Krüzen. Birgit Stüwe betreibt ehrenamtlich einen Geschirrverleih. Teller und Tassen für Feiern können bei ihr kostenfrei ausgeliehen werden.

„Würde ich das machen?“, fragte ich mich, bevor ich Birgit Stüwe traf: Die Hausfrau aus Krüzen ist Umweltaktivistin. Sie klebt sich nicht auf Straßen fest, sondern setzt in Sachen Klimaschutz auf Nachhaltigkeit vor Ort – mit einem Geschirrverleih.

Redakteur Marcus Jürgensen
Redakteur Marcus Jürgensen © Matthias Reitenbach | Matthias Reitenbach

Seit dem 3. Juli 2021 werden in der Europäischen Union Trinkhalme und Einweg-Geschirr aus Plastik und Styropor nicht mehr produziert und in den Handel gebracht. Für Birgit Stüwe sowie Volker und Conny Wangelin vom Verein „klimafair leben e.V.“ war das ein Meilenstein: Schon seit 2019 gibt es den Verein, der im nördlichen Niedersachsen aus einem Umweltstammtisch entstanden ist. Ziel: plastikfreier und nachhaltiger leben. Das wollen sie mit Workshops erreichen – und einem kostenfreien Geschirrverleih.

Vier Geschirrausleihestellen rund um Hamburg

Seit 2020 gibt es vier Geschirrausleihestellen: Hanstedt bei Buchholz in der Nordheide, Winsen/Luhe und Salzhausen – die einzige Ausleihstelle in Schleswig-Holstein betreibt Birgit Stüwe in Krüzen bei Lauenburg. Bei ihr stapeln sich in einem Schrank im Keller ihres Einfamilienhauses Teller, Tassen, Untertassen und Besteck. Feiern mit bis zu 80 Personen kann sie versorgen.

Das Besondere: Die Ausleihe ist kostenlos, denn Geschirr und Bestecke wurden gespendet. Doppelt nachhaltig sei dies, so Stüwe: Denn Teller, Becher, Gläser, Messer und Gabeln wären sonst im Müll gelandet.

„Wir wollen keinen Gewinn erzielen, sondern etwas Gutes für Umwelt und Klima tun“, sagt Birgit Stüwe. Der Ausleiher muss das Geschirr nach der Benutzung lediglich reinigen und zurückbringen. Auch wenn Teile kaputtgegangen sind, ist das kein Problem: „Wir erhalten immer wieder Spenden, mit denen wir die Stapel auffüllen können. Die Leute müssen nur sagen, wenn etwas kaputtgegangen ist“, so Stüwe.

In selbst genähten Beuteln warten Löffel, Gabeln und Messer auf ihren nächsten Einsatz. Wer allerdings einheitliches Geschirr in Weiß erwartet, ist bei der „Porzellan statt Plastik“-Initiative fehl am Platz: Die Einzelteile oder komplette Services stammen aus Haushaltsauflösungen oder Spenden. „So lange sie heil und sauber sind, erhalten sie in unserem Verein ein zweites Leben“, sagt die 50-Jährige.

Kunterbunter Mix statt einheitliches Porzellan

Ausgeliehen wird der kunterbunte Mix zu Konfirmations- und sonstige Familienfeiern, aber auch ein Hochzeitspaar aus Lübeck, das ganz bewusst einen Stilmix wünschte und dem der Öko-Aspekt wichtig war, gehörte zu den Kunden.

In der Weihnachtszeit herrschte in Krüzen jedoch Ausleihflaute: „Dabei haben wir sogar Tee- und Groggläser im Angebot“, sagt Birgit Stüwe: „Und auch große Becher, die sich für Glühwein oder Punsch eignen.“ Jetzt hofft die Krüzenerin auf das Frühjahr oder spontane Schneepartys, bei der ihr Geschirr genutzt werden kann: „Der Umweltgedanke wird noch wachsen“, ist sie überzeugt.

Würde ich bei Birgit Stüwe Geschirr für eine private Feier ausleihen? Bisher reichte unser eigenes Geschirr aus, doch wir haben bei größeren Feiern auch schon Einwegbecher und -teller aus Pappe und Plastik benutzt. Einmal habe ich mir sogar Dessertteller im Internet bestellt – habe aber mehr auf Preis als auf die Größe geachtet: Für ein Stück Kuchen waren sie zu klein, eigneten sich höchsten für eine Praline oder den Polterabend. Vor dem Termin war ich skeptisch, doch die Krüzenerin hat mich überzeugt. Wer auch bei Birgit Stüwe Geschirr ausleihen möchte, erreicht sie per E-Mail an psp_kruezen@klimafair-leben.de.