Schwarzenbek. Das Sonderprogramm des Bundes rückt bessere innerstädtische ÖPNV-Verbindungen in greifbare Nähe. Was das für Schwarzenbek bedeutet.

Mit der Buslinie 8810 geht es vom S-Bahnhof Bergedorf über den Halt am Schwarzenbeker Bahnhof nach Mölln. Die Linie 8860 fährt von Lauenburg, die 8870 von Geesthacht und der 8880er von Trittau in die Europastadt – und natürlich auch wieder zurück. Dazu kommen Schulbusse. Tagsüber zumeist im Stundentakt, zur Hauptverkehrszeit sogar alle 30 Minuten fahren Busse durch Schwarzenbek.

Das Problem: Die Busse verkehren fast ausschließlich auf den Hauptstraßen B 207, B 209 und B 404. Sie drehen nur auf ihrer Fahrt zum Schwarzenbeker Bahnhof eine Runde durch das Stadtzentrum. Einzelne Ortsteile sind dagegen aktuell nicht an den ÖPNV angebunden. Damit ist Schwarzenbek die einzige Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg, die über keinen innerörtlichen Personennahverkehr verfügt.

Schwarzenbek hat als einzige Stadt im Herzogtum keine Stadtbuslinie

Die mangelnde Busanbindung der Neubaugebiete ist immer wieder Thema in den Einwohnerfragestunden politischer Sitzungen und der frühere Bürgervorsteher Matthias Schirmacher (Grüne) hat die Problematik bei seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt zum Wahlkampfthema gemacht. „Zu teuer“, das war bislang das Hauptargument der politischen Mehrheit gegen das Projekt. Denn gut 240.000 Euro könnte so ein Projekt die Stadt kosten – und zwar jedes Jahr. Eine entsprechende Rechnung hatte der Nahverkehrsplaner des Kreises, Andrew Yomi, bei einer Präsentation in Schwarzenbek aufgemacht.

Jetzt gibt es aber trotzdem eine Chance für die Realisierung der Stadtbuslinie, auch wenn der Kreis sich nicht beteiligen wird. „Der Kreis organisiert die überörtlichen Verkehre, die Kommunen sind für die innerörtlichen Verbindungen zuständig und bezahlen das auch. Das ist ganz klar geregelt“, machte Norbert Brackmann (CDU), Vorsitzender des Haupt- und Innenausschusses des Kreises, deutlich.

Entsprechender Antrag muss bis zum 23. März gestellt werden

„Der Bund hat ein Programm aufgelegt, das mit 250 Millionen Euro ausgestattet ist, um den innerörtlichen Personennahverkehr zu verbessern. Der Kreis hat uns aufgefordert, uns dafür zu bewerben. Die Chancen stehen sehr gut. Wenn wir den Zuschlag bekommen, werden wir am Ende vermutlich mit einem städtischen Zuschuss in fünfstelliger Höhe einen Stadtbusverkehr bekommen“, sagte Bürgermeister Norbert Lütjens jetzt während der Sitzung des Hauptausschusses.

Allerdings ist Eile geboten. Der Antrag muss bis zum 23. März gestellt werden, damit die Stadt eine Option auf die Fördermittel bekommt. „Wir verpflichten uns zu nichts. Wenn wir den Zuschlag bekommen, können wir uns das in Ruhe überlegen“, betonte Bauamtsleiter Ralf Hinzmann.

Historische Chance, für wenig Geld eine Stadtbuslinie in Schwarzenbek

„Das ist eine historische Chance, für relativ wenig Geld eine Stadtbuslinie zu bekommen. Das sollten wir uns keinesfalls entgehen lassen“, warb Bernhard Böttel, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft FWS, um die Zustimmung der Politiker. Er hatte bereits im vergangenen Jahr einen entsprechenden Antrag für die Schaffung einer Stadtbuslinie in die politischen Gremien eingebracht.

„Ich habe den Antrag jetzt nur auf die Tagesordnung genommen, weil sich völlig neue Aspekte hinsichtlich der Förderung ergeben haben. Sonst könnten wir uns das angesichts der Haushaltslage gar nicht leisten“, sagte der Hauptausschussvorsitzende Nils Hilger (SPD).

Letztlich folgten die Politiker dem Vorschlag von Bürgermeister Lütjens, sich für das Förderprogramm des Bundes zu bewerben. Allerdings wurde der Beschluss auf Antrag von Calvin Fromm (SPD) erweitert. „Die Buslinie 8880 aus Trittau fährt bereits über die B 404 zum Bahnhof. Wir könnten eine zusätzliche Haltestelle einrichten und den Bus innerstädtisch umleiten. Dann hätten wir auch eine Verbesserung, wenn es mit der Stadtbuslinie nichts wird“, sagte er.