Hamburg. Der Hafen und mehrere schwedische Kommunen fordern einen Tunnel. Das Projekt soll 4,5 Milliarden Euro kosten.
Deutschland ist Schwedens wichtigster Handelspartner, doch bisher müssen fast alle Güter per Schiff transportiert werden. Das will die schwedische Regierung ändern. Im Herbst entscheidet sie über den Bau einer weiteren festen Bahnverbindung zum dänischen Festland. Dabei wirbt Hamburgs Hafenwirtschaft mit schwedischen Kommunen für ein Projekt, das die Fahrtdauer von Göteborg/Stockholm nach Hamburg stark reduzieren soll. Europaspåret (Europastrecke) heißt das Projekt.
Es sieht den Bau eines 19 Kilometer langen Eisenbahn-Tunnels zwischen der schwedischen Gemeinde Landskrona und der dänischen Hauptstadt Kopenhagen vor. Damit soll mehr Fracht auf die Schiene gebracht werden. Eine weitere Verbindung ist notwendig, weil der Frachtverkehr wächst und die bisher einzige bestehende Querung, die Öresundbrücke, schon mit Personenzügen ausgelastet ist.
Sobald der neue Fehmarnbelttunnel fertig gestellt wird, rechnen Experten damit, dass sich der Frachtverkehr Richtung Deutschland nahezu verdoppelt. Auf dänischer Seite laufen bereits Vorarbeiten. Auf deutscher Seite liegen noch acht Klagen gegen das Megaprojekt beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Am 22. September starten dort die Verhandlungen.
Strecke Stockholm–Hamburg: Fahrzeit würde sich verkürzen
Alternativ zum Tunnel bei Landskrona steht auch noch eine Verbindung zwischen dem schwedischen Helsingborg und dem dänischen Helsingør im Raum. Dort liegt mit 4,9 Kilometern die schmalste Stelle des Öresund. Wegen der Tiefe des Wassers wäre aber die Zufahrtsrampe zum Tunnel so steil, dass Güterzüge diese nicht mehr meistern könnten.
„Europaspåret ist der einzige Vorschlag für eine neue feste Verbindung, der die für den Transportsektor und die Wirtschaft erforderliche Frachtkapazität schafft“, sagte Torkild Strandberg, Bürgermeister der Region Landskrona. Die Fahrstrecke zwischen Stockholm und Hamburg würde sich damit von derzeit zehn auf etwas mehr als sechs Stunden verkürzen, von Göteborg von acht auf etwas mehr als vier.
Kohlendioxid-Emissionen sinken um 96 Prozent
Vor allem für eilige Güter wie Fruchttransporte wäre das eine Alternative heißt es aus Hamburger Wirtschaftskreisen. „Der Unternehmensverband Hafen Hamburg unterstützt Europaspåret, weil es die wirtschaftlich starke Region Südschwedens enger an Hamburg rückt und mehr Ladung in unseren Hafen bringen wird“, so Verbandspräsident Gunther Bonz. Die Hafenwirtschaft hoffe, dass sich die Regierung für diese Lösung einsetzt – zumal sie umweltfreundlich wäre, da etliche Lkw-Transporte wegfielen.
Mit Europaspåret könnten die CO2-Emissionen pro transportierter Tonne zwischen Stockholm und Hamburg um 96 Prozent gesenkt werden, sagen die Initiatoren. Auch für die Baukosten in Höhe von 4,5 Milliarden Euro gibt es schon Finanzierungsvorschläge. Rund 35 Prozent würde die Europäische Union übernehmen, der Rest müsste über eine Maut eingenommen werden.