Wentorf. Es gibt viel Platz, der Investor zeigt sich gesprächsbereit. Welche Ideen es für die Marienburg in Wentorf gibt.
Hier wäre viel Platz für dringend benötigten Wohnraum: Doch seit fünf Jahren liegt das 8,4 Hektar große einstige HSB-Gelände zwischen Fuchsberg, Bergedorfer Weg und Am Petersilienberg, die Marienburg, zum größten Teil brach, ist aktuell nur auf den sieben Tennisplätzen reger Betrieb. Auch im Hauptgebäude der einstigen Sportschule ist es ruhig. Mit den Fußball-Kiddies gibt es nur einen Mieter. Die TSG Bergedorf, deren Hockey-Abteilung hier sonst ihr Wintertraining absolviert hat, hat ihren Mietvertrag gekündigt und weicht auf Hallen in Bergedorf aus, die in einem besseren Zustand sind.
„Ein Jammer, wie hier alles verfällt“, sagt Boris Schmidt, Vorsitzender der TSG Bergedorf. Der Blick des 59-Jährigen geht über die ungenutzten Sportanlagen, die neben und hinter den Tennisplätzen liegen. Die einstige Rundlaufbahn und Zuschauertribünen sind nur noch zu erahnen. Dabei erinnert sich Schmidt noch an die guten Zeiten, als auf dem Gelände mit der großen Dreifeld- und Gymnastikhalle, dem Bewegungsbad und Bettenhaus das Leben tobte.
Brachliegendes Fußballfeld in Wentorf eignet sich für einen Kunstrasenhockeyplatz
Dass der Hamburger Sportbund das Gelände 2017 für 3,45 Millionen Euro verkauft hat, bezeichnet Schmidt heute noch „als Fehler angesichts der Sportstättenknappheit in der Metropolregion“. Die TSG muss seit Jahren ohne eigenen Kunstrasenplatz für seine Hockey-Abteilung auskommen. „Regelmäßig verlieren wir ganze Mannschaften an den TTK Sachsenwald, weil uns ein Kunstrasen fehlt“, bedauert der TSG-Chef.
Das brachliegende Fußballfeld direkt neben den Tennisplätzen auf dem Areal würde sich laut Schmidt bestens für einen Kunstrasenhockeyfeld eignen. Beim Eigentümer und Investor BÖAG, Beteiligungs-Aktiengesellschaft mit Sitz in Hamburg, stößt die Idee auf offene Ohren: „Wir können uns einen Hockeyplatz an dieser Stelle sehr gut vorstellen“, sagt BÖAG-Projektentwicklerin Marisa Goldner.
Die BÖAG möchte das Gelände zusammen mit der Gemeinde entwickeln
Auf Alleingänge aber verzichtet der erfahrene Entwickler, setzt stattdessen darauf, das attraktive Areal gemeinsam mit der Gemeinde zu entwickeln. Die aber zeigt bislang noch wenig Interesse, darf das Gelände bislang nicht bebaut werden, was die BÖAG grundsätzlich ändern möchte: „Wir verfolgen keinen konkreten Plan, sind für Ideen offen und suchen nach gemeinsamen Lösungen, die zu Wentorf passen und den Standort stärken“, sagt die Reinbekerin Goldner.
Deshalb hat die BÖAG in den vergangenen Jahren immer wieder das Gespräch mit der Gemeinde gesucht – zuletzt Anfang des Jahres in größerer Runde mit allen Fraktionen und Verwaltungsmitarbeitern. „An ein offenes und gutes Gespräch“ erinnert sich Kristin Thode, aber ohne konkrete Ergebnisse. Laut der CDU-Fraktionsvorsitzenden bestand Einigkeit darin, dass der „derzeitige Zustand keiner ist“, und das Gelände grundsätzlich entwickelt werden müsse. „Aber wie und womit, darin besteht kein Konsens“, sagt Thode. Möglichkeiten gebe es viele.
Da in Wentorfs Schulen Raum teils sehr knapp ist, wäre ein Grundstückstausch denkbar
Unter anderem bei der Lösung dringender infrastruktureller Probleme in der Gemeinde. So sei ein Gedankenspiel gewesen, hier einen Schulstandort zu entwickeln. Da in Wentorfs Schulen der Raum teils sehr knapp ist, wäre sogar ein Grundstückstausch mit dem Gymnasium am Hohler Weg denkbar. „Spruchreif ist aber nichts“, sagt Thode. „Wir sind erst in der Phase null, muss jetzt erst einmal in einem Gutachten ermittelt werden, wie groß der Raumbedarf an Wentorfs fünf Schulen zukünftig sein wird.“
Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Dann erst könne der nächste Schritt gemacht werden und nach Alternativstandorten gesucht werden, sagt Thode.
Gemeinde hat wegen „logistischer Bedenken“ und einem Schimmelproblem abgelehnt
Kurzfristig könne sie sich aber vorstellen, dass auf dem Gelände jüngere Kinder unterkommen: „Wir brauchen immer noch eine Interimslösung für die Umbauphase der Kita Lütte Lüüd“, sagt Thode, die anregt, kindgerechte Container auf dem BÖAG-Areal aufzustellen. „Wir wären dabei“, sagt Goldner.
Genauso wie sich der Investor bereit erklärt hat, kurzfristig Flüchtlinge im leerstehenden Bettenhaus unterzubringen. Die Bedingungen wären eigentlich ideal: 63 Betten in Ein-, Zwei, Drei- Vierbettzimmern und Wohnungen stehen zur Verfügung. Die Zimmer aus den 80er-Jahren sind zwar etwas in die Jahre gekommen, aber komplett möbliert. Doch die Gemeinde hat wegen „logistischer Bedenken“ und einem Schimmelproblem abgelehnt.
„Meine große Sorge ist, dass die Menschen dann auf der Straße schlafen müssen“
Doch damit ist das Problem der Unterbringung von Flüchtlingen in Wentorf nicht vom Tisch und drängender denn je: Allein in der Hauptschule, die eigentlich dieses Jahr für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses abgerissen werden sollte, leben aktuell 37 Geflüchtete. „Jeden Tag aber könnte uns der Kreis weitere zuweisen“, weiß Günter Weblus, gibt es in aktuell in Wentorf eine Unterbelegung.
„Meine große Sorge ist, dass die Menschen dann auf der Straße schlafen müssen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende. Darum setzt er sich für eine schnelle Lösung ein und plädiert für einen weiteren Container auf dem Gelände an der Schanze.