Bergedorf. Aus Angst vor Corona: Mehr Bergedorfer lassen sich ihre Lebensmittel ins Haus kommen.

Die Corona-Krise stellt die Lebensmittelhändler in Bergedorf vor besondere Herausforderungen. Das betrifft nicht nur die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen. So hat ein Edeka-Markt in Neuallermöhe die Zahl der Kunden, die sich zeitgleich im Geschäft befinden dürfen, auf 50 beschränkt. Ein privater Sicherheitsdienst überwacht diese Regelung. Andere Märkte schließen nach und nach ihre Frischetheken, legen keine frische Aufschnittware oder Salate mehr nach.

Personal an der Belastungsgrenze

Hinzu kommt der Lieferservice, der seit wenigen Wochen von deutlich mehr Kunden in Anspruch genommen wird als bisher. „Wir sind mit unserem Personal an der Belastbarkeitsgrenze“, sagt Kay Clausen vom gleichnamigen Edeka-Markt in Neuengamme. Sein vor wenigen Jahren eingeführter Lieferservice ist jetzt zu Spitzenzeiten mit drei Fahrzeugen unterwegs, beliefert Tag für Tag mehr als 50 Kunden. Vor der Pandemie waren es nicht mehr als 20 Adressen am Tag.

Unterschied zu Discountern

„Dabei kostet nicht nur das Anliefern eine Menge Zeit“, sagt Clausen. Auch das Zusammenstellen der Waren im Geschäft bindet viel Arbeitskraft. „Aber wir halten durch. Es ist ja auch schön, dass die Menschen bei ihren sozialen Kontakten vorsichtig sind. Und so ein Kundenservice unterscheidet uns einmal mehr von den Discountern, für die Ausliefern kein Thema ist.“

Einkauf per Telefon üben

Edeka Halmschlag im CCB in Bergedorf hat seit gestern seinen Lieferservice erweitert: Dort können die Kunden jetzt auch telefonisch bestellen, was bisher ausschließlich nach der persönlichen Einkaufswagen-tour durch den Markt möglich war. „Wir wissen ja nicht sicher, wie lange das CCB noch für Kundschaft geöffnet ist“, sagt Inhaber Thorsten Halmschlag. „Da macht es schon Sinn, den Einkauf per Telefon einzuüben.“ Geliefert wird ab einem Mindesteinkaufswert von 25 Euro gegen eine zusätzliche Liefergebühr in Höhe von 5 Euro. Wer Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr telefonisch bestellt, bekommt seinen Warenkorb noch am selben Tag. Dafür stehen die Mobilnummern 0157/ 33 84 30-11, -15 oder -20 bereit.

Vorerst keine Sonntagsöffnung

Geliefert wird auch bei Edeka Nöhring am Fleetplatz in Neuallermöhe, allerdings nur am Dienstag, Freitag und Sonnabend nach vorherigem Kauf mit Bezahlung. „Wir bleiben bei dieser Regelung“, sagt Inhaber Jan Nöhring, der bisher keine Zunahme der Lieferbestellungen registriert hat.
Keinen Lieferservice gibt es bis auf Weiteres bei den beiden Rewe-Märkten von Patrick Hegedüs in Lohbrügge. „Wir hatten das vor Jahren ausprobiert, aber es wurde nicht angenommen“, sagt Mitarbeiter Haschan Khembok. „Heute bringt uns der Andrang durch die vielen Großeinkäufer personell schon so an den Rand unserer Möglichkeiten. Alle Personalressourcen werden im Supermarkt gebraucht.“ Ob nach den Lockerungen des Ladenschlusses auch an den Sonntagen geöffnet werden soll, sei im Team besprochen worden. „Aber wir werden das, Stand heute, wohl nicht anbieten.“

Kooperation mit Transport-Anbietern

Ähnlich äußert sich Hermann Klein, Filialleiter des Mix Marktes, der im Einkaufszentrum Bergedorf-West am Friedrich-Frank-Bogen osteuropäische, russische und türkische Waren anbietet: „Einen Lieferservice jetzt aufzubauen, ist kaum möglich. Dafür fehlen uns die Fahrer – und auch der Fuhrpark.“ Wird der Ruf nach einem Lieferservice lauter, könne er sich aber vorstellen, mit einem Anbieter zu kooperieren.
Einen solchen Service bietet seit gut einer Woche die TSG Bergedorf an. Für Senioren unter den Mitgliedern erledigt ein Azubi mit dem Fiat Panda der TSG die Einkaufstouren, liefert die Ware bis an die Haustür. „Die Nachfrage hielt sich mit bloß einer Fahrt pro Tag bisher in Grenzen. Aber die Zahl der Interessenten steigt“, sagt TSG-Chef Boris Schmidt. Die Hotline für diesen Service: 040/401 13 63 15.