Schwarzenbek. Vier Verbrüderungen und eine Partnerschaft mit Haimen hat Schwarzenbek. Jetzt soll noch eine Stadt hinzukommen. Die Details.
Wenn es um Städtepartnerschaften geht, spielt Schwarzenbek bereits seit vielen Jahrzehnten in der ersten Liga mit. Die Stadt wer geradezu ein Pionier auf diesem Gebiet. 1961 wurde sie für ihr Engagement um die Verbrüderung mit anderen Städten mit dem Europapreis des Europarates ausgezeichnet – und zwar als erst zweite deutsche Stadt nach dem hessischen Offenbach. Sie trägt ihn bis heute als einzige Stadt in Schleswig-Holstein. In der Anfangszeit gehörten Delfzijl (Holland), Aubenas (Frankreich), Sierre (Schweiz), Cesenatico (Italien) und Zelzate (Belgien) dem Städtebund an, der von Schwarzenbeks damaligem Bürgermeister Hans Koch geschmiedet worden war.
Delfzijl ist mittlerweile wieder ausgeschert und hat den Bund verlassen. Dafür gibt es seit gut zehn Jahren eine Partnerschaft mit dem chinesischen Haimen. Gerade in den vergangenen beiden Jahren war es allerdings sehr schwierig, die Verbrüderungsarbeit mit Leben zu erfüllen, weil Kontakte durch die Corona-Pandemie stark eingeschränkt waren. Trotzdem hat sich einiges getan, beispielsweise der Praktikantenaustausch mit der belgischen Stadt Zelzate (wir berichteten). Aber die Schwarzenbeker Politiker wollen mehr.
Städtepartnerschaften: neue Suche in Osteuropa
In einem von allen Fraktionen getragenen Grundsatzbeschluss entschieden die Politiker bereits Anfang März im Sozial- und Kulturausschuss, eine Partnerstadt im Osten Europas für Schwarzenbek zu suchen. Initiator des Antrags war der stellvertretene Ausschussvorsitzende Calvin Fromm (SPD). Bereits kurz nachdem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar begonnen hatte, formulierte Fromm den Antrag und schickte ihn an die übrigen Fraktionen. „Wir haben eine Entwicklung erlebt, die eine Zäsur bedeutet“, sagte der Jurist. Er sei 1996 geboren, habe weder den Zweiten Weltkrieg noch die Nachkriegszeit oder auch den Kalten Krieg erlebt. Umso erschreckender sei für die Menschen seiner Generation die aktuelle Situation, formulierte der Sozialdemokrat. Gerade Schwarzenbek als „Europastadt“ sei jetzt gefordert, meint Calvin Fromm.
Nun geht es um die Frage, wie dieser Antrag mit Leben erfüllt werden kann. „Eine Partnerschaftsfahrt kostet locker 15.000 Euro. Wir müssen uns sehr genau überlegen, was wir wollen“, betonte die zuständige Amtsleiterin Kathrin Kipke während der jüngsten Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses. Die Kernfrage sei, ob es sich um eine feste und dauerhafte Partnerschaft wie bei den anderen Verbrüderungsstädten handeln solle oder um eine eher lockere Verbindung, wie sie beispielsweise mit dem chinesischen Haimen bestehe.
Gymnasium pflegt enge Kontakte und Austausch mit Kartuzy
Ein Beispiel für eine Partnerschaft mit einer Stadt in Osteuropa könnte der Austausch des Gymnasiums Schwarzenbek mit der Stadt Kartuzy (Karthaus) in Polen sein. Diese Kooperation mit regelmäßigen beiderseitigen Besuchen gibt es seit 2017. „Mein Kollege Jan Heinrichs-Hasse hatte auf einer Partnerschaftsbörse in Danzig, organisiert durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk DPJW, eine Kollegin der Partnerschule in Kartuzy kennengelernt, woraus sich die Partnerschaft entwickelt hat“, erläuterte Petra Piper, Sprecherin des Gymnasiums.
Inhaltlich gestaltet wird die Partnerschaft durch einen jährlichen Schüleraustausch (Besuch und Gegenbesuch), der in der Regel thematisch eingebunden ist, so Petra Piper weiter. Themen waren zum Beispiel Backsteingotik, UNESCO Welterbe und Günter Grass. „Hinzu kommen private Kontakte der Lehrkräfte, um die Partnerschaft zu vertiefen“, so die Sprecherin des Gymnasiums.
Städtepartnerschaften: SPD-Politiker sieht Bürgermeister in der Zuständigkeit
Den Einwand, dass die Politiker jetzt entscheiden sollen, will der stellvertretende Sozialausschussvorsitzende Calvin Fromm so nicht gelten lassen. „Ich hatte mir nach unserem Antrag mehr Impulse seitens der Stadtvertretung erwartet. Ich sehe das Thema beim Bürgermeister angesiedelt. Er sollte das zur Chefsache machen“, sagte Calvin Fromm.
Dem pflichtete auch Roman Larisch (CDU) bei. „Alles, was wir machen, kostet Geld. Auch Partnerschaften. Wir sind Europa und das Thema Ost-Erweiterung unserer Partnerschaften müssen wir anpacken“, sagte der Christdemokrat. Es sei gut, wenn Bürgermeister Norbert Lütjens sich des Themas annähme, aber auch die Bürger müssten in den Prozess eingebunden werden, so Larisch.