Schwarzenbek. Normale Autos kamen als Leihfahrzeug via App in der Vergangenheit nicht gut in der Stadt an. Ein Neunsitzer soll das nun ändern.

Carsharing funktioniert nur in der Großstadt richtig gut: Per App anmelden, ein Fahrzeug in der Nähe suchen, freischalten, losfahren und am Zielort irgendwo abstellen. Ein Versuch, Carsharing auch im 16.000 Einwohner zählenden Schwarzenbek zu etablieren, scheiterte 2019. Jetzt will Anbieter Mikar aus dem bayerischen Deggendorf einen neuen Versuch starten – mit einem werbefinanzierten Kleinbus.

Das Angebot von Mazda, Lidl und Deutscher Bahn, mit dem diese 2019 nach Schwarzenbek kamen, ähnelte dem üblichen Carsharing – mit einem Unterschied: Die beiden Mazda CX 5 konnten nicht irgendwo im Stadtgebiet ausgeliehen und abgestellt werden, sondern hatten ihren festen Standort an der Classic-Tankstelle. Nur das Ausleihen per App unterschied das Angebot vom klassischen Mietfahrzeug. Als sich Mazda im August 2019 aus der Kooperation zurückzog, weil der Betrieb der Fahrzeuge nicht rentabel war, verschwanden auch die beiden Autos aus der Stadt.

Carsharing soll mit Kleinbus auch in Schwarzenbek funktionieren

Mikar geht einen anderen Weg: Die Firma bietet seit 28 Jahren Kommunen Fahrzeuge über ein Sponsoring-Modell an. Das Unternehmen stellt das Fahrzeug zur Verfügung, in der Regel einen Kleinbus für den Jugendtreff oder andere städtische Zwecke, das von örtlichen Firmen über Werbeaufkleber finanziert wird. Seit 2017 ist Mikar auch im Bereich Carsharing aktiv und hat das Sponsoring-Konzept auf die Leihfahrzeuge übertragen. Darüber hinaus arbeitet der Anbieter auch mit Bauträgern zusammen, bietet Carsharing mit Pkw in großen Wohnanlagen an.

In einer Videokonferenz hatte Tina Krieger von Mikar Bürgermeister Norbert Lütjens und Nina Reimers, Klimaschutzbeauftragte der Stadt, das Konzept vorgestellt und beide überzeugt: „Normales Carsharing funktioniert im ländlichen Raum nicht. Dafür verzichtet niemand auf den Zweitwagen“, so Reimers. Per App ausleihbare Kleinbusse für den Großeinkauf oder einen Familienausflug seien aber eine chancenreiche Alternative, so die Klimaschutzbeauftragte, die das Konzept im Bauausschuss vorstellte.

Schwarzenbek stellt nur den Parkplatz für den Carsharing-Kleinbus

Tatsächlich muss die Stadt nichts tun, außer einen Parkplatz in Rathausnähe zu stellen: Mikar übernimmt die Sponsorensuche und für vier Jahre auch Wartung, Versicherung und Abrechnung. „Und was kommt nach diesen vier Jahren auf uns zu oder wenn der Bus nicht ausgelastet ist“, fragte Ausschussmitglied Klaus Jennrich nach. Antwort von Reimers: „Nichts.“

Mikar sucht die Sponsoren, stellt den Bus für vier Jahre zur Verfügung und trägt auch das wirtschaftliche Risiko. „Mikar möchte in den Markt“, schilderte Lütjens seine Eindrücke vom Gespräch. In Süddeutschland sei das Unternehmen schon sehr erfolgreich, im Norden ist Mikar aktuell mit Fahrzeugen im schleswig-holsteinischen Süderbrarup sowie in Lengede und Lammspringe (Niedersachsen) aktiv.

110 Carsharing-Fahrzeuge hat Mikar aktuell im Einsatz

Aktuell hat Mikar deutschlandweit 110 Carsharing Fahrzeuge ausgeliefert, davon sind etwa 80 Prozent Kleinbusse. Weitere 40 Verträge mit Kommunen seien kurz vor dem Abschluss. „Das Problem bei den bisherigen werbefinanzierten Klein- oder Bürgerbussen war, dass die Kommune sie nur einer begrenzten Personengruppe zur Verfügung stellen durfte“, sagt Tina Krieger. Das sei beim Carsharing anders. Neben Jugendtreff, Vereinen oder Feuerwehr können den Kleinbus auch Privatpersonen mieten.

Der Kleinbus hat neun Sitzplätze und kostet je angefangene Stunde 5,90 Euro. Eine 24-stündige Ausleihe kostet 49,90 Euro. Darin enthalten sind 300 Freikilometer, jeder weitere Kilometer kostet 11 Cent.