Wentorf. Die Wentorfer Heinrich Querfurt und Uli Gröhn bringen Bücher auf Platt heraus. Diese sind nicht nur für Nostalgiker geeignet.

2,5 Millionen Menschen reden noch aktiv Platt. Das sind gerade einmal drei Prozent der deutschen Bevölkerung. Dass sich ausgerechnet in Wentorf ein kleines Plattdeutsches Zentrum gebildet hat, das geht auch auf die Kappe von Heinrich Querfurt (84) und Uli Gröhn (63).

Für sie ist es ein besonderes Anliegen, die Sprache am Leben zu erhalten. „Sie gehört einfach zu unseren Wurzeln“, sagt Uli Gröhn. Der Grundschullehrer und Heinrich Querfurt, der seit 2003 Plattdeutsch-Beauftragter in Wentorf ist, präsentieren ihre neuen Bücher, natürlich “op Platt“ und im Selbstverlag.

Heinrich Querfurt schwelgt in plattdeutschen Erinnerungen

Der gebürtige Wentorfer Querfurt hat Kindheitserinnerungen in „Fröher weer allns anners“ – also: früher war alles anders – aufgeschrieben. Etwa an Wentorf einstiges Kino, ans Schweineschlachten, das Spiel „Kippel-Kappel“ und das Kartoffeln „nachhacken“.

„Wenn der Bauer Kartoffeln abgeerntet hatte, durfte jeder auf dem Acker nachhacken. Das Feld war dann voll mit Familien. Wir haben dadurch unseren Kartoffelbedarf für ein Jahr gedeckt“, erinnert sich Querfurt. Seine Kindheit sei einfach „wunnerschön“ gewesen und Wentorf „en Paradies för Kinner.“

Ulli Gröhn schafft ein plattdeutsches Buch für die ganze Familie

Um Kinder, oder vielmehr um die ganze Familie, geht es auch bei Gröhn. Mit Illustrationen von Corinna Spanhake ist das „Plattdüütsche Familienbook“ versehen.

„Es enthält allerlei Kurzgeschichten, alte maritime Sagen, Lieder, Kochrezepte und Rätsel“, erklärt der Grundschullehrer. Aber auch aktuelle Themen wie Digitalisierung und Diversität arbeitete Gröhn auf Platt auf.

Platt-AG in der Schule, Gesprächskreise und Themenabende in Wentorf

Die Autoren hoffen, dass sie mit ihren Veröffentlichungen einen Beitrag zum Erhalt der Plattdeutschen Sprache leisten. Doch sie tun noch viel mehr als das. Gröhn bietet an der Grundschule in Wentorf eine Platt-AG an, die zehn bis zwölf Schüler besuchen.

„Es sind vor allem die Eltern, die ihre Kinder herschicken. Man muss aber auch bedenken, dass die Umwelt bunter und komplexer wird. Schüler müssen auch Englisch lernen und den Umgang mit neuen Medien“, sagt der Lehrer.

Als Wentorfer Platt-Beauftragter viele Möglichkeiten der Sprachförderung

Querfurt ist nicht nur Wentorfs Platt-Beauftragter, er ist auch seit Jahren im Plattdüütsch-Forum Kreis Herzogtum Lauenburg aktiv, betreut Lesewettbewerbe und verfasst regelmäßig Kolumnen, etwa im Magazin „Wentorf im Blick“. Er gründete auch den Plattdeutschen Gesprächskreis in der Alten Schule, den 40 Leute aus Wentorf, Reinbek-Schönningstedt, Lohbrügge und Umgebung besuchen. „Der findet seit 2004 einmal im Monat statt“, sagt Querfurt, der bei Hauni als Produktionsingenieur arbeitete.

Der Gesprächskreis spricht eher die älteren Semester an, jüngere Paare würden zu den Plattdeutschen Abenden in Wentorf kommen. Gröhn macht dort Musik und Querfurt liest Plattdüütsches. Gerade sind die Angebote coronabedingt pausiert. Aktuelle Infos gibt’s im Aushang am Casinopark/Ecke Echardusstieg.

Platt-Bücher im Bücherwurm und bei den Autoren erhältlich

Für unter 10 Euro sind beide Bücher in der Buchhandlung Bücherwurm (Am Casinopark 7) erhältlich. „Toll, dass Maike Knoff uns so engagiert unterstützt“, findet Gröhn. Die Bücher können auch direkt bei Querfurt (E-Mail: heiquerw@t-online.de) oder bei Gröhn (E-Mail: uli.groehn@gmx.de) bestellt werden.