Ratzeburg. Das Land Schleswig-Holstein beteiligt sich mit 600.000 Euro an der Sanierung. Weitere Fördermittel des Bundes sind beantragt.
Bereits im Dezember hat die Landesregierung in Kiel beschlossen, sich mit 600.000 Euro an der notwendigen Sanierung des Ratzeburger Doms im Herzogtum Lauenburg zu beteiligten. Da sich aber die Sanierungskosten ersten Berechnungen nach auf rund 1,26 Millionen Euro belaufen, werden weitere Fördermittel des Bundes dringend benötigt – und jetzt beantragt.
Dom ist das Wahrzeichen der Kreisstadt des Herzogtum Lauenburgs
Der Ratzeburger Dom mit seinem fast 48 Meter hohen Turm ist das Wahrzeichen der Kreisstadt und weit über die Grenzen des Herzogtum Lauenburgs hinaus bekannt. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit ihrem kreuzförmigen Grundriss ist eines der frühesten Backsteinbauten Norddeutschlands und daher ein Denkmal von nationaler Bedeutung.
Auf Initiative von Heinrich dem Löwen war mit dem Bau 1154 begonnen worden. Vollendet wurde der Dom im Jahre 1220. Mit dem Wechsel von Bischof Christoph von Schulenburg, der 1554 das Bistum Ratzeburg an den Herzog von Mecklenburg verkaufte, wurde aus dem katholischen ein evangelisches Gotteshaus. 2012 wurde hier aus mecklenburgischer und nordelbischer Kirche die Nordkirche gegründet.
Gefahr durch bröckelnde Ziegel vom Turm der Kirche
Seit mehr als drei Jahren ist der Turm mit einem Gerüst verhüllt. „Bei der Erneuerung des Kupferdaches 2018/19 wurden zum Teil erhebliche Schäden an der Fassade festgestellt“, sagt die Vorsitzende des Bauausschusses der Domkirchgemeinde, Antje Nordhaus.
Die Situation sei derart prekär, dass schlimmstenfalls sogar Steine herunterfallen könnten. „Wegen eindringender Feuchtigkeit müssen dringend Fugen saniert und voraussichtlich auch viele Ziegelsteine erneuert werden“, betont die ehrenamtlich tätige Bauingenieurin.
Bereits im November 2019 hatten Experten des Berliner Büros für Bauforschung und Restaurierung (KVO) mit der Untersuchung des historischen Backsteinturms begonnen und ein Schadensgutachten erstellt.
Dieser Expertise zufolge bezifferte das landeseigene Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) die notwendigen Investitionen zuletzt mit 1,26 Millionen Euro. „Angesichts der aktuellen Materialkrise auf dem Bau werden wir damit nicht mehr hinkommen“, befürchtet Domprobst Gert-Axel Reuß, zugleich Vorsitzender des Kirchengemeinderates.
Land fördert Turmsanierung mit 600.000 Euro
In einem ersten Schritt hat jetzt das Land Schleswig-Holstein seine Unterstützung zugesagt. Auf Initiative von CDU, Grünen und FDP hat die Landesregierung in Kiel 600.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Der Landtag hat dem Förderpaket zugestimmt, das in zwei Teilen in diesem und im kommenden Jahr als Investitionszuschuss in die Sanierung des Ratzeburger Doms fließen wird.
„Dadurch können jetzt konkrete Planungen angeschoben werden. Sobald die gesamte Finanzierung steht und das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen ist, kann vielleicht schon im Spätsommer mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Dann bekommen wir hoffentlich schnell den Ratzeburger Domturm wieder ohne Gerüst zu sehen“, sagt der Domprobst.
Nina Scheer (SPD) will sich für Bundesmittel einsetzen
Große Hoffnungen setzt die Dom-Gemeinde auf weitere Finanzierungshilfen durch den Bund. Die örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer machte sich jetzt vor Ort ein Bild von den Schäden und informierte sich über die notwendigen Maßnahmen.
Anlässlich ihres Besuchs sagte sie: „Der Dom zählt zu den historisch herausragend bedeutsamen Bauwerken der Region. Daher werde ich mich für Bundesmittel zur Sanierung einsetzen.“ Im Idealfall gelingt es, eine Fördermittelzusage des Bundes in entsprechender Höhe zu ermöglichen. Die Kirchengemeinde selbst wird ebenfalls einen maßgeblichen finanziellen Anteil zum Erhalt beisteuern.
Beeindruckt zeigte sich André Schlesselmann, verantwortlich für Fundraising beim Kirchenkreis, über das große ehrenamtliche Engagement: Im Dom gibt es neben den Gottesdiensten auch Führungen, Lesungen und Konzerte – auch im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals (SHMF).
Ebenfalls beeindruckt ist Pröpstin Frauke Eiben: „Das Engagement im Land und auf Bundesebene verfolge ich mit großer Freude. Es zeigt eindrücklich, welch hohen Stellenwert unser Ratzeburger Dom nicht nur für uns als Kirche, sondern auch gesellschaftlich und politisch hat.“
Investitionen für barrierefreie Wege und das Pastoralkolleg
Insgesamt 13 Millionen werden aktuell auf der Domhalbinsel investiert. Der größte Anteil der Summe fließt bis 2023 in einen Neubau des Pastoralkollegs. Es ist die Weiterbildungsstätte für die rund 1700 Pastoren der Nordkirche. 2011 war zudem das Predigerseminar für die Pastorenausbildung von Preetz nach Ratzeburg verlegt worden. Rund 2,4 Millionen Euro sind für neue Wege zum Dom vorgesehen. Dieser ist wegen des Kopfsteinpflasters und einer starken Steigung barrierefrei nicht erreichbar. Die Sanierung des Kupferdaches, bei dem 2018 die Schäden am Mauerwerk entdeckt wurden, kostete 380.000 Euro.
Offene Kirche und Orgelkonzert im Domvorraum
Der Sakralbau ist in den Wintermonaten (Oktober bis April) täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr, im Sommer von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zudem lädt Domorganist Christoph Skobowsky mit Violinistin Iris Maron für Sonnabend, 19. Februar, zum Konzert. Sie spielen um 18 Uhr im Paradies genannten Vorraum des Doms Werke aus Spätrenaissance und Frühbarock. Eintritt: zehn Euro. Anmeldung unter 0 45 41/34 06 oder an organist@ratzeburgerdom.de (2G-Regel).