Schwarzenbek/Mölln. Sparkassen profitieren vom Rückzug vieler Mitbewerber aus der Fläche. Jüngstes Beispiel: Der Rückzug der Postbank in Schwarzenbek.

Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg meldet für das vergangenen Jahr 2020 ein Spitzenergebnis. Anhaltende Niedrigst- oder sogar Negativzinsen für Sparguthaben, die wachsende Bereitschaft, Geld in Aktien und Fonds anzulegen, das anhaltend gute Immobiliengeschäft wie auch der Zufluss neuer Kunden lassen die Zahlen vieler Spar- und Genossenschaftsbanken in die Höhe schnellen. Die Kreissparkasse vermeldet ein Plus von rund zehn Prozent in der Bilanzsumme und weiter wachsendes Interesse an Immobilien: Weil der Markt nur noch wenig hergibt, wird das Geldhaus verstärkt selbst tätig.

Sparkassen wie Genossenschaftsbanken profitieren auch vom Rückzug vieler Mitbewerber aus der Fläche. Die Schließung von Filialen, Selbstbedienungsterminals und Geldautomaten veranlasst Kunden, sich neu zu orientieren – so wie Sonja Kröger.

Mehr Kunden für Sparkassen undGenossenschaftsbanken

Früher war ihre Schwiegermutter Kundin der Hypovereinsbank. Nachdem diese ankündigte, die ­Filiale Schwarzenbek zu schließen, wechselte Sonja Kröger für die ­betagte Mutter ihres verstorbenen Mannes zur Postbank. Dass diese nun in Schwarzenbek nicht mal mehr einen Geldautomaten be­treiben will, verärgert die Mittfünfzigerin.

„Früher war die Postbank die Bank der Menschen, die darauf setzten, einfache Geldgeschäfte auch auf dem Dorf über jeden Briefkasten erledigen zu können. Heute werden die Senioren selbst in einer Stadt wie Schwarzenbek von der Postbank auf Online-Banking verwiesen.“ Dies sei nicht nur für ihre 93-jährige Schwiegermutter keine Alternative.

Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg hat 3500 neue Privatgirokunden gewonnen

Sparkassen wie Genossenschaftsbanken verbuchen wachsende Zahlen. So vermeldet die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg für 2020 eine Steigerung von 3500 neuen Privatgirokunden (auf 77.700). Die Volksbank Raiffeisenbank eG (Stormarn, Bergedorf, Vierlanden, Bargteheide) hatte bereits 2019 einen Zuwachs von etwa 1200 Kunden auf rund 48.000. Eine Folge: Trotz erkennbarem Aufwärtstrend für Online-Banking und einem auf 70 Prozent gestiegenen Online-Anteil an der Abwicklung von Wertpapiergeschäften „sind unsere Kundenberater ausgebucht“, sagt Philipp Maschmann, Vertriebs- und Markenmanagement der Volks- und Raiffeisenbank.

Die Menschen wollten weiterhin die Wahl haben, wie sie mit ihrer Bank kommunizieren. „Eine solche Steigerung in einem so kurzen ­Zeitraum habe ich noch nie erlebt“, sagt Maschmann mit Blick auf Hypothekenvermittlung und Investmentsparen.

Kreissparkassen künftig über verschiedene Kanäle zu erreichen

Dass wachsendes Online-Banking und die gerade in der Corona-Pandemie gewachsene Tendenz, Anlagegeschäfte stärker über das Internet abzuwickeln, nicht mit einem Verzicht auf persönliche Beratung einhergehen, hat die Verantwortlichen in der Kreissparkassen Herzogtum Lauenburg über neue Angebote nachdenken lassen. „Livebox“ heißt eine Lösung, die noch im ersten Halbjahr in den Filialen Geesthacht und Breitenfelde erprobt werden soll. In einem speziell geschützten Bereich können sich Kunden dann per Videotelefonie beraten lassen.

Die Sparkassen-Vorstände Dr. Stefan Kram und Udo Schlünsen sehen deutliche Fortschritte auf dem Weg zur „Omnikanal-Bank“. So werde die Kreissparkasse künftig über verschiedenste Kanäle erreichbar sein: „Auch wenn gerade keine Filiale in der Nähe ist, erhalten die Kundinnen und Kunden digital per Screensharing oder Video oder mobil per Telefon oder Smartphone eine kompetente und persönliche Direktberatung.“ Wer weitergehende Beratung benötige, werde persönlich betreut.

Rekord: Wertpapiergeschäft ist2020 um 46 Prozent gewachsen

„Niemand kann im Kreis so gut beraten wie diejenigen, die hier zu Hause sind“, sagt Stefan Kram. Man sei ein gesuchter Partner, allein das Kredit­geschäft sei 2020 auf 544 Millionen Euro gestiegen, „davon entfielen 315 Millionen auf das Firmenkundengeschäft“.

Ein Rekordwachstum von gut 46 Prozent verbucht die Kreissparkasse 2020 bei Vermögensanlagen: Der Wertpapierumsatz stieg von knapp 200 Millionen Euro auf fast 292 Millionen. Die gesamten Kundeneinlagen wuchsen im gleichen Zeitraum um 10,4 Prozent von 2,157 Milliarden auf fast 2,382 Milliarden Euro. „Wir haben unser Wertpapiergeschäft strategisch neu ausgerichtet und bieten den Kundinnen und Kunden genau die Anlagelösung, die für sie in ihrer individuellen Situation am besten passt“, erläutert Udo Schlünsen.

In Escheburg 132 Parzellen in den Verkauf gebracht

Das neue Strategiedepot werde mit Start zum 1. April die bisherigen Depots ergänzen. Mit dem neuen „All-inclusive-Paket können Kunden künftig ohne Ausgabeaufschlag kaufen und auch tauschen, wenn der Fonds nicht mehr in ihre ­Strategie passt“, so Schlünsen. Bestandskunden konnten bereits seit Jahresanfang wechseln. Schlünsen: „Ein großer Erfolg, es sind bereits 50 Strategiedepots verkauft“.

Auf das knappe Grundstücks- und Immobilienangebot hat das Geldhaus reagiert. Allein in Escheburg habe man 132 Parzellen in den Verkauf bringen können, so Kram, „doch die Nachfrage ist so groß ­gewesen, dass wir nicht alle befriedigen konnten“. In Büchen werde es dieses Jahr gut 150 Grundstücke geben, „davon 19 für Mehrfamilienhäuser“. Dazu kämen in Aumühle acht bis neun hochwertige Eigentumswohnungen, die mit einem Partner realisiert würden. Kram: „In Escheburg projektieren wir 13 Reihen- beziehungsweise Doppelhaushälften selbst.“ Ziel sei es, der Nachfrage nachzukommen, „gerade auch was altersgerechtes Wohnen anbelangt“.

Das vergangenen Jahr habe man gut bewältigt, sagt Kram. Dazu zähle nicht allein die Geschäftsentwicklung: „Wir haben mit den Mitarbeitern und Kollegen den Markenkern entwickelt.“ Der sei neben dem Reagieren auf neue Entwicklungen am Markt und den sich wandelnden Ansprüchen der Kunden von hervorragender Bedeutung.