir weniger weg und kaufen auch weniger ein. Außerdem entstehen weniger Müll und weniger Emissionen.“ Das erste Café soll am Sonnabend, 4. Dezember, von 14 bis 16.30 seine Tore im Jugendzentrum Prisma (Hauptstraße 14a) öffnen.
Im besten Fall entsteht ein Nachbarschaftstreff
Doch dafür werden selbstverständlich zuerst ehrenamtliche Helfer gebraucht. „Die Fachkenntnis ist dabei gar nicht das Entscheidende“, sagt Jens Michaelsen. „Das findet sich alles, wir brauchen auch noch jemanden für den Empfang und den Kaffeeausschank.“ Wichtiger sei die Lust und die Freude am Basteln und auch an der Geselligkeit. Denn im besten Fall entstehe ein soziales Nachbarschaftstreffen. „Wir wollen weder dem Handwerk noch dem Handel etwas wegnehmen.“
Im Gegenteil: Wirtschaft und Handwerk seien eingeladen, sich zu beteiligen. Und in der Reparaturwerkstatt werden auch keine Geräte angenommen, die noch Garantie haben.
Jugendliche aus den Schulen sollen auch mit eingebunden werden
Wer das Projekt unterstützen möchte und zwischen 16 und 70 Jahre alt ist. kann sich per E-Mail unter klimaschutz@wentorf.de anmelden. Für Montag, 22. November, ist um 18 Uhr ein Kennenlerntreffen geplant. Willkommen sind auch Menschen, die sich mit Textilien, Stoffen und Näharbeiten auskennen.
Überlegt wird, ein generationenübergreifendes Projekt zu realisieren, bei dem auch Jugendliche im Jugendtreff Prisma bei den Reparaturen mithelfen. Yvonne Hargita hat außerdem erste Kontakte zu den Schulen geknüpft. „Die Schüler sollen sowohl den Grundgedanken kennenlernen, dass man nicht alles gleich wegwerfen muss, als auch selbst mit reparieren und die Fertigkeiten lernen“, sagt die Klimaschutzmanagerin. „Außerdem sollen sie auch gleich die Hemmungen verlieren, ins Prisma zu kommen.“
Künftig soll das Café einmal monatlich öffnen
Die gut ausgestattete Werkstatt und die großzügigen Räume des Prisma böten sich dafür geradezu an. Jens Michaelsen ergänzt: „Es wäre schön, wenn wir es schaffen, die Kids vom Smartphone wegzuholen.“ In Sasel seien die Jugendlichen ganz begeistert gewesen: „Das war für sie eine völlig neue Welt.“
Die Besucher sollen künftig einmal im Monat die Möglichkeit erhalten, ihre Geräte, liebgewonnene Kleidung oder Erinnerungsstücke gegen eine Spende reparieren zu lassen. Der Gedanke ist, dass die Besitzer der Dinge auf einen Plausch bleiben und während der Reparatur zuschauen. Ob Staubsauger, Toaster oder Bluse: Alles, was tragbar ist, kann ins Reparatur-Café mitgebracht werden. Sollte eine Reparatur nicht möglich sein, müssen die Interessenten den Gegenstand wieder mitnehmen. Die Ehrenamtlichen haben keine Möglichkeiten, Ausgedientes zu entsorgen.
Seit etwa 80 Jahren gibt es die sogenannte Wertanalyse, die Produkte und Abläufe besser machen soll. Die geplante Obsoleszenz ist ein von der Industrie gewollter Verschleiß, um die Nachfrage nach Produkten nicht versiegen zu lassen. Dagegen hat sich ein Runder Tisch Reparatur entwickelt, der die Industrie dazu anspornen will, ihre Waren so herzustellen, dass sie auch repariert werden können.