Schwarzenbek. Als Heino Heimburg (77) vor 37 Jahren sein Haus bezog, sollte die Ortsumgehung in „fünf bis sieben Jahren“ für weniger Lärm sorgen.

Heino Heimburg kommt aus Bremerhaven und zog 1973 nach Schwarzenbek. Damals war es noch ein ruhiges Dorf mit 5000 Einwohnern. Das Paar lebte am Rotdornweg zur Miete. 1983 sollte es in das erste eigene Haus gehen, ein Neubau am Rülauer Ring 1, mit schönem Garten, aber direkt neben der Bundesstraße 209 nach Lauenburg. Wegen der größeren Nähe zur Bundesstraße hatte Heino Heimburg Sorge, dass es dort zu laut werden könnte. Ehefrau Helga wollte ohnehin lieber nach Gülzow ziehen. „Ich ging zu Bürgermeister Ralph Schnack und fragte nach dem Verkehrslärm“, erinnert sich der heute 77-Jährige.

Bürgermeister versicherte: Umgehung kommt in fünf bis sieben Jahren

Das Rathaus war damals noch im Bau, Schnack hatte 1982 den Grundstein gelegt. Die Verwaltung saß im Jugendtreff (heute Raiba-Gebäude am Markt 6). „Der Bürgermeister rief seine Vorzimmerdame und bat um die Karte. Er sagte mir zu, dass in fünf, spätestens sieben Jahren eine Umgehungsstraße kommen werde. Dann sollten wir Ruhe haben“, berichtet Heimburg und schaut in das städtische Telefonbuch, in dem heute noch auf dem Stadtplan die geplante Umgehungsstraße eingezeichnet ist.

Heimburg ließ nicht locker, ging immer wieder zu den Bürgermeistern. Nach Schnack kam Gerd Krämer, dann Frank Ruppert und schließlich Ute Borchers-Seelig, deren Amtszeit nun auch bald wieder endet. Die Antwort war immer die gleiche: Die Umgehungsstraße kommt bald. Doch in der Zwischenzeit wurde viel geplant, aber wenig erreicht.

1997 kam ein erstes Teilstück zur Entlastung der Bismarckstraße. Es verlängerte die B 404 und endete an der Kerntangente in der scharfen Kurve. Einige Meter der weiterführenden Trasse wurden – offenbar in Erwartung eines baldigen Weiterbaus – asphaltiert. Hinter der Leitplanke ist dieser „Wurmfortsatz“ noch heute unkrautüberwuchert gut zu erkennen.

Planfeststellungsbeschluss liegt für 14 Tage im Rathaus aus

Jetzt ist ein Weiterbau von der scharfen Kurve an der Ernst-Schefe-Allee (ehemals Kerntangente) über die B 207 bis zur Grabauer Straße zumindest in Sicht. Von heute an liegt der Entwurf für den Planfeststellungsbeschluss noch einmal für zwei Wochen im Rathaus sowie den Amtsverwaltungen aus. Zwei große Kartons mit Aktenordnern sind vor wenigen Tagen im Rathaus eingetroffen. Wer sie einsehen möchte, kann unter Telefon 04151/8810 einen Termin vereinbaren. Unter Einhaltung der Corona-Schutz-Richtlinien (Abstand, Maske) ist dann eine Einsicht möglich. Klagen gegen den Beschluss können binnen vier Wochen nach der Auslegung eingereicht werden. Ansonsten wird der Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig, und der Bau könnte wohl im kommenden Jahr beginnen. Die 2,94 Kilometer lange Straße soll 18 Millionen Euro kosten, das Geld kommt vom Bund.

Der Planfeststellungsbeschluss liegt bis einschließlich auch in der Amtsverwaltung Schwarzenbek-Land (Gülzower Straße 1), im Bürgerbüro sowie in den Amtsverwaltungen Breitenfelde (Wasserkrüger Weg 16 in Mölln), Sandesneben-Nusse (Am Amtsgraben 4 in Sandesneben) sowie in Berkenthin (Am Schart 16 in Berkenthin) aus. Die Unterlagen können auch online unter www.schleswig-holstein.de/APV (unter „Online-Portal“) sowie unter www.planfeststellung.bob-sh.de eingesehen werden.

Verkehrsminister Buchholz ist froh, Anwohner Heimburg skeptisch

Heino Heimburg will nicht so recht daran glauben, dass die Straße kommt. „Vermutlich wird doch wieder irgendjemand dagegen klagen“, sagt der 77-Jährige resigniert. Aber selbst bei einem Bau dieses Teilstücks hätte er keinerlei Vorteile. „Der Verkehr hat im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen. Vor allem der Lkw-Verkehr. Wenn das neue Teilstück kommt, bleibt die Verkehrsbelastung identisch, erst der Bau des letzten Teils der Umgehung von der Grabauer Straße zur B 209 südlich von Schwarzenbek würde für uns eine Entlastung bringen“, sagt Heimburg.

Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) ist hingegen froh, dass dieses seit Jahrzehnten diskutierte Projekt nun auf der Zielgeraden sei. Besonders erfreulich sei, so der Minister gegenüber unserer Zeitung, dass die Naturschutzorganisation BUND nicht gegen das Projekt klagen wolle (wir berichteten). „Die Menschen in der Region und in Schwarzenbek warten schon viel zu lange auf diese Straße, die nicht nur eine bessere Anbindung des Gewerbes mit sich bringt, sondern auch die Anwohner stark entlastet“, so Buchholz.

Wann das dritte Teilstück kommt, ist weiterhin offen

„Der Bau der Ortsumfahrung wird in jedem Fall zu einer Entlastung der innerstädtischen Anwohner vor Lärm und Schadstoffen führen“, sagt Ministeriumssprecher Harald Haase, deshalb habe der Landesbetrieb Straßenverkehr die Planungen für den dritten und letzten Bauabschnitt der Ortsumgehung zwischen der Grabauer Straße und der Bundesstraße 209 in Angriff genommen. Wann dieser dritte Bauabschnitt, der auch Anlieger Heino Heimburg entlasten würde, kommt, ist noch offen. „Aufgrund des sehr frühen Planungsstandes und der damit verbundenen Unwägbarkeiten kann derzeit jedoch keine belastbar seriöse Zeitschiene erstellt werden“, sagt Harald Haase, Sprecher des Kieler Verkehrsministeriums.