Gülzow. Auch in Corona-Zeiten ist der Gülzower Michael Tippl als selbstständiger Verkaufsfahrer für den Tiefkühllieferdienst unterwegs.

Die Deutschen machen es sich zu Hause bequem, bei wärmender Suppe und deftiger Hausmannskost. Vor allem die Beilagen dafür lassen sie sich bevorzugt nach Hause liefern. Unter den Top Ten der Lebensmittelbestellungen von Mitte September bis Mitte Oktober befinden sich Spinat, Erbsen, Apfelrotkohl und Suppengemüse – das geht aus einer Bestellauswertung des Tiefkühlkostlieferdienstes Eismann hervor.

Aber auch Lachs im Blätterteig und Geschnetzeltes haben die Deutschen gerne in ihren Kühltruhen. „In unserem Online-Shop sind die Zugriffszahlen seit dem Frühjahr überdurchschnittlich hoch, jetzt nehmen die Bestellungen nochmals zu. Die Umsätze lagen im Oktober bereits doppelt so hoch wie im Vorjahr“, so Elmar Westermeyer, der Geschäftsführer von Eismann.

"Eismann" Tippl beliefert mehr als 800 Kunden

„Unsere Kekse“, antwortet Michael Tippl auf die Frage, welche Produkte bei ihm gerade am besten laufen. Seit 36 Jahren ist der gelernte Bau- und Möbeltischler als selbstständiger Verkaufsfahrer für den Tiefkühlspezialisten tätig.

Vom Heimatort Gülzow startet er seine Touren, die ihn durch den gesamten Südkreis von Güster bis Wentorf und Talkau bis Geesthacht führen. Der 62 Jahre alte „Eismann“ beliefert im drei- bis vierwöchentlichen Rhythmus mehr als 800 Kunden, legt jährlich dafür etwa 25.000 Kilometer zurück.

Tiefkühlprodukte werden bei minus 35 Grad gelagert

Mehr als 170 Tiefkühlprodukte – von Fertiggerichten über Gemüse, Fleisch, Torten bis zu Eis – gehören zum Angebot, und im Herbst auch Gebäck wie Schweinsohren oder Dominosteine. Die lagern im einzigen Fach des kleinen Lasters, das nicht gekühlt wird. Die übrigen neun Fächer sind randvoll mit TK-Ware gefüllt. „Minus 18 Grad sind für den heimischen Gefrierschrank die ideale Temperatur“, sagt Tippl. „Dann ist unser Eis trotzdem richtig schön cremig.“

Wenn er morgens den Kühllaster von der externen Stromversorgung trennt und der interne Kompressor die Kühlung übernimmt, herrschen in den Kammern sogar minus 35 Grad. Über den Tagesverlauf verliert der Laster einige Grad durch das Öffnen der Fächer. Damit die Boxen und Tüten, die Tippl dann vor Ort in einer Kühltasche zu seinen Kunden trägt, nicht antauen, sind es am Ende der Tour noch mindestens minus 26 Grad.

„Es sind zumeist die Frauen, die bei mir die Bestellungen aufgeben“, sagt der 62-Jährige. Klassische Hausfrauen gäbe es darunter zwar auch, die meisten jedoch würden zumindest in Teilzeit arbeiten und hätten ein bis zwei Kinder, Single-Haushalte gäbe es hingegen nur wenige. „Wichtig ist: Es muss schnell gehen.“ Tippls Lieblingsspeisen stammen aus dem Bereich Hausmannskost, die auch seine Kunden bevorzugen: „Ich mag die Rinderrouladen, aber auch den Grünkohleintopf oder das Hühnerfrikassee – und natürlich alle unsere Eissorten“, sagt Tippl und schmunzelt.

Vom Bau- und Möbeltischler zum Tiefkühlexperten

Seit 36 Jahren ist der Gülzower, der viele Jahre auch Vorsitzender des Sportvereins TSV Gülzow war, als selbstständiger Verkaufsfahrer unterwegs. Als Anfang der 1980er-Jahre die Baubranche kriselte und Tippl gleich mehrmals entlassen wurde, machte ihn ein Kollege auf das Angebot des TK-Spezialisten aufmerksam.

Tippl ging noch mal zwei Jahre in die Lehre, lernte als Angestellter die kaufmännischen Grundlagen, um als selbstständiger Franchisenehmer auf Tour zu gehen. Und das äußerst erfolgreich: „Ich bin gerade wieder als bester Verkäufer Norddeutschlands ausgezeichnet worden.“ Drei Jahre möchte er noch weiterfahren, dann in den Ruhestand gehen. Leicht wird es ihm nicht fallen: „Bei vielen Kunden habe ich die Kinder aufwachsen sehen, die nun ihrerseits bereits Kinder haben und ebenfalls bei mir bestellen.“

Wegen Corona: Geliefert wird kontaktlos

Seinen Verkaufswagen füllt er alle zwei Tage im Lager in Geesthacht auf. „Früher haben wir uns dort alle getroffen und geschnackt. Aber coronabedingt ist das nicht mehr möglich, jetzt fahren wir versetzt den Standort an, dann sind immer nur wenige Fahrer zeitgleich auf dem Gelände“, erläutert Tippl. Ausgeliefert werden sowohl vorbestellte Waren, aber auch Spontankäufe direkt an der Haustür sind möglich.

Geliefert wird kontaktlos: Der Fahrer klingelt und wartet, bis der Kunden die gelieferten Waren hereingeholt hat. „Einige Kunden haben auch eine Kühltasche vor die Tür gestellt, in die ich dann gleich umpacke“, sagt er. Wer mit dem Gedanken spielt, sich selbstständig zu machen, kann Tippl gerne unter Tel. 0172/232 43 35 kontaktieren und mit ihm probeweise auf Tour gehen. „Wichtig ist, dass man mit seinen Kunden gerne schnackt.“

Apfelrotkohl ist vor allem im Westen beliebt

Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit ändern sich die Essgewohnheiten: Besonders Gemüse kommt immer häufiger auf den Teller. Vor allem in Nordrhein-Westfalen werden die Kühltruhen ordentlich mit Apfelrotkohl bestückt. In Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland landet die herbstliche Beilage auf dem ersten Platz bei den Bestellungen im Oktober.

„Unser Apfelrotkohl ist deutschlandweit sehr beliebt und wird gerne zu Herbstgerichten wie Ente mit Klößen gegessen. Von Stiftung Warentest hat er zuletzt die Note ,gut’ erhalten, sensorisch bekam er sogar eine glatte Eins für seine aromatische und ausgewogene Note mit Nelke und Zimt“, sagt Eismann-Geschäftsführer Westermeyer.

Im Norden sind Erbsen und Mandelhörnchen gefragt

Kartoffelprodukte und deftige Mahlzeiten wie Schnitzel oder Geschnetzeltes sind in Süddeutschland sehr gefragt. Interessant ist, dass die Fischliebhaber nicht etwa im Norden zu finden sind, sondern ganz südlich in Bayern. Gleich drei Fischgerichte schafften es dort in die Top Ten. Dazu passt Rahmspinat, den die Bayern von allen Produkten am häufigsten bestellen.

Hingegen wird im Norden mehr genascht: In Berlin und Brandenburg stehen Mandelhörnchen an der Spitze der Bestellungen, in Schleswig-Holstein und Hamburg landen sie auf Platz zwei. Auf Platz eins stehen dort Erbsen, gefolgt von den Mandelhörnchen, Lachs in Blätterteig, Rosenkohl, Rotkohl, Suppengemüse, Bohnen, Reibekuchen, Hähnchenschnitzeln und einem bunten Gemüseteller.

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Eismann-Kunden zahlen mehr

Allerdings sind die Eismann-Produkte erheblich teurer als im Supermarkt oder Discounter: Tiefgekühlte Zanderfilets gibt es dort aktuell zum Kilopreis von knapp elf Euro, bei Eismann kostet das Kilo 33,96 Euro.

Ähnlich auch der Unterschied bei TK-Gemüse: Festtagsgemüse gibt es im Supermarkt zum Kilopreis von 2,17 Euro, den vergleichbaren „Feinen Gemüseteller“ gibt es für 5,98 Euro. Ein Mehrpreis, den Eismann-Kunden offenbar gerne zahlen wegen der ununterbrochenen Kühlkette, dem bequemen Lieferservice und der großen Vielfalt des Angebots.