Schwarzenbek. Hintergrundwissen zum Ausleihen: Stadtbücherei hat Sonderausstellung mit Medien zu Russland und der Ukraine bereit gestellt.
Horst Teltschik war außenpolitischer Berater von Helmut Kohl (CDU), begleitete den Kanzler unter anderem 1990 bei den Verhandlungen zur deutschen Einheit mit Präsident Michail Gorbatschow in den Kaukasus. In „Russisches Roulette. Vom Kalten Krieg zum Kalten Frieden“ zeigt der ehemalige Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz auf, wie aus seiner Sicht seit 1989/90 die Chancen auf eine stabile internationale Friedensordnung verspielt wurden.
Laut Teltschik sind die russischen Handlungen nicht nur, aber auch Reaktionen auf das Verhalten des Westens. Allerdings ist das Buch des Osteuropa-Experten 2019 erschienen – drei Jahre vor dem aktuellen russischen Angriff auf die Ukraine – und fünf Jahre nach der Annexion der Krim durch Russland.
Die Stadtbücherei Schwarzenbek lässt auch weit in die Geschichte blicken
Die Krim war unter Zarin Katharina II. im 18. Jahrhundert von Russland erobert, dem Zarenreich einverleibt worden. Historisch noch weiter zurück reichen russische Ansprüche gegen die Ukraine: Das „Kiewer Russ“ war das erste, überregional bedeutsame Staatsgebilde in der Region, zudem namensgebend. Schönheitsfehler: Wer wirklich der Erbe ist, ist zwischen Russen und Ukrainern umstritten. Als sicher darf jedoch gelten, dass skandinavische Händler, die sich den Weg zwischen ihrer Heimat und dem Schwarzen Meer gesucht haben, im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt haben.
Büchereileiterin Patricia Fasheh hat Bücher aus dem Bestand der Stadtbibliothek in einer Sonderausstellung zusammengestellt, die Hintergründe zum aktuellen Konflikt liefern. Dazu gehört Matthias Platzecks „Wir brauchen eine neue Ostpolitik“. 2020 hatte der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende und brandenburgische Ministerpräsident eine neue Verständigungspolitik gefordert. Mittlerweile ist Platzeck als Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums zurückgetreten und hat sich „fassungslos“ und „erschüttert“ gezeigt. Zwei Jahre alt ist auch die Analyse von Golineh Atai, die von 2013 bis 2018 als ARD-Korrespondentin in Moskau tätig war.
Humorvolles aus dem russischen Alltag und ein Europa, das sich neu erfindet
In „Die Wahrheit ist der Feind. Warum Russland so anders ist“, erklärt Atai, warum Russland die globale Ordnung so offen herausfordert. Dazu kommen oft auch humorvolle Eindrücke in den russischen Alltag von Wladimir Kaminer („Goodbye, Moskau“) oder das schon sechs Jahre alte Buch des Berliner Publizisten „Europa ist tot, es lebe Europa!“: Es ist ein Aufruf an Europa, sich neu zu erfinden.
Die Bücher können während der aktuellen Öffnungszeiten eingesehen oder ausgeliehen werden. Die Bücherei (Ritter-Wulf-Platz 1) ist täglich von 10 bis 13 Uhr (außer Mittwoch und Sonntag) geöffnet, zudem dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Der Zutritt ist nur mit einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung erlaubt, die 3G-Regel gilt hingegen nicht mehr.