Groß Pampau. Eine Entscheidung über die Chancen für ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg hat sich verzögert. Derweil gewinnen Juristen an Bedeutung.
Der Streit um Skelette von Walen, Urmeer-Haien und Co. aus der Kies- und Tongrube in Groß Pampau eskaliert. Er lässt die Idee für ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg in den Hintergrund treten. Während das ehrenamtliche Grabungsteam um Gerhard Höpfner die Herausgabe ihrer Funde aus dem Lübecker Museum für Natur und Umwelt gerichtlich durchsetzen will, schlägt sich das Land auf die Seite der Hansestadt.
Rechtsstreit: Richter entscheiden, ob Lübeck Fossilien behalten darf
Ob diese tatsächlich das Eigentum an den elf Millionen Jahre alten Funden beanspruchen kann, die ihr als Leihgaben für die Ausstellung übergeben wurden, werden voraussichtlich Richter entscheiden – am Ende eines langjährigen Rechtsstreits.
Im Herbst solle eine (Vor-)Entscheidung zum weiteren Vorgehen in Sachen Urmeer-Museum fallen, so hatte es im Laufe des Jahres aus der SPD geheißen. Doch zur Oktobersitzung des zuständigen Kreis-Kulturausschusses fehlt das Thema erneut auf der Tagesordnung. Im November soll es so weit sein. Zeitgleich wird der Ton immer schärfer.
FDP-Abgeordneter und Museumsfans fordern Aufklärung
Es bestehe weiter Beratungsbedarf, begründet die Kulturausschuss-Vorsitzende Gitta Neumann-Güntner (SPD). „Die FDP wartet, wie wir auch, auf ausstehende Antworten zu einer FDP-Anfrage an die Landesregierung.“ Die hat sich im Streit zwischen ehrenamtlichem Grabungsteam und Lübeck auf die Seite der Hansestadt geschlagen. FDP-Landtagsfraktion und Museumsbefürworter im Kreis sehen wichtige Fragen unbeantwortet.
Auf seine Kleine Anfrage erfuhr der Landtagsabgeordnete Christopher Vogt (FDP), Kiel wolle dem Grabungsteam keine weitere Förderung zugestehen. Die ehrenamtlich Aktiven haben in rund 40 Jahren Funde von internationaler Bedeutung zu Tage gefördert, auch Fossilien bislang unbekannter Arten.
160.000 Euro Fördermittel für ein Riesenaufgabenpaket
Seit 2012 seien 160.000 Euro geflossen, so die Landesregierung. „Die geförderten Arbeiten umfassten Grabung, Bergung, Präparation, Transport, Dokumentation, wissenschaftliche Bearbeitung, die Präsentation für die Öffentlichkeit sowie Vermittlungs- und Bildungsarbeit“, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage.
Im Verhältnis zu wissenschaftlichem Ertrag und Aufgabenstellung eine eher geringe Summe. Diese sei unter der Maßgabe geflossen, dass die Funde im Lübecker Museum gezeigt würden, so die Antwort. „Die Landesregierung geht davon aus, dass die Funde weitgehend ins Eigentum Lübecks übergegangen sind. Ausgenommen sind die vom ehrenamtlichen Grabungsleiter als Leihgaben übergebenen Funde. Dazu ist ein Rechtsstreit anhängig.“
Warum meint Kiel, Lübeck sei inzwischen Eigentümerin?
Woraus die Landesregierung den Eigentumsübergang herleiten möchte, ist eine Frage, die Anhänger eines Urmeer-Museums beantwortet sehen wollen. Man warte bis heute, dass Lübeck seine Behauptung belege, es sei Eigentümerin der fossilen Fundstücke, heißt es dazu auch aus dem Grabungsteam.
„Es gibt einen Vertrag über Leihgaben zum Zwecke der Ausstellung“, sagt Gerhard Höpfner mit Blick auf das Museum, das nach einem Umbau und Neuausrichtung nur noch einen kleinen Teil der Fossilien zeigen will. Höpfner hat, wie berichtet, Strafanzeige erstattet und strebt zeitgleich ein Urteil an, dass Lübeck alles herausgeben muss. „Wir haben über Jahrzehnte nicht Tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit und viel eigenes Geld investiert, um am Ende enteignet zu werden.“
„Nicht viel Arbeit und Geld investiert, um enteignet zu werden“
Auf vier bis fünf Millionen Euro hat inzwischen die Kreisverwaltung die Investitionskosten für ein Urmeer-Museum taxiert. „Hochgerechnet auf die Immobilie, ohne Ausstattung, Betrieb und wissenschaftlichem Personal“, hat kürzlich Landrat Christoph Mager auf Nachfrage geäußert.
Angesichts von sieben bis acht Millionen Euro Zusatzkosten allein für die Flüchtlingsunterbringung sei dies nicht zu leisten, heißt es dazu aus der Union mit Blick auf zusätzliche Belastungen für den Kreishaushalt.
Christopher Vogt kritisiert diese Hinhaltetaktik sei unwürdig. „Wenn die Lauenburgische CDU das Urmeer-Museum nicht mehr will, sollte sie einen entsprechenden Beschluss der schwarz-grünen Kreistagsmehrheit herbeiführen und die Taktierereien beenden“, fordert der Liberale. Der Kreistag müsste zumindest beschließen, „wenn doch keine Machbarkeitsstudie gewünscht ist“.
Lübecker Studie reicht nicht: Kreis benötigt eigene Machbarkeitsstudie
Neumann-Güntner setzt darauf, dass getroffene Beschlüsse auch umgesetzt werden: „Die Studie Lübecks für das eigene Museum sind für uns nicht hinreichend“, sagt die Sozialdemokratin mit Blick auf das vom Land mitfinanzierte Papier. Als nächstes stehe eine Machbarkeitsstudie auf der Tagesordnung. Darin müsse es darum gehen, ob und wie ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg verwirklicht werden könnte.