Wentorf. Daniela Snijder zieht sich aus persönlichen Gründen zurück. Mit Helge Kröger hat sie einen motivierten Nachfolger. Was er plant.

Der Name ist in ganz Wentorf bekannt und leuchtet jedem Autofahrer in der Ortsmitte entgegen. Noch. Denn in Kürze verschwindet das gelb-blaue Schild von Edeka Daniela Snijders. Nicht einmal mehr eine Woche hat die 43-jährige Kauffrau in dem Supermarkt das Sagen. Zum 1. September übergibt sie ihren Markt an der Hauptstraße an Helge Kröger.

„Ich bin erleichtert, einen so guten Nachfolger gefunden zu haben“, sagt Daniela Snijders, die sich zusammen mit ihrem Mann Wolfgang, der ebenfalls im Markt mitarbeitete, aus persönlichen Gründen zurückzieht. Mehr als ihr halbes Leben hat Snijders – der Vater ihres Mannes war Niederländer – hier verbracht.

Noch-Chefin hat im Edeka Wentorf ihre Ausbildung gemacht

Mit 16 Jahren hat die gebürtige Rügenerin in dem Edeka-Geschäft ihre Ausbildung begonnen. Ihr damaliger Chef Dirk Kröger erkannte ihr Verkaufstalent. 2015 übergab er den Markt an seine langjährige Mitarbeiterin und verabschiedete sich in den Ruhestand. Für Daniela Snijders erfüllte sich ein Traum vom eigenen Markt. „Ich bin dankbar, dass ich den Traum leben durfte“, sagt die Kauffrau.

Nun übernimmt Helge Kröger aus Kirchwerder. „Ich bin nicht verwandt oder verschwägert mit Dirk Kröger“, versichert er. Das Kaufmann-Gen aber wurde ihm quasi mit in die Wiege gelegt: „Mein Vater war schon Edeka-Kaufmann in Hamburg Wandsbek. Meine beiden Brüder haben den gleichen Weg eingeschlagen und führen vier Märkte“, sagt der Hamburger. Er selbst führt seit 2004 den Edeka-Markt am Reinbeker Ladenzentrum.

Das Übernahme-Angebot kam von der Edeka-Zentrale selbst

An Erfahrung mangelt es dem Neuen also nicht, der von der zentralen, fußläufigen Lage des Marktes in Wentorf, dem freundlichen Ton untereinander und die große Kundennähe schnell überzeugt war. Das Angebot, den traditionsreichen Markt in Wentorf zu übernehmen, kam von der Edeka-Zentrale selbst. „Ich habe sofort Ja gesagt“, erzählt der dreifache Familienvater, der die vergangenen Wochen genutzt hat, um mit Mitarbeitern und Kunden ins Gespräch zu kommen. Schnell hat er rausgehört, dass hier viele der 50 Mitarbeiter – darunter vier Auszubildende– ihre Kunden noch mit Namen kennen. Ein Pläuschchen gehört zum Einkauf dazu.

Alle Mitarbeiter haben ihm signalisiert, dass sie dem Markt die Treue halten wollen. „Keine Selbstverständlichkeit in diesen Zeiten, in denen die Wechselbereitschaft zur Konkurrenz größer geworden ist“, weiß Kröger. Auch in seinem Reinbeker Markt beschäftigt er 50 Mitarbeiter. Der Markt im Ladenzentrum ist mit 1700 Quadratmetern nicht nur 700 Quadratmeter größer als der Wentorfer, sondern auch moderner und zeitgemäßer.

Modernisierungen werden behutsam eingeführt

Modernisierungen plant der Kaufmann auch in Wentorf – „allerdings behutsam und nicht vor 2023“, verspricht der 45-Jährige. So müssten die Beleuchtung und die Kälteanlage als erstes erneuert werden, „auch um die Energiekosten zu minimieren und die Ausfallsicherheit zu erhöhen“, sagt Kröger. Im Reinbeker Markt hat er bereits eine moderne Kälteanlage einbauen lassen, die die Wärme, die beim Erzeugen von Kälte entsteht (ähnlich wie beim Kühlschrank) zum Heizen des Gebäudes und für die Warmwasseraufbereitung nutzt. Einen siebenstelligen Betrag hat er investiert.

Die Wentorfer Kunden müssen sich aber nicht sorgen, dass sie ihren Markt bald nicht wiedererkennen, denn Altbewährtes soll in jedem Fall erhalten bleiben, wie das umfangreiche Blumensortiment im Eingangsbereich und die gut sortierte Fleischtheke.

Markt ist für seine gut sortierte Fleischtheke bekannt

Die war Daniela Snijders immer wichtig, denn schließlich ist ihr Edeka vor mehr als 80 Jahren aus einer Fleischerei hervorgegangen. Gründer war der Fleischermeister Johannes Kröger. Der Vater ihres damaligen Chefs Dirk Kröger war eine richtige Wentorfer Größe und die Fleischerei an der Hamburger Landstraße beliebt. Das Haus, wo alles seinen Anfang nahm, gibt es noch heute, steht seit dem Auszug einer Druckerei aber leer. Es soll abgerissen werden und einem Neubau weichen.

Als Daniela Snijders in Wentorf ihre Ausbildung begonnen hat, war die Fleischerei schon Bestandteil des neuen Edeka-Marktes an der Hauptstraße 6. 2002 folgte dann der Umzug an den aktuellen Standort ein paar Meter weiter. „Mit Rollcontainern haben wir die Waren in einer Nacht- und Nebelaktion in die neuen Verkaufsräume rübergeschoben“, erinnert sich Snijders.

Zwei Tage bleibt der Laden wegen Umstellung geschlossen

Eine solche Nacht- und Nebelaktion wird es beim jetzigen Geschäftsübergang nicht geben: Lediglich an zwei Tagen, am 31. August und 1. September, bleibt der Markt für Inventur und technische Umstellung geschlossen. „Ab 2. September sind wir ab 7 Uhr wieder für unsere Kunden da“, sagt Kröger. „Die große Feier aber heben wir uns für später auf“, sagt Helge Kröger.

Daniela und Wolfgang Snijders werden dann sicher auch dabei sein, allerdings als Kunden. „Wir sind nicht aus der Welt, bleiben in Börnsen wohnen und engagieren uns weiterhin in der Gemeinde – in der Fairtrade-Gruppe, bei der Wentorfer Bühne und in der Wirtschaftsvereinigung“, sagt Snijders. Wie es beruflich weitergeht, sei noch völlig offen.