Ratzeburg. Günter Kröpelin war länger Landrat im Herzogtum als jeder vor und nach ihm. Nun ist er im Alter von 85 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Mit einem guten Vierteljahrhundert Amtszeit war Günter Kröpelin der Landrat, der die Geschicke des Kreises Herzogtum Lauenburg länger als jeder Vorgänger oder Nachfolger mitbestimmt, ja mitgeprägt hat. Der im Jahr 1937 in Neustrelitz geborene Volljurist ist jetzt im Alter von 85 Jahren verstorben.
Landrat a. D. ist im Alter von 85 Jahren gestorben
Das Kriegsende 1945 erlebte Günter Kröpelin auf dem Hof seines Großvaters im mecklenburgischen Malzow. 1954 floh er mit seinen Eltern in den Westen, blieb seiner alten Heimat jedoch immer verbunden. Auf das Abitur in Husum folgte ein Jura-Studium.
Als Referendar kam er in den 1960er-Jahren erstmals nach Ratzeburg. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen wechselte er zunächst als Richter ans Verwaltungsgericht Schleswig. Doch bereits 1970 kehrte er als Verwaltungsdirektor in die Kreisverwaltung zurück.
Ein Blitzstart in der Kreisverwaltung
In Ratzeburg legte Kröpelin einen Blitzstart hin. Von seinem Vorgänger wurde er umgehend zu dessen Vertreter berufen. Bereits 1974 bewarb sich der Mann mit dem ausgeprägten politischen Instinkt und der häufig wallenden Haarpracht um die Nachfolge – mit Erfolg. Mit 37 Jahren wurde Kröpelin vom Kreistag zum Landrat gewählt. Er war damit einer der jüngsten in der Geschichte Schleswig-Holsteins.
Auf eine erste Amtszeit von sechs Jahren folgten zwei Wiederwahlen für jeweils zwölf Jahre. In die Zeit fielen der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Kreis und Städten, Gemeinden und Ämtern wie auch die Zusammenführung der Kreisverwaltung an einem Ort. 1980 konnten die Mitarbeiter aus 14 verstreuten Standorten ins neu errichte Kreishaus ziehen.
2002 muss der Landrat seinen Chefsessel räumen
Dass er seine dritte Amtszeit nicht vollenden durfte, nach 27 Jahren ausscheiden musste, hat Günter Kröpelin getroffen. Doch der Christdemokrat musste sich beugen: Die Gesetze sahen damals vor, dass er mit Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren in Ruhestand gehen musste.
Zu seiner Verabschiedung 2002 hatten langjährige Weggefährten einige Überraschungen vorbereitet. So überreichte die damalige Kreispräsidentin Helga Hinz (SPD) dem scheidenden Landrat ein lebendiges Ferkel als Präsent. Zuvor hatte Schleswig-Holsteins damaliger Innenminister Klaus Buß (ebenfalls SPD) das Wirken des Christdemokraten mit den Worten gelobt, Kröpelin habe die Chancen genutzt, die die Deutsche Einheit geboten habe.
Viel Lob und ein lebendiges Ferkel zum Abschied
Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung gingen nicht nur die Reisefreiheit und das Ende der Randlage des Kreises im geteilten Deutschland einher. Die Zonenrandförderung wurde abgeschafft Und der Kreis und die Wirtschaft im Herzogtum sahen sich plötzlich neuer Konkurrenz gegenüber. Nun flossen Fördermillionen ins benachbarte Mecklenburg-Vorpommern.
Günter Kröpelin war ein Mensch, der anpackte: Er hatte Anteil an der Gründung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Lauenburg (WFL) und der Umwandlung von Kasernenstandorten im Kreisgebiet zu Gewerbe- und Wohngebieten. Er unterstützte die Fokussierung auf den Tourismus als Zukunftsprojekt und die Integration großer Teile des Kreises in den Hamburger Verkehrsverbund. (HVV).
Der letzte „Herzog“ im Lauenburgischen
Sein breites Engagement, seine Beharrlichkeit wie auch Durchsetzungskraft würdigen Wegbegleiter mit der Einschätzung, Kröpelin sei „der letzte Herzog“ im Kreisgebiet. Eine Leidenschaft teilte er tatsächlich mit dem Adel in der Region: die zur Jagd – entweder in seinem eigenen Jagdgebiet in Mecklenburg oder bei den Hubertusjagden in den kreiseigenen Wäldern.
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„Die Zeiten haben sich geändert, er hätte heute sicherlich nicht mehr die Freude an diesem Amt. Aber für seine Zeit war er eine Idealbesetzung“, würdigt Kreispräsident Meinhard Füllner Kröpelin. Füllner war damals zeitweilig sein Vertreter. „Er hat sich in vielfältigster Weise um unseren Kreis Herzogtum Lauenburg verdient gemacht.“
Nachfolger lobt Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft
Der jüngst im Amt bestätigte zweite Nachfolger Kröpelins sieht dessen Wirken als eines, das fortwirke: „Günter Kröpelin hat mit großer Sachkenntnis, der erforderlichen Beharrlichkeit und im Zweifel auch der notwendigen Streitbarkeit Spuren hinterlassen, die nachhaltig ein Teil unserer jüngeren Kreisgeschichte bleiben“, so Christoph Mager.