Lauenburg. Die Bildungseinrichtung in Lauenburg hat seit zwei Jahren keine Räume mehr. Wie es jetzt dennoch weitergehen könnte.
Einen Excel-Kursus belegen, Klöppeln lernen oder erste Brocken Chinesisch – mit der Lauenburger Volkshochschule (VHS) verbinden viele Bewohner der Schifferstadt ganz persönliche Erfolgserlebnisse. Doch seit zwei Jahren hängt das Weiterbestehen der Einrichtung am seidenen Faden. Genaugenommen hat die VHS seitdem keine Kursusräume mehr, abgesehen von der gelegentlichen Notlösung in der Heinrich-Osterwold-Halle. Doch es gibt einen Lichtblick: Politik und Verwaltung suchen jetzt gemeinsam nach Lösungen für das Weiterbestehen der VHS.
Die Kündigung war dem Leiter Andreas Püst im Oktober 2020 ins Haus geflattert. Die Eigentümer der ehemaligen Pestalozzi-Schule hatten andere Pläne mit dem Gebäude. Dabei steckte die VHS zu diesem Zeitpunkt wie alle anderen Volkshochschulen mitten in der Corona-Krise. Durch die Beschränkungen in der Pandemie fielen die meisten Kurse aus, die Einnahmen sanken. „Unter diesen Bedingungen nach neuen Räumlichkeiten zu suchen oder gar einen Mietvertrag zu unterschreiben, war ein zu großes Risiko“, sagt der VHS-Leiter
VHS: Zertifikation durch den Landesverband im Jahre 2018
2017 hatte Andreas Püst die Leitung der VHS übernommen, wollte sie mit Elan voranbringen. Ein Jahr später hatte er es schwarz auf weiß: Der Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holstein bescheinigte der Lauenburger VHS die Einhaltung der hohen Qualitätsstandards, die an Bildungseinrichtungen des Landes gestellt werden. Organisation, Angebote, Planung, Service und Information waren tipptopp – Abzüge gab es in der Kategorie „Durchführung der Kurse“.
„Es wäre wünschenswert, wenn die Volkshochschule in einem öffentlichen Gebäude untergebracht wäre. An vielen Orten hat sich ein gemeinsamer Standort mit der Bücherei bewährt, was hier ebenfalls anzustreben wäre“, so die Prüfer damals. Aus ihrer Sicht war die Pestalozzi-Schule nämlich alles andere als geeignet für zeitgemäße Kursusangebote. Steile Treppen verwehrten Gehbehinderten von vornherein die Teilnahme.
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Fehlende Einnahmen lassen keinen Mietvertrag zu
Doch mit der Kündigung dieser Räumlichkeiten brach das Angebot dann völlig ein. Einige Kurse verlegte Püst kurzerhand in die Heinrich-Osterwold-Halle, eine unbefriedigende Lösung für alle Beteiligten. Nach und nach verloren auch langjährige Dozenten die Lust daran, ständig zu improvisieren. Ein aktuelles Kursusangebot gibt es derzeit nicht.
Über die derzeitige Situation berichtete Andreas Püst am vergangenen Montag in die Sitzung des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten. Aus seiner Sicht beißt sich die Katze in den Schwanz: ohne Schulungsräume keine Angebote, ohne Angebote keine Einnahmen, ohne Einnahmen keine Möglichkeit Schulungsräume anzumieten.
Eine Lösung des Raumproblems gab es während der Sitzung nicht. Immerhin: Fraktionsübergreifend waren sich die Ausschussmitglieder einig, dass die Lauenburger Volkshochschule möglichst zu erhalten sei. „Es gibt ja kommunale Räumlichkeiten. „Wir müssen die Möglichkeiten ausloten, unter welchen Bedingungen die VHS diese nutzen kann“, sagt der Ausschussvorsitzende Martin Scharnweber (SPD).
Neues Konzept soll die Volkshochschule retten
Das Problem: Da die Lauenburger VHS keine kommunale Einrichtung ist, sondern ein gemeinnütziger Verein, fallen für die Nutzung städtischer Räume Nutzungsgebühren an. Das gilt auch für die jetzt in Erwägung gezogene abendliche Nutzung der Unterrichtsräume an den beiden Lauenburger Schulen. „Diese Lösung kam während der Pandemie nicht infrage. Jetzt könnte das aber ein Weg aus der Misere sein“, stellt die zuständige Amtsleiterin Friederike Betge in Aussicht. Gebühren fielen dann nicht als pauschale Miete an, sondern nur für die tatsächlich genutzte Zeit.
Zunächst geht es allerdings darum, ein Konzept zu entwickeln, um die Lauenburger Volkshochschule überhaupt wieder auf die Beine zu stellen. Eine breit aufgestellte Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung und Leitung der VHS soll dafür die ersten Schritte vorbereiten. „Möglicherweise bietet sich ja auch eine Kooperation mit anderen Volkshochschulen der Region an“, stellt die Amtsleiterin in Aussicht.