Schwarzenbek. Die Zeiten des rasanten Wachstums sind vorbei: Es gibt nur noch wenig Fläche für Wohnbebauung und gar kein Grund für Gewerbe.

Wo kann sich die Stadt entwickeln und wo nicht? Diese Fragen werden mit dem Flächennutzungsplan beantwortet, der von Experten in Planungsbüros aufgezeigt wird. Der aktuelle F-Plan der Stadt Schwarzenbek wurde im Jahr 2001 grundlegend überarbeitet. Nach nunmehr 20 Jahren gibt es bereits die 26 Änderungen. Deshalb muss ein neuer F-Plan her.

Die Weichen dafür haben die Politiker bereits gestellt. Das Verfahren läuft. Seit gut einem Jahr sind Experten vom Hamburger Planungsbüro Evers und Partner mit der Neuaufstellung befasst und haben kürzlich einen Entwurf für den neuen F-Plan im Planungsausschuss präsentiert.

Der neue Flächennutzungsplan stellt eine Zäsur in der Stadtentwicklung dar

Das nüchterne Ergebnis: „Es bleiben zusammengenommen 13 Hektar Flächen übrig, die als Bauland, überwiegend für Wohnbebauung geeignet wären“, sagte Stadtplaner Constantin Tönsing bei der Präsentation. Es sind kleine Flächen nördlich der Bebauung entlang der B 207 in Richtung Ortsausgang nach Brunstorf oder südlich der Lauenburger Straße im Bereich der Müssener Wiesen. Ein wirklich großes Areal sind die zehn Hektar Land an der Rülau, die Schwarzenbek im Tausch von der Gemeinde Grabau für die Genehmigung des Grabauer Gewerbegebiets an der Bundesstraße 207 bekommt.

Ansonsten ist die Fläche Schwarzenbeks nach fünf Jahrzehnten rasantem Wachstum und dem entstehen ganz neuer Stadtteile wie Nordost, Mühlenkamp oder die Gebiete, die an die Kerntangente/B 404 angrenzen, ausgereizt.

Nur noch ein paar kleine und eine größere Fläche für Wohnbebauung

„Es ist auch keine wirkliche neue Gewerbefläche im Plan vorgesehen. Da müssen wir etwas finden. Ginge da nicht vielleicht etwas im Bereich der Hamburger Straße Richtung Ortsausgang?“, fragte Sigrid Binder (SPD). In eine ähnliche Richtung hatte auch der neue Geschäftsführer der WFL (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg) gedacht und Gespräche über eine Kooperation mit Umlandgemeinden wie Brunstorf angeregt.

Davon rät der Stadtplaner allerdings ab. „Das Gewerbe konzentriert sich im Osten der Stadt in einem Bereich. Dabei sollte es auch bleiben. Es ist aus planerischer Sicht schlecht, wenn eine neue Gewerbeblase im Westen entsteht“, mahnte Tönsing. Möglicherweise könnte aber auch Bewegung in die Gewerbeplanung kommen. Eine 3500 Quadratmeter große Fläche an der Grabauer Straße wird frei, wenn Rampa die Fertigung dort nächstes Jahr schließt.

Flächen für Gewerbeansiedlung? Fehlanzeige

„Möglicherweise können wir auch ungenutzte Flächen von LMT oder Universelle bekommen, die große Grundstücksreserven an der Grabauer Straße haben“, meinte Bernhard Böttel (FWS). Hinter vorgehaltener Hand spekulieren Politiker sogar darüber, ob der krisengeschüttelte Maschinenbauer Universelle Schwarzenbek über kurz oder lang ohnehin verlässt.

Erste Bürger haben bereits ihre Bedenken gegen den F-Plan-Entwurf geäußert. Eine Handvoll Anwohner war bei der ersten Präsentation im Planungsausschuss und hat die mögliche Bebauung von naturnahen Wiesen kritisiert. Diese Bereiche seien wertvolle Rückzugsräume von Insekten, Vögeln und Amphibien, argumentieren sie.

Bürger kritisieren Bebauung von naturnahen Wiesen

Die Grünen haben auch bereits konkreten Widerstand signalisiert. „Wir lehnen die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans in der vorliegenden Form ab. Schon der erste Blick auf die Planzeichnung zeigt unter anderem im Bereich der Bölkau und auf den Müssener Wiesen größere Gebiete von sogenannten Potenzialflächen, die im Bereich der ökologisch wertvollen Grünachsen der Stadt liegen“, bemängelt Ralph Urban, Sprecher des Grünen-Ortsvereins.

Urban: „Von den insgesamt 16 Potenzialflächen werden in den Planungsunterlagen sechs Flächen als aus landschaftsplanerischer Sicht problematisch bezeichnet. „ Weitere drei Flächen würden als „aus landschaftsplanerischer und wasserwirtschaftlicher Sicht problematisch“ gelten, zitiert der Grünen-Sprecher aus den Planungsunterlagen.

F-Plan-Entwurf liegt bis 29. September im Rathaus aus

„Wir wollen, dass Schwarzenbek eine Stadt im Grünen bleibt, eine Zersiedelung durch neue Baugebiete lehnen wir ab. Flächenverbrauch ist eine wesentliche Ursache des Artensterbens“, so Urban weiter. Er verweist auch auf das Klimakonzept Schwarzenbeks, dass eine Verdichtung und neuen Wohnraum im Zentrum vorsieht. So soll eine „Stadt der kurzen Wege“ entstehen können.

Der Entwurf für den F-Plan ist bis zum 29. September im Rathaus, Ritter-Wulf-Platz 1, einzusehen. Dann können Bürger auch ihre Bedenken äußern, die im weiteren Verfahren abgearbeitet werden. Für die Einsicht ist eine Anmeldung unter Telefon 04151/88 10 erforderlich.

  • Einwohnerversammlung

Damit sich die Schwarzenbeker den Entwurf des Flächennutzungsplans ansehen und Fragen stellen können, lädt Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik zu einer Einwohnerversammlung ein. Dort werden die Planer anwesend sein und ihren Entwurf vorstellen. Die Versammlung beginnt am Mittwoch, 15. September, um 19 Uhr im Forum des Gymnasiums Buschkoppel. Wegen der Coronavorschriften sind nur 60 Gäste zugelassen. Masken sind zu tragen.