Schwarzenbek. Seit 1999 herrscht Stillstand, im März geht es am nordöstlichen Stadtrand endlich weiter. Erste Arbeiten deutlich sichtbar.

Die Knicks sind auf den Stock gesetzt, neongelbe und leuchtorange gestrichene Pfosten stecken in den Feldern und auf den Wiesen: Spaziergänger können am nordöstlichen Ortsrand von Schwarzenbek ganz deutlich sehen, wo die künftige Trasse des zweiten Abschnitts der Ortsumgehung verlaufen wird, die seit 1999 so abrupt an der scharfen Rechtskurve am Ende der Bundesstraße 404 endet und dann in die Kerntangente (mittlerweile Ernst-Schefe-Allee) abknickt.

Damit nähert sich eine jahrzehntelange Hängepartie dem Ende. Mehr als 39 Jahre wurde geplant, eine erste Skizze für eine Ortsumgehung hing sogar schon 1971 im ­Rathaus, als die SPD-Politikerin Heike Wladow dort ihre Verwaltungsausbildung begann. Das erste Teilstück von der Bundesstraße 404 bis zur Kerntangente wurde 1997 eingeweiht, dann herrschte sehr lange Ruhe.

Vorbereitende Arbeiten an 1,8 Kilometer langer Trasse

Jetzt geht alles ganz schnell. Im Spätsommer 2020 lag der Planfeststellungsbeschluss vor, Klagen sind nicht eingegangen. Anfang des Monats hatte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) den baldigen Baubeginn verkündet – und schon kreischt die Bandsäge.

Zahlreiche Spaziergänger schauten sich am sonnigen Wochenende interessiert die großen Stapel frisch gesägten Knickholzes und die weithin sichtbaren Markierungspfosten entlang der 1,8 Kilometer langen Trasse an.

Fällarbeiten müssen am 28. Februar abgeschlossen sein

Der Knick am Rand des Spielplatzes am Veilchenweg ist gerodet. Dort sollen in Kürze die Bauarbeiten für eine Brücke über die Trasse zum Totenweg nach Grove beginnen.
Der Knick am Rand des Spielplatzes am Veilchenweg ist gerodet. Dort sollen in Kürze die Bauarbeiten für eine Brücke über die Trasse zum Totenweg nach Grove beginnen. © Stefan Huhndorf

Bis zum 28. Februar müssen wegen des Vogelschutzes alle Fällarbeiten abgeschlossen und soll auch das Holz abtransportiert sein. Anwohner am Spielplatz Veilchenweg haben sich zwar einige Birkenstämme für den heimischen Kamin gesichert. Sie sorgen sich jedoch um den Lärmschutz. Denn in diesem Bereich gibt es bislang keinen Wall.

Dort soll aber schon sehr bald Erde aufgeschüttet werden, weil in Anbindung an den Wanderweg durch das Gebiet „Im Strange“ eine Fußgängerbrücke mit Rampe entsteht, die über die Umgehungsstraße führt und den Totenweg nach Grove sowie den Wanderweg entlang der Trasse bis zur Bundesstraße 207 anbinden soll.

Für Mensch und Fledermaus: Neue Brücke wird begrünt

Die Brücke wird allerdings keine Sicht auf die Umgehungsstraße gewähren, sondern ähnlich wie eine Wildbrücke begrünt sein. Sie soll Fledermäusen den gefahrlosen Überflug über die Umgehungsstraße ermöglichen. Die Büsche sollen dem „Radar“ der geschützten Tiere als Leitsystem dienen. Baubeginn ist bereits im März.

Ebenfalls schon deutlich sichtbar ist die Stelle nördlich des im Bau befindlichen Mehrgenerationenparks Dreiangel an der Bundesstraße 207. „Was bauen die hier denn schon wieder“, rätselte ein Radfahrer, der mit seiner Frau die gerodete Schneise passierte.

Bau des Kreisverkehrs soll in den Sommerferien beginnen

„An dieser Stelle wird in den Sommerferien der Kreisverkehr für die Anbindung der Umgehungsstraße gebaut. Die Bauzeit liegt zwischen Juli und August“, klärt Bauamtsleiter Ralf Hinzmann auf. Der Verkehr wird während dieser Zeit weiträumig ab Lanken über Sahms und Grabau umgeleitet. Auch ein Regenrückhaltebecken soll in diesem Jahr noch am Kreisel gebaut werden.

Auch die Arbeiten an der Anbindung an die Bundesstraße 404 beginnen. Dort wird die Vorfahrt geändert, es bleibt aber bei einer Einmündung in die Kerntangente. „Eine Ampelregelung ist an dieser Stelle zunächst nicht geplant. Es werden aber sicherheitshalber Leerrohre verlegt, falls sich später herausstellt, dass dort doch eine erforderlich wird“, so Hinzmann.

Haselmäuse müssen in neue Knicks umgesiedelt werden

Im kommenden Jahr soll die Trasse von der B 404 bis zum Kreisel an der Möllner Straße fertiggestellt

Die Trasse ist deutlich sichtbar mit Holzpflöcken in der Feldmark markiert. Redakteur Stefan Huhndorf ist die Strecke abgegangen.
Die Trasse ist deutlich sichtbar mit Holzpflöcken in der Feldmark markiert. Redakteur Stefan Huhndorf ist die Strecke abgegangen. © Stefan Huhndorf

werden. Im weiteren Verlauf bis zur Grabauer Straße werden jetzt die Knicks abgeholzt und neue angelegt, damit die dort ansässigen Haselmäuse „umziehen“ können, bis mit den Arbeiten begonnen wird.

2023 soll der Kreisel an der Grabauer Straße gebaut werden, 2024 oder spätestens 2025 soll der zweite, 2,94 Kilometer lange Teilabschnitt der Umgehung fertig sein.

Folgen noch die Planungen für das dritte und letzte Teilstück

Aktuell läuft die Planung für das dritte und letzte Teilstück von der Grabauer Straße bis zur Landesstraße 209. Erst wenn auch dieser Abschnitt fertig ist, erfüllt die Ortsumgehung in vollem Umfang ihren Sinn, die Innenstadt von Schwarzenbek vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Im Zuge des Baus des zweiten Teilabschnitts soll auch ein Kreisel am Meiereitunnel bei der Feuerwehr gebaut werden.