Schwarzenbek. TSV Schwimmsparte fordert Planung eines Bades bei Neubau der Grundschulen. Was die Politik dazu sagt.

Jeder zweite Viertklässler im Norden kann nicht sicher schwimmen. Das hat gerade die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) festgestellt. Und diese Tatsache spiegelt einen traurigen Trend wider. In Schwarzenbek versuchen DLRG und Schwimmsparte des TSV gemeinsam mit den beiden Grundschulen Nordost und an der Breslauer Straße mit Angeboten in der Offenen Ganztagsschule gegenzusteuern, aber die Bedingungen sind mangels eines Bades schwierig.

Schwimmausbildung seit Abriss des Hallenbades schwierig

Seit dem Abriss des Hallenbades im Jahr 2003 hat die Europastadt keine eigene Schwimmstätte mehr. Die ehrenamtlichen Trainer weichen seit Jahren auf Mölln, Bergedorf und Reinbek aus, die Kinder müssen aber dorthin transportiert werden. Jetzt hat Klaus Kamm, Vorsitzender der Schwimmabteilung des TSV Schwarzenbek, angeregt, ein Lehrschwimmbecken bei den weiteren Planungen für den Bau von zwei neuen Grundschulen in der Stadt zu berücksichtigen. „Bei einem Gesamtvolumen von mindestens 50 Millionen Euro für den Neubau der Schulen Nordost und an der Breslauer Straße müsste das auch möglich sein“, so der Schwarzenbeker. Wie berichtet, sind beide Grundschulen marode und müssen durch Neubauten ersetzt werden.

Schwimmabteilung hat noch acht aktive Mitglieder

„Schwimmen ist ein fester Bestandteil des Lehrplans und der Lehrkräfteausbildung in Schleswig-Holstein. Neben guten Lehrern gehören dazu auch gute Gebäude“, wirbt Klaus Kamm für das Projekt. Die Schwimmabteilung hielt sich auch nach der Schließung des Hallenbades vor mittlerweile 19 Jahren hartnäckig und hat aktuell noch acht Mitglieder. Das klingt zunächst nicht nach viel, aber dafür sind die Mitglieder umso aktiver.

Klaus Kamm setzt sich für ein Lehrschwimmbecken ein.
Klaus Kamm setzt sich für ein Lehrschwimmbecken ein. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

„Die meisten von uns haben eine B-Lizenz als Trainer und dürfen Schwimmunterricht anbieten sowie Prüfungen abnehmen. Das Spektrum reicht vom Seepferdchen bis hin zum Schwimmabzeichen in Gold“, so Klaus Kamm, der der Abteilung seit vielen Jahren vorsitzt und glühender Verfechter für den Neubau einer Schwimmhalle ist.

Mehrere enttäuschte Hoffnungen auf ein neues Hallenbad

Kamm war – wie viele andere in der Stadt auch – ein massiver Unterstützer des Projektes eines Investors, der den Schwarzenbekern im Jahr 2008 ein Hallenbad auf dem Gelände des heutigen Mehrgenerationsparks Dreiangel gegenüber vom Lupuspark versprach. Das Vorhaben platzte, der Investor wurde später wegen Betruges zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und sein Privathaus zwangsversteigert (wir berichteten).

Machbarkeitsstudie mit den Umlandgemeinden liegt auf Eis

Neue Hoffnung keimte auf, als im Jahr 2018 unter Federführung von Schwarzenbeks damaliger Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig und mehrerer Umlandgemeinden die Machbarkeitsstudie für eine Schwimmhalle vorgestellt wurde. Allerdings hätte das Projekt die Stadt und die Dörfer jährlich mehr als 750.000 Euro Defizitausgleich gekostet. Auch von diesem Projekt haben sich die Politiker mittlerweile angesichts der hohen Kosten verabschiedet.

Jetzt hat Kamm als neue Variante das Lehrschwimmbecken in einer der beiden neu zu bauenden Schulen ins Gespräch gebracht und sowohl bei den Politikern als auch bei Bürgermeister Norbert Lütjens dafür geworben. „Der Bürgermeister hat die Idee positiv aufgenommen und will das mit den Politikern besprechen“, sagt Kamm. Der Verwaltungschef gab sich gegenüber unserer Zeitung allerdings deutlich reservierter. „Ich werde den Vorstoß nach der Sommerpause im Ältestenrat thematisieren. Die Finanzierung ist allerdings angesichts der vielen anderen Projekte, die wir voranbringen müssen, schwierig“, sagte der Bürgermeister. Letztlich sei das aber eine politische Entscheidung.

FDP regte vor vier Jahren Schwimmbad in Realschule an

Skeptisch zeigte sich auch FDP-Fraktionschef Helmut Stolze. Seine Partei hatte im Jahr 2018 den Bau eines Lehrschwimmbeckens in der ehemaligen Realschule an der Berliner Straße angeregt und ein entsprechendes Konzept vorgelegt. „Die Beratungen über die Phase Null für den Neubau der beiden Grundschulen laufen seit zwei Jahren. Bislang war dabei nie von einem Lehrschwimmbecken die Rede. Finanziell halte ich das für sehr schwierig, auch wenn die Idee grundsätzlich gut ist. Das sollten wir mit aller Ernsthaftigkeit zumindest prüfen“, betonte der Freidemokrat.

Seine Partei wolle das von ihr vor vier Jahren angeregte Projekt Lehrschwimmbecken allerdings nicht mehr weiter verfolgen. „Wir haben das in der Partei beraten, nachdem der Brief von Herrn Kamm bei uns eintraf“, so Stolze.

Kamm gibt sich indes kämpferisch. „Bereits 2017 hatte die damalige Bildungsministerin gefordert, dass jedes Kind in Schleswig–Holstein zum Ende der Grundschulzeit schwimmen können sollte. Da die Priorität des Baues eines Hallenbades aus finanziellen Gründen in Schwarzenbek weit ans Ende gerückt ist, bietet sich ein Lehrschwimmbecken in einer der beiden Grundschulen an.“ So könnten die Kinder zumindest das „Seepferdchen“ absolvieren. Vorreiter sei die Grundschule in Berkenthin, die über ein Lehrschwimmbecken verfüge.