Schwarzenbek. Auf dem Schwarzenbeker Weinfest soll ein junger Mann einen Besucher bewusstlos geschlagen und mit seinen Bankdaten geshoppt haben.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause freuten sich im Juni 2022 viele Schwarzenbeker, mit dem Weinfest auf dem alten Markt den Sommer einzuläuten. Für Stefan N. (alle Namen von der Redaktion geändert) endete die Nacht jedoch mit Hirnblutungen im Krankenhaus. Er war mutmaßlich niedergeschlagen worden.

Dafür verantwortlich soll der 24-jährige Sven B. sein. Ihm wird darüber hinaus vorgeworfen, die Wertgegenstände des Mannes gestohlen und anschließend bei einem Online-Händler mit dessen Bankdaten Gutscheincodes bestellt zu haben. Jetzt muss er sich vor dem Amtsgericht Schwarzenbek verantworten. Schweigend, aber interessiert verfolgte der junge Mann den zweiten Prozesstag. Das Sprechen überließ er seinem Anwalt.

Weinfest Schwarzenbek: Niedergeschlagen und ausgeraubt?

In den Zeugenstand wurde zunächst die Lebensgefährtin des mutmaßlichen Opfers gerufen. Sie wurde befragt, wie es ihrem Partner Stefan N. seit der Tat gehe und welche Veränderungen sie an ihm wahrnehme. Die 53-Jährige, die im Rollstuhl in den Gerichtssaal fuhr, berichtete, dass ihr Lebensgefährte unter den Vorfällen aus dem vergangenen Jahr heute extrem leide.

Durch die Hirnblutungen habe er Lähmungserscheinungen in der linken Körperhälfte und linken Gesichtshälfte, sei ständig auf Hilfe angewiesen. „Früher konnte er mich im Alltag gut unterstützen. Heute muss ich ihn unterstützen“, sagte sie. Ihrem Partner würde es schwerfallen, sich eigenständig zu duschen oder anzuziehen. Schuhe könne er gar nicht mehr binden. Und wenn er seine Hose anzieht, müsse er sich an der Wand anlehnen, um nicht umzufallen. „Es ist, als hätte ich auf einmal ein Kleinkind im Haus“, sagte sie.

Opfer braucht Taxi für wenige Hundert Meter

Richter Suntke Aden verwies auf einen Autounfall, den das mutmaßliche Opfer vor einigen Jahren hatte und wollte dazu wissen, ob danach schon körperliche Beschwerden aufgetreten seien. „Seit dem Unfall hat er kein Gefühl mehr im Arm“, berichtete die 53-Jährige. „Er konnte aber zumindest alles greifen und hatte Kraft.“ Heute, nach der Tat, könne er kaum noch längere Wege zurücklegen. „Wenn er in Schwarzenbek in den Ort muss, nimmt er für paar Hundert Meter ein Taxi“, sagte sie.

Auch die psychische Verfassung ihres Partners sei nicht gut, führte die Zeugin weiter aus. Aufgrund seiner körperlichen Beschwerden würde er viel im Bett liegen und an manchen Tagen gar nicht mehr aufstehen.

Zeugin reagiert auf Fragen des Verteidiger sichtlich verunsichert

Der Strafverteidiger des Angeklagten hatte eine ganze Reihe Fragen an die Zeugin: Er wollte genau wissen, welche Farbe die Hämatome gehabt hatten, an welchen Körperstellen diese aufgetreten waren und wie groß diese waren. Auch den genauen Ablauf, in welches Krankenhaus der Verletzte nach der Tat gekommen war, wann sie ihn anschließend das erste Mal gesehen hat und wo er in der ersten Nacht nach seiner Entlassung geschlafen hat, wollte er wissen.

Sichtlich irritiert von den vielen Fragen, sagte die Zeugin aus, dass ihr Lebensgefährte in der Tatnacht zur Behandlung in das Krankenhaus Elmshorn eingeliefert worden war. Allerdings wurde er zunächst in Geesthacht behandelt, eher nach Hamburg-Altona verlegt wurde. Der Anwalt nutzte diese Verwechslung, um die Glaubwürdigkeit der Zeugin subtil in Frage zu stellen. Schließlich war sie so verunsichert, dass sie gar nicht mehr beantworten wollte, ob ihr Partner jemals einen Schlaganfall erlitten habe.

Die Befragung einer weiteren Zeugin wurde kurzfristig vertagt, da gegen diese ein Verfahren wegen Strafvereitelung läuft und sie deswegen ihre Aussage verweigerte. Der nächste Verhandlungstag ist für den 21. September angesetzt. Ein Urteil ist nicht vor dem 27. September zu erwarten.