Schwarzenbek. Heinz-Werner Rose (SPD) wird Erster Stadtrat und hat zwei Stellvertreter. Frauenquote? Fehlanzeige.
Mit einem kleinen Fauxpas wegen eines Schreibfehlers auf der Ernennungsurkunde fing es an, aber nun hat Schwarzenbeks parteiloser Bürgermeister Norbert Lütjens wieder einen Stellvertreter: Die Stadtvertreter wählten auf ihrer jüngsten Sitzung den Sozialdemokraten Heinz-Werner Rose zum Ersten Stadtrat.
Von den 29 Mandatsträgern waren 19 anwesend. Der 72-Jährige, der seit 2014 der SPD angehört und davor in der Wählergemeinschaft FWS aktiv war, bekam 14 Ja-Stimmen. Fünf Stadtvertreter votierten in geheimer Wahl gegen ihn.
„Ich nehme die Wahl an“, sagte Rose, nachdem er versehentlich von Bürgermeister Norbert Lütjens als Hans-Werner Rose ins Amt eingeführt wurde. Viele Zuschauer schmunzelten. Die Urkunde wird neu geschrieben, aber Rose ist im Amt. Das ist wichtig, weil der Erste Stadtrat gemäß der schleswig-holsteinischen Gemeindeordnung der Vertreter des hauptamtlichen Bürgermeisters in Abwesenheit ist.
Schwarzenbeks Bürgermeister hat nun drei Vertreter
„Ich habe als Oberst der Bundeswehr viele wichtige Entscheidungen getroffen, auch Urlaubsscheine unterschrieben. Wenn der Bürgermeister krank, verhindert oder in Urlaub ist, führe ich die Amtsgeschäfte. Ich werde aber keine Grundsatzentscheidungen treffen“, sagte der Sozialdemokrat. Rose gilt als ausgewiesener Finanzexperte und ist sehr bewandert in den Vorschriften der Gemeindeordnung. „Ich habe nie jemandem in der Politik auf die Füße getreten. Deshalb war meine Kandidatur wohl auch konsensfähig“, meint Rose.
„Ich habe diese Aufgabe gerne gemacht. Aber als Bürgervorsteher kann ich noch besser vermittelnd zwischen den Parteien wirken“, betonte Rüdiger Jekubik, der seit der Kommunalwahl 2018 Erster Stadtrat war und vor kurzem zum Bürgervorsteher gewählt wurde. Dieses Amt hatte der 60-jährige Sozialdemokrat bereits vor der Kommunalwahl 2018 ausgeübt. Als er von seiner Fraktion im Frühsommer 2018 erneut als Bürgervorsteher vorgeschlagen wurde, bekam er aber keine Mehrheit. Anschließend wurde er zum Ersten Stadtrat gewählt.
Dritter Stellvertreter ist Helmut Stolze
Die Politiker einigten sich 2018 auf Matthias Schirmacher (Grüne) als Bürgervorsteher. Der hat sein Amt allerdings niedergelegt, nachdem er bei der Bürgermeisterwahl im September gegen Norbert Lütjens unterlegen war.
Damit die Stellvertretung von Lütjens auch in Krisenzeiten sichergestellt ist, hat Schwarzenbeks Stadtvertretung neben Rose und dem Zweiten Stadtrat Bernhard Böttel (FWS) nun noch FDP-Fraktionschef Helmut Stolze als dritten Stellvertreter gewählt.
Frauen engagieren sich nicht so oft in der Politik
Alle Stadträte sowie Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik und seine beiden Stellvertreter Roman Larisch (CDU) und Sigrid Binder (SPD) weisen zweifelsohne langjährige kommunalpolische Erfahrung auf. Ungeteilten Beifall gab es für die Wahl dennoch nicht. „Ich bedanke mich bei allen Fraktionen für den hohen Frauenanteil bei den Funktionsstellen“, sagte Roswitha Bellmann von der Wählergemeinschaft BfB (Bürger für Bürger) in einer persönlichen Stellungnahme von ihrem Platz aus. Applaus für diesen Einwurf gab’s allerdings nur von Jennifer Fröhlich (SPD).
Die Frauenquote ist ein Dauerbrenner in der Schwarzenbeker Politik. Von den 29 Stadtvertretern sind lediglich sechs Frauen. Das bedeutet eine Quote von lediglich gut 20 Prozent. Für die sechs Posten Bürgervorsteher und Stadtrat einschließlich Stellvertreter liegt sie noch niedriger, bekleidet hier doch nur eine Frau einen Posten.
Vor sechs Jahren das Kommunalpolitische Frauennetzwerk gegründet
Zur Kommunalwahl sah das Verhältnis in der Stadtvertretung noch ein wenig besser aus. Im Mai 2018 war mit der damals 18-jährigen Sandra Bernich (SPD) als jüngste Stadtvertreterin in Schwarzenbeks Geschichte eine siebte Frau in das Kommunalparlament eingezogen. Die Sozialdemokratin hat ihr Mandat allerdings vor Kurzem niedergelegt, weil ihr duales Studium ihr nicht genug Zeit lässt. Auf ihren Sitz rückte mit Klaus Steincke ein Mann nach. Schwarzenbeks Parteien haben alle Schwierigkeiten, Frauen für die Politik zu begeistern.
Deshalb hat sich bereits vor sechs Jahren in Schwarzenbek das Kommunalpolitische Frauennetzwerk gegründet. Ziel des Vereins war und ist es, mehr Frauen in die Politik zu bringen. Dafür bieten die Initiatorinnen um die Vorstandsmitglieder Simone Kroll-Schilke, Sonja Balzereit, Annedore Granz, Renate Lefeldt und Birte Drenguis regelmäßig Stammtische zu kommunalpolitischen Themen an. Aktuell ruht die Arbeit allerdings wegen der Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie.