Ratzeburg/Lübeck. Wie insbesondere das Herzogtum vom Zusammenwachsen Dänemarks, Schwedens und Norddeutschlands profitieren will.
Nur wenige Infrastrukturprojekte haben die vergangenen Jahre in Schleswig-Holstein für so viele Diskussionen gesorgt wie der Bau des Fehmarnbelt-Tunnels. Die Weichen sind gestellt, auf dänischer Seite haben die Arbeiten am Tunnel längst begonnen. In Schleswig-Holstein haben sich vier Kreise und die Hansestadt Lübeck im Verein Hansebelt zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Interessen zu vertreten.
Vier Kreise und Lübeck vertreten gemeinsam ihre Interessen
Mit dabei auch die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn. Obwohl nicht unmittelbar an der Verkehrsachse Hamburg–Lübeck–Kopenhagen gelegen, setzen insbesondere die Verantwortlichen im Herzogtum auf die Strahlkraft des Vorhabens.
Was in Skandinavien längst in vielen Köpfen war, spielt auch auf deutscher Seite eine wachsende Rolle. Das Vorhaben geht über die Verbindung beider Nachbarstaaten deutlich hinaus. Über die Öresundbrücke wird auch das wirtschaftlich starke Südschweden dichter an den mitteleuropäischen Wirtschaftsraum angebunden. Malmö/Göteborg zählt zu den prosperierendsten europäischen Regionen.
Fehmarnbelt-Tunnel verbindet Süd-Schweden mit Mitteleuropa
Während Offizielle wie Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau, Lauenburgs Landrat Christoph Mager und Hansebelt-Vorstand Ulf Hahn – in Personalunion Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Stormarn – öffentlichkeitswirksam die Bedeutung des Vorhabens für die gesamte Region betonen und auf Chancen und die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit hinweisen, laufen im Hintergrund längst die Anstrengungen hoch, das Entwicklungspotenzial nutzbar zu machen. „Die Hansebelt-Region tritt erstmals gemeinsam in München bei der Expo-Real auf“, sagt Michaela Bierschwall, Chefin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg (WFL).
Hansebelt zeigt auf der Expo-Real in München gemeinsam Flagge
Auf der größten Immobilen- und Investitionsmesse weltweit mache es nur Sinn, gemeinsam zu agieren. „Die Kreise Ostholstein und Stormarn sind nicht in der Lage, alle Wünsche zu bedienen, es herrscht überall Knappheit an verfügbaren Gewerbeflächen“, sagt die Expertin mit Blick auf die beiden Kreise, durch die die Hauptverkehrsströme fließen.
„Für eine nachhaltige Entwicklung ist eine Grenzen überschreitende Zusammenarbeit notwendig.“ Das gelte auch für Hamburg, „die Hansestadt kann nur in Kooperation mit dem Umland weiter wachsen“.
Schwarzenbek und Grabau machen es im Kleinen vor
Auch auf Kreisebene gibt es Erfolge. Bierschwall: „Die Zusammenarbeit von Schwarzenbek und der Nachbargemeinde Grabau für ein neues Gewerbegebiet zeigt, wie es auch in Zukunft funktionieren kann.“ Ein abgestimmtes Vorgehen sei umso wichtiger, als neben der Ressource Fläche sich weiterer Mangel bemerkbar macht.
Mit Kooperationen zu mehr Arbeitsplätzen im Kreisgebiet
„Fachkräfte sind ein wichtiges Thema.“ Wem es gelinge, wohnortnahe Arbeitsplätze anzubieten, werde im Vorteil sein. Bierschwall: „Wir setzen darauf, dass Menschen künftig weniger pendeln müssen, mehr im Kreis eine Beschäftigung haben werden.“ Um die Zukunftsperspektiven auszuloten, hat es bereits Treffen mit Wirtschaftsförderern auf Lolland und Seeland gegeben.
Landrat Christoph Mager hat ein weiteres Feld ausgemacht, auf dem der Kreis Herzogtum Lauenburg punkten kann. „Für Skandinavier sind wir touristisch interessant. Das Angebot ist vielfältig, und der Kreis ist aus Skandinavien gut erreichbar.“ Diese Entwicklung zeige sich aktuell an der steigenden Zahl von Autos mit skandinavischen Kennzeichen vor Hotels und Pensionen.
Wachsendes Interesse an Urlaub im Herzogtum Lauenburg
Mager: „Herr Schmidt, (Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketinggesellschaft, d. Red.) überlegt bereits, wie die HLMS in der Hinsicht vermehrt in Skandinavien tätig werden kann.“