Ratzeburg. Am 1. August war Ausbildungsstart. Noch immer sind bundesweit 200.000 Plätze frei. Wie das Herzogtum Lauenburg aufgestellt ist.

Zum regulären Beginn des Ausbildungsjahres am 1. August waren in Deutschland noch rund 200.000 Lehrstellen frei. Das sind noch mehr als in vergangenen Jahren. Dabei haben die Betriebe die Zahl der angebotenen Lehrstellen 2022 reduziert. Etwas besser die Entwicklung im Kreis Herzogtum Lauenburg, zumindest das Handwerk gibt weiter Gas. Doch die Lücken werden immer größer.

Zu weiter wachsenden Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden, sind bundesweit Probleme gekommen, in den vergangenen Corona-Jahren mit Praktikumsplätzen junge Menschen in die Betriebe zu holen und für die jeweiligen Ausbildungsangebote zu interessieren. Doch alle Wirtschaftszweige in Deutschland sind auf Nachwuchssuche, Handel und Dienstleistungssektor ebenso wie Industrie und Handwerk. Verliert der deutsche Arbeitsmarkt doch bis 2030 voraussichtlich rund fünf Millionen Arbeitskräfte, weil die geburtenstarke Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren in Rente geht.

Das Handwerk im Herzogtum Lauenburg steht im Vergleich noch gut da

Im Vergleich mit anderen Kreisen in Schleswig-Holstein sieht sich das Handwerk im Herzogtum Lauenburg gut aufgestellt. „Im Handwerkskammerbezirk Lübeck zählen wir zu den wenigen Kreisen zwischen Kiel und Elbe, die ein Plus an Ausbildungsplätzen und an abgeschlossenen Verträgen verzeichnen“, sagt Susanne Bendfeldt, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. Dennoch suchten viele Betriebe weiter nach Azubis, auch noch für das gerade begonnene Ausbildungsjahr.

„Dabei verzeichnen wir etwa im Baugewerbe neue Azubis etwa auf dem Niveau des Vorjahres, das ist eine wirklich gute Nachricht“, betont Bendfeldt. Die exakten Zahlen würden im September erhoben. Doch so sehr die stabile Entwicklung erfreulich sei: „Es reicht nicht.“

Das gelte besonders auch für die Berufe, die zur Bekämpfung des Klimawandels stark gefragt seien, „ganz aktuell aber auch für Ofenbauer“. Die Angst vor einem kalten Winter, sollte Russland alle Erdgaslieferungen stoppen, lasse derzeit die Zahl der Aufträge bei Fachfirmen in die Höhe schnellen. „Die Auftragslage ist hervorragend“, weiß Bendfeldt. Doch selbst wenn das knappe Material ausreichend vorhanden wäre, fehle es dann an Mitarbeitern, die vielen Kundenwünschen zeitnah zu bewältigen.

440.000 Mitarbeiter fehlen bis 2030 für die Klimawende

Die Zeit drängt: Nach vorsichtigen Expertenschätzungen fehlen bis zum Jahr 2030 nicht weniger als 440.000 Mitarbeiter in den Bereichen Sanitär- und Heizungsbau sowie Klimatechnik, um die politischen Pläne für die Energiewende in Deutschland in die Tat umzusetzen. Große Probleme, freie Ausbildungsplätze zu besetzen, herrschen auch im Dienstleistungssektor. „Friseure suchen händeringend Auszubildende“, die Branche stehe zu unrecht in dem Ruf, schlecht zu bezahlen, so Bendfeldt: Die Ausbildungsvergütungen und Einkommen seien in den vergangenen Jahren deutlich angehoben worden, „und die Karrierechancen sind in dem Bereich wirklich gut“.

Im Dienstleistungssektor werden die Nachwuchssorgen größer

In Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in Geesthacht starten wir heute in loser Folge mit der Vorstellung von Ausbildungsplätzen, die Betriebe und Unternehmen aktuell im Kreis Herzogtum anbieten, auch mit Ausbildungsbeginn noch dieses Jahr. Darunter sind auch solche, die junge Menschen und ihre Eltern nicht im Blick haben, wenn sie über ihre Berufschancen nachdenken.

Die erste Folge: Behälter- und Apparatebauer arbeiten noch mit der Hand