Lauenburg. Mit einigen Neuerungen wartete das Lauenburger Schützenfest auf. Am Ende blieb eines beim Alten: Schützenkönig wurde ein Mann.
Alte Traditionen hin oder her – ein paar Neuerungen gab es beim diesjährigen Schützenfest der Lauenburger Gilde. Das fing schon damit an, dass auf die eigentlich unumstößliche Regel „Vom schönsten Wetter begünstigt“ zumindest am Sonnabend kein Verlass war. Bei der Eröffnung goss es wie aus Eimern. Am Sonntag ging manch banger Blick gen Himmel. Doch immerhin blieb es da bis auf ein paar Tropfen trocken.
Die zweite Neuerung: Diesmal erfolgte der Marsch der Lauenburger Schützen und der Gastvereine in umgekehrter Richtung. Vom Fürstengarten ging es über den großen Sandberg in die Altstadt und über den Hohlen Weg wieder nach oben zum Schloss. Soll nicht so kräftezehrend sein, meinten die einen. Andere Schützen wollten das gar nicht erst ausprobieren und „schwänzten“ den Umzug durch die Stadt.
Schützenfest Lauenburg mit vier Neuerungen trotz Tradition
Da hätte Kommandeur Hans-Ulrich Kröppelin mal genau hinschauen sollen. Vielleicht wäre es dann nicht zur dritten Neuerung beim diesjährigen Schützenfest gekommen: Nie ist in den Annalen der Gilde festgehalten worden, dass jemand unschuldig in den Schlossturm eingekerkert wurde. Dabei ist es ja nicht so, dass in diesem Jahr niemand etwas auf dem Kerbholz hatte. Der Kommandeur ist dafür bekannt, dass ihm keine noch so kleine Verfehlung im Schützenjahr verborgen bleibt. Doch der von ihm ausgemachte Sünder hatte sich krank gemeldet.
Aber weil das Lauenburger Schützenfest ohne Gefangene undenkbar wäre, griff sich Hans-Ulrich Kröppelin einfach einen Unbescholtenen heraus. Pech für Sascha Krosta, der wohl in Blickrichtung des Kommandeurs stand. Der 30-Jährige musste sich das Büßerhemd anziehen und sich die Ketten anlegen lassen. Und weil der Kommandeur schon mal dabei war, traf es dann auch noch Jenny Schmidt vom Tender „Elbe“. Die 28-Jährige hatte ebenso nichts verbrochen. „Jetzt habt ihr ein Vergehen gut“, rief der Kommandeur den beiden auf dem Weg in den Schlossturm noch hinterher.
Während die beiden unschuldig Gefangenen von mitleidigen Augenzeugen mit Freibier versorgt wurden, gab es die vierte Neuerung des diesjährigen Schützenfestes: Die gerade erst gewählte Lauenburger Stadtpräsidentin, Elif Karagöz, empfing die hochrangigen Gildeoffiziere und die aus den Gastvereinen im Magistratssaal des Schlosses. Unbefangen plauderte sie darüber, dass sie sich erst jetzt mit den Traditionen der alten Gilde beschäftigt hätte.
„Ich bin begeistert darüber, dass es so kameradschaftlich und fröhlich bei euch zugeht sagte sie und berichtete von ihrem Fettnäpfchen, in das sie am Vorabend getappt war. Sie hatte sich nämlich auf dem Weg zum Festsaal fast verlaufen und musste von den Schützenbrüdern wieder auf den richtigen Weg geführt werden. Spätestens da hatte sie die traditionsreichen Amtsträger um den Finger gewickelt.
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Holger Riepert ist der neue Schützenkönig
Beim Schuss auf die Königsscheibe ging es wieder ganz nach altem Brauch und guter Sitte zu. Am Ende bewies Holger Riepert das beste Auge und die ruhigste Hand. Er sicherte sich nicht nur die Königswürde für das kommende Schützenjahr, sondern auch den Beinamen „der Vielseitige“. Traditionell ist die Wahl des Beinamens dem Patron der Gilde, dem Bürgermeister, vorbehalten. Thorben Backmann musste nicht lange überlegen. „Holger Riepert hat sich schon in vielen Positionen für die Gilde engagiert. Er ist eine vielseitige Stütze und wird auch ein guter Schützenkönig sein“, ist er überzeugt.
Erst vor ein paar Tagen wurde Holger Riepert zum Unteroffizier befördert. Für seine Frau Erika beginnt jetzt ebenfalls eine aufregende Zeit. Sie wird ihren Mann auf vielen offiziellen Veranstaltungen im Königsjahr begleiten. Am Montag, 3. Juli, geht es damit schon los. Ab 14 Uhr marschieren die Schützen zum letzten Mal für dieses Jahr durch die Stadt. Abends lässt sich die neue Majestät noch einmal im Schützenhaus nach dem Motto „Alle rund um den König“ feiern.
Einer Sache blieben die Lauenburger Schützen auch in diesem Jahr treu: Es ist nur Männern vorbehalten, auf die Königsscheibe zu schießen. Frauen schießen auf eine extra Damenscheibe.