Wentorf. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch verbindet die Bewerber für die Bürgermeisterwahl Wentorf im November einiges.
Der Wahlkampf ist eröffnet: In knapp sechs Wochen, am 6. November, wählen die Wentorfer einen neuen Rathauschef oder Chefin. Schon jetzt steht fest: Eine Schlammschlacht wird es zwischen den drei Kandidaten Dirk Petersen (65), Maurice Küchenmeister (27) und Kathrin Schöning (39) nicht geben. Bei der ersten und einzigen Podiumsdiskussion am Freitagabend in der Gemeinschaftsschule ging es harmonisch zu.
Bürgermeisterwahl Wentorf: Wahlkampf startet mit Podiumsdiskussion
„Der Umgang war sehr wertschätzend“, sagte die Wentorferin Christiane Schaefer am Ende der zweistündigen Veranstaltung mit etwa 100 Gästen. Organisiert wurde sie von der Gemeinde, die Moderation übernahm Alexander Sulanke, Redaktionsleiter der Bergedorfer Zeitung und Lauenburgischen Landeszeitung, Schiedsrichterfunktion hatte der hauptamtliche Wahlleiter Sascha Kröger.
Dabei könnten die drei Kandidaten nicht unterschiedlicher sein: Da ist der amtierende Bürgermeister Dirk Petersen, der es mit 65 Jahren ein zweites Mal wissen und „Wentorfs Erfolgsgeschichte weiter schreiben will“. Petersen lebt mit Frau und drei Kindern fast genauso lange in Wentorf wie sein Mitbewerber Maurice Küchenmeister (27) alt ist. Der PR-Fachmann zog vor vier Jahren von Bergedorf in die Gemeinde und verspricht als Bürgermeister vor allem für die Bürger dasein und die Probleme unkonventioneller angehen zu wollen. „Einfach mal machen statt nur zu verwalten“, wirbt der PR-Fachmann.
Gestalten geht nicht ohne die Politik
In Sachen verwalten kann Kathrin Schöning niemand etwas vormachen. Das hat die Diplom-Verwaltungswirtin von der Pike auf gelernt. Doch allein verwalten möchte die derzeitige Leiterin für Bildung und Stadtleben im Reinbeker Rathaus als Bürgermeisterin nicht: „Ich habe Spaß daran zu gestalten.“
Dass Gestalten nicht ohne die Politik zu machen ist, das hat der Amtsinhaber in den vergangenen Monaten mehrfach erlebt, der einigen Fraktionen eine „Blockadehaltung“ vorwirft. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der CDU sei schwierig. Ähnliche Probleme sieht ein Wentorfer auf Maurice Küchenmeister zukommen, sollte er Bürgermeister werden: „Wie soll es mit der Zusammenarbeit klappen, wenn es schon am Anfang hakt?“
Querelen in der CDU sieht Küchenmeister gelassen
Der Wentorfer CDU-Ortsverband versagte Küchenmeister die Unterstützung, obwohl der sogar CDU-Mitglied und Chef des Ortsverbandes in Bergedorf war. Um Verwirrung zu vermeiden, trat Küchenmeister nun aus der Partei aus. „Das Verhältnis ist aber nicht zerrüttet. Am Ende geht es allen darum, die Gemeinde weiterzuentwickeln“, beruhigt Küchenmeister und erinnerte an die Kommunalwahl Mitte Mai 2023. Nur sechs Wochen nach Beginn der Amtszeit des Bürgermeisters am 1. April werden die Karten in der Gemeindevertretung neu gemischt. Darauf setzt auch der jetzige Amtsinhaber, der dann „einiges anders machen möchte“ als bisher.
In vielen wichtigen Themen sind sich die drei Bewerber einig
Kathrin Schöning kann sich in dieser Hinsicht entspannt zurücklehnen: „Ich werde aktuell von allen vier politischen Partein unterstützt“, sagt die parteilose Kandidatin.
Einigkeit bestand zwischen den dreien darin, dass Wentorf mit aktuell 13.600 Bürgern nicht weiter wachsen soll, die Infrastruktur schon jetzt an ihre Grenze kommt. „Deswegen setzte ich mich auch für ein Ärztehaus an der Hauptstraße, ein“, sagt Petersen.
Wer allerdings nur auf den Status quo setzt, löst nicht das Problem, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, gibt Schöning zu bedenken, die selbst erfahren hat, wie schwierig es ist, in Wentorf eine Bleibe zu finden. Im August zog sie deshalb mit Mann und Sohn von Mölln ins Wentorfer „Umland“ und lebt in Dassendorf.
Begrünung des Casinoparks für viele Wentorfer ein Thema
Einig waren sich die drei auch, dass es viel Potenzial bei der Weiterentwicklung der Ortsmitte gibt. Insbesondere dem „grauen Platz“, wie Maurice Küchenmeister den Casinopark getauft hat, fehle es an Aufenthaltsqualität. Aufenthaltsqualität? „Nicht vorhanden. Kein Grün, kein Wasser, keine Menschen“, sagt Loki Specht mit Nachdruck Die 93-Jährige ist Bewohnerin der Seniorenwohnanlage im Casinopark und setzt sich seit Jahren für dessen Begrünung und Entsiegelung ein.
Ein begehbarer Springbrunnen schwebt auch Bürgermeister Petersen vor, der den Platz insbesondere im Sommer beleben würde und bedauert, dass die Politik diese Idee nicht unterstützt hat. Wahlentscheidend war für Christiane Schaefer die Podiumsdiskussion nicht. „Ich hatte meine Entscheidung schon vorher getroffen“, sagt sie.
Tipp: Der Link zum Videofilm der Podiumsdiskussion steht auf der Homepage unter www.wentorf.de