Schwarzenbek. Kauf von Elektrobussen in Kooperation mit Bargteheide könnte Chance sein. Debatten gibt es seit Jahren – und Sorgen vor hohen Kosten.

Die Europastadt ist die einzige große Kommune im Kreis Herzogtum Lauenburg, die keine innerörtliche Buslinie hat. Das hat zuletzt Elternvertreter Candy Rudolph in der Stadtvertretung Schwarzenbek moniert, weil die neuen Wohngebiete nicht gut an Schulen und Bahnhof angebunden sind. Segen und Fluch zugleich ist die verkehrsgünstige Lage der Stadt im Zentrum des Kreisgebiets.

„Zahlreiche überörtliche Buslinien laufen hier sternförmig zusammen. Dass sie angesichts der wachsenden Baugebiete nicht mehr überall ausreichen, ist ein Problem, das Schwarzenbek lösen muss – auch wenn uns sehr daran gelegen ist, möglichst viele Menschen zum Umsteigen in den ÖPNV zu bewegen“, sagte Oliver Brandt, Fraktionschef der Grünen im Kreistag.

Gemeinsam mit CDU-Kreistagsfraktionschef Norbert Brackmann hatte er kürzlich in einer Pressekonferenz die Ziele der schwarz-grünen Mehrheitskoalition im Kreistag bis zur nächsten Kommunalwahl im Jahr 2023 abgesteckt. Darin ist auch ein Mobilitätskonzept vorgesehen. Schwerpunkte: die Verbesserung des Nahverkehrs sowie die Förderung der Elektromobilität (auch bei Bussen). „Die Aufteilung ist jedoch klar geregelt: Überörtlichen Verkehr organisiert der Kreis, den innerörtlichen die Kommune“, machte Brackmann deutlich.

Zuletzt gab es 1995 innerörtlichen Busverkehr in Schwarzenbek

Bernhard Böttel, Fraktionschef der Schwarzenbeker Wählergemeinschaft (FWS), sagt: „Wir sollten über eine Ringlinie nachdenken. Das muss nicht unbedingt teuer sein.“
Bernhard Böttel, Fraktionschef der Schwarzenbeker Wählergemeinschaft (FWS), sagt: „Wir sollten über eine Ringlinie nachdenken. Das muss nicht unbedingt teuer sein.“ © m. juergensen

Trotzdem will Bernhard Böttel, Fraktionschef der Schwarzenbeker Wählergemeinschaft (FWS), das Thema weiter voranbringen. Zuletzt gab es 1995 einen innerörtlichen Busverkehr in Schwarzenbek, der allerdings am Ende nur wenig genutzt wurde und ein hohes Defizit verursachte. Seitdem hat sich aber vieles geändert. Die Stadt ist von gut 12.000 auf mehr als 16.500 Einwohner gewachsen. Gerade im Nordwesten sind viele Wohngebiete entstanden, die schlecht an den ÖPNV angebunden sind.

„Man könnte die Situation mit der Schaffung einer neuen Bushaltestelle an der Kerntangente entspannen. Die Stadt müsste dann im Wesentlichen nur den Bau der Haltestelle finanzieren. Der Bus fährt dort ja schon“, sagte Oliver Brandt. Dabei handelt es sich um die Linie 8880 von Trittau in die Europastadt. Das ist eine der vier sternförmig angeordneten Buslinien, die tagsüber zumeist im Stundentakt, zur Hauptverkehrszeit sogar alle 30 Minuten, durch Schwarzenbek fahren. Problem: Die Busse verkehren fast ausschließlich auf den Hauptstraßen B 207, B 209 und B 404. Sie drehen nur auf ihrer Fahrt zum Bahnhof eine Runde durch das Zentrum. Einzelne Ortsteile sind dagegen nicht an den ÖPNV angebunden.

Anwohner fordern seit August 2019 bessere Anbindung

Dieses Provisorium mit einer ­zusätzlichen Haltestelle reicht Bernhard Böttel nicht aus. „Wir sollten über eine Ringlinie nachdenken. Das muss nicht unbedingt ­teuer sein. Ratzeburg zahlt für seinen innerstädtischen Verkehr 45.000 Euro im Jahr. Das sollte es uns auch im Sinne des Klimaschutzes wert sein“, warb Böttel.

Das Thema ist nicht neu. Bereits auf der Einwohnerversammlung des damaligen Bürgervorstehers Matthias Schirmacher (Grüne) im August 2019 hatten Anwohner eine Neuauflage des Stadtbusses gefordert. Zwischenzeitlich hatten die Politiker auch den Verkehrsplaner des Kreises, Andrew Yomi, eingeladen. Der hatte deutlich gemacht, dass Anwohner bereit wären, bis zu 300 Meter zu Fuß zur nächsten Bushaltestelle zurückzulegen. In einigen Fällen sind es in Schwarzenbek aber bis zu 1,5 Kilometer.

Geesthacht kostet der Busverkehr 300.000 Euro, Mölln 270.000 Euro

Bislang haben die Politiker das ­Thema nicht wieder aufgenommen, weil die Kosten hoch sind. 300.000 Euro zahlt Geesthacht im Jahr für seine Buslinien. Schwarzenbek sei laut Yomi in etwa mit Mölln zu vergleichen. Die Eulenspiegelstadt unterstützt ihren Stadtbusverkehr mit jährlich etwa 270.000 Euro. Diese Kosten könne man jedoch noch senken, so der Verkehrsplaner.

Sein Angebot: Schwarzenbek könnte gemeinsam mit der Stadt Bargteheide in Stormarn, die Ende 2021 ebenfalls einen Stadtbusverkehr einführen wolle, eigene Elektrobusse kaufen und dafür Fördermittel einwerben. Für die kurzen Strecken innerhalb der Stadt reiche zum Laden eine einfache Wall-Box aus. Das Busunternehmen würde dann nur noch die Fahrer stellen.

Hauptausschuss vertagt „wichtiges, aber beratungsintensives“ Thema

In diese Richtung möchte auch Bernhard Böttel weiterdenken. „Die hohen Kosten entstehen nur dann, wenn die Busse sieben Tage die Woche praktisch rund um die Uhr fahren. Wir sollten uns mit Bargteheide zusammenschließen und einen Testbetrieb befristet auf zwei Jahre mit provisorischen Haltestellen machen“, regte er an.

Auf die Tagesordnung des Hauptausschusses schaffte es der Busverkehr am Dienstagabend nicht. Der Vorsitzende Nils Hilger (SPD) hatte die Beratung vertagt. „Das ist ohne Frage ein wichtiges, aber auch ein beratungsintensives Thema. Damit sollten wir uns beschäftigen, wenn wir die Möglichkeit haben, virtuell zu tagen“, betonte Hilger.​