Hamburg. Das Musik-Comedy-Trio feierte bei der „Herz-Frack-Tour“ im Ohnsorg Hamburg-Premiere - auch mit Parodien auf Lindenberg und Grönemeyer.
Sommer-Gastspiele überwiegend auf Hochdeutsch sind im traditionsreichen Ohnsorg-Theater seit Jahren gang und gäbe – früher vom inzwischen in Bonn ansässigen Musikshow-Duo Familie Malente, seit 2018 von Bidla Buh. Und das Hamburger Musik-Comedy-Trio lässt sich auf seiner „Herz-Frack-Tour“ auch im zweiten Corona-Sommer nicht davon abhalten, Virtuosität an den Instrumenten mit Komik, manchmal auch Klamauk zu kombinieren. Sehr zur Freude des überwiegend reifen, indes offen für Neues gebliebenen Publikums. Es feierte Bidla Buh bei der Hamburg-Premiere des aktuellen Programms nach knapp zwei Stunden inklusive Gastro-Pause fast wie junge Hüpfer.
Da hat Conférencier, Sänger und Pfeifkünstler Hans Torge Bollert („Wir haben euch vermisst“) längst einen Draht zu den Damen und Herren aufgebaut und die Distanz im Großen Saal überbrückt. Der ist trotz „Schachbrettmuster“ nur zu gut einem Viertel besetzt. Doch Bollert und seine beiden ebenfalls im Frack steckenden Mitstreiter, der versierte Gitarrist Olaf Klindtwort und der virtuose Schlagwerker Jan-Frederick Behrend, animieren das pflichtgemäß Masken tragende Publikum nicht nur zum obligatorischen Mitklatschen, sondern sogar zum Mitsingen.
Parodien auf Udo und „Herbie“ – sogar auf Platt
Köstlich, wie Muli-Instrumentalist Bollert an seinem Miniatur-Flügel namens „Elisabeth“ Parodien auf Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer mixt, um dann als „Herbie“ mit allen Gästen auf Plattdeutsch „Dat du min Leevsten büst“ anzustimmen.
Zuvor hat Bidla Buh mit Holzlöffeln und Plastikschüsseln in der „Quarantäne-Bäckerei“ – frei nach Rolf Zuckowskis „Weihnachtsbäckerei“ – schon kräftig neue Rhythmen angerührt, bis hin zu Samba. Die Vielfalt der vor mehr als zwei Jahrzehnten an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater gegründeten Band zeigt sich etwa in Soli von Gitarrist Klindtwort mit der neuen Nummer „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ im Stil von Mozart bis Rap sowie von Behrend am Koffer-Vibrafon, am Marimbafon oder am Schlagzeug.
Die „Gitarren-Krake“ – eine originelle Country-Parodie
Es spricht für den musikalischen Anspruch und die Ernsthaftigkeit des Trios, dass es seine Interpretation von Astor Piazzollas „Libertango“ ohne Schnickschnack zu einem echten Hörgenuss macht. Bidla Buh, bereits 2011 mit dem renommierten Rheingau-Musikpreis ausgezeichnet, kann indes ganz fix zum Rock ’n‘ Roll wechseln und mit seiner Musik in die Beine gehen. Oder als „Gitarren-Krake“ mit sechs Händen und weiteren Körperteilen an einem Sechs-Saiter eine originelle Country-Parodie hinlegen, ohne dass die drei Musiker das Gleichgewicht verlieren.
Nach einem frischen Partner-Börsen-Test Bollerts am Miniatur-Flügel zu Elton Johns „Your Song“ versöhnt ein erneuertes Beatles-Medley als Zugabe für den recht kurz geratenen zweiten Teil, arrangiert im Stil der 1920er-Jahre bis zur Gegenwart. Motto: „Es muss weitergehen.“ Im Ohnsorg noch bis zum nächsten Sonntag.
„Herz-Frack-Tour“ Sa 31.7., So 1.8., u. Do 5.-So 8.8., jew. 20.00, Ohnsorg-Theater (U/S Hbf.), Heidi-Kabel-Platz 1, Karten zu 23,- bis 32,50 unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de