Gülzow. Vor zehn Jahre startete die Grundschule mit 16 Kindern, heute sind es 85 Schüler. Aber leicht war der Weg bis zum Start nicht.
Ein Brot und eine Sandale hatte Matthias Mannherz, Pastor der Kirchengemeinde Gülzow und Vorsitzender des Fördervereins Evangelische Grundschule Gülzow, dabei, die er aus einer riesigen Schultüte hervor holte: „Das Brot steht symbolisch für euren Wissenshunger und die Sandale dafür, dass ihr euren Weg auch da geht, wo Steine liegen“, erklärte der Geistliche den 16 Erst- und zwei Zweitklässlern, die er zum Schulanfang in der St.-Petri-Kirche begrüßte. Das war vor zehn Jahren. Mittlerweile sind es 85 Kinder, die von einem zehnköpfigen Team betreut werden. Am Freitag, 9. September, feiert die Schule mit einem Schulfest den Geburtstag.
„Bereits am Vormittag haben wir uns für die Kinder etwas Besonderes ausgedacht“, sagt Schulleiterin Marijke Lübker. Das eigentliche Fest beginnt um 14.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der St.-Petri-Kirche. Von dort geht es gegen 15.15 Uhr zur Feier auf den Schulhof an der Schlossstraße 7.
Initiator Matthias Mannherz kommt zum Schulgeburtstag
Neben aktuellen und ehemaligen Schülern sowie deren Angehörigen wird auch Matthias Mannherz, der heute Pastor in Elmshorn ist, zum Schulfest kommen. Zugesagt haben zudem unter anderem Gunther Wiese, Finanzvorstand der Schulstiftung der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Carmen Bohnsack vom Pädagogisch-Theologischen Institut der Nordkirche sowie Bürgermeister Wolfgang Schmahl. „Wir freuen uns auf viele Besucher“, lädt Lübker ein. Die können auf einem Rundgang durch das Gebäude Fotos aus den vergangenen zehn Jahren betrachten.
Doch die Geschichte der Schule reicht viel weiter zurück. Im 1000 Einwohner zählenden Dorf gab es seit 1966 eine Grund- und Hauptschule, die für Gülzow und die umliegenden Gemeinden zuständig war. Mit der Reform des Schulgesetzes in Schleswig-Holstein wurden jedoch 2009 die Hauptschulen abgeschafft und durch Gemeinschafts- oder Regionalschulen ersetzt. Für eine Regionalschule war die Dorfschule zu klein und der Weiterbetrieb als reine Grundschule erschien dem Schulverband zu riskant. 2010 wurde die Schule geschlossen.
Nach dem Aus für die Hauptschule kam die evangelische Kirche
Zu dem Zeitpunkt hatten engagierte Bürger gemeinsam mit Pastor Mannherz bereits den Förderverein gegründet und Kontakt zur Schulstiftung aufgenommen, die damals noch auf Mecklenburg beschränkt war und erst 2012 mit der Gründung der Nordkirche auch für Schleswig-Holstein zuständig wurde. So lange sollte der Förderverein die Schule führen, die 2011 an den Start gehen wollte. Doch der Plan schlug fehl: Nachdem anfangs 20 Eltern ihr Interesse bekundet hatten, kamen zur Einschreibung nur sechs – zu wenig, um den Schulbetrieb aufzunehmen.
Einige Eltern hatte wohl irritiert, dass der Schulverband zwischenzeitlich versucht hatte, die Schule als Gewerbeobjekt zu vermieten. Dem Förderverein wurden stattdessen Räume in der alten ehemaligen Dorfschule angeboten. Doch die Initiatoren gaben nicht auf und so konnten ein Jahr später, 2012, die ersten Kinder eingeschult werden – in der ehemaligen Grund- und Hauptschule. Schülern, Eltern, Lehrkräften und Förderverein stand jedoch noch ein weiterer Kraftakt bevor: Zwei Jahre muss eine neu gegründete Privatschule sich beweisen, bevor sie durch das Land gefördert wird.
Lübker: „Wir sind da sicherlich Pioniere gewesen“
Es dauerte noch fünf weitere Jahre, bis am 1. August 2017 die Schulstiftung der Nordkirche mit Sitz in Schwerin die Trägerschaft der Gülzower Schule übernahm. „Wir sind da sicherlich Pioniere gewesen“, sagt Lübker. Zwar gab es damals bereits eine Montessori-Schule in Sterley, außerdem eine Förderschule in Bliestorf und die Infinita-Demokratische Schule in Steinhorst. Die Gründung einer evangelischen Schule war jedoch einmalig in Schleswig-Holstein. „Sicher waren wir damit auch beispielgebend für unsere Schwesterschule in Siebeneichen“, sagt Lübker: Vor zwei Jahren wurde dort als Nachfolgerin der ehemaligen Dorfschule ebenfalls eine Grundschule unter dem Dach der Schulstiftung gegründet.