Lauenburg. In der zweiten Januarwoche laden die Schifferbrüder zu ihrem traditionellen Fest. Ganz nach den uralten Ritualen. Das Programm.
Kaum hat das neue Jahr begonnen, wird in Lauenburg die Schipperhöge gefeiert – so wollen es die uralten Regeln seit 1635. Nie wurde davon abgewichen, außer in der Zeit der beiden Weltkriege und in den zwei Corona-Jahren. Zwar gab es in diesem Jahr eine abgespeckte „Sommerhöge“, allerdings ohne den traditionellen Umzug mit der Lustigen Person und den Clowns. Doch das Jahr endet heute mit einer guten Nachricht: Von Freitag, 13. Januar, bis Sonnabend, 14. Januar, wird in Lauenburg wieder eine Schipperhöge gefeiert – und zwar nach guten Brauch und alter Sitte.
„Wan Gott der Herr über unß sündige Menschen seine Pestilentische Zorn richte, oder andere giftige Seuche und Plagen verhengete ... so haben sich Ehrsame Männer vereinbaret, dass sie die vorige Löbliche Ordnung mit Hilfe einer Hohen Obrigkeit mögen wieder erlangen und habhaft werden.“ Fast könnte man meinen, die Verfasser vom „schweinsledernen Buch“, aus dem sich noch heute alle Bräuche der Schifferbrüder ableiten, hatten die Corona-Pandemie vorausgesehen. Aber es war Krieg und Pest, die 1635 – dem Gründungsjahr der Brüderschaft – die Welt im Würgegriff hielten.
Tradition: Nur Bares ist Wahres bei den Schifferbrüdern
Die Mitglieder trugen ihre Verstorbenen zu Grabe, zahlten Hinterbliebenen ein Sterbegeld aus. Diese Versicherung auf Gegenseitigkeit wird noch heute aufrechterhalten, die Tradition mit strengen Ritualen der Schifferbrüderschaft bewahrt. Gefeiert wird immer am zweiten Wochenende im Januar, früher herrschte zu der Jahreszeit aufgrund von Eisgang meistens Ruhe in der Schifffahrt – Zeit, um ein großes Fest zu begehen.
Die Angelegenheiten der Brüderschaft wurden auf der jährlichen Zusammenkunft geregelt – immer in den ersten Wochen des neuen Jahres und das nach strenger Ordnung. In der uralten Satzung heißt es dazu: „So soll umb zehn Uhr vor Mittag die Versammlung geschehen, und wer nicht auf den Glockenschlag erscheint, es sey dann er wehre unpäßlich, oder hätte sonsten nohtwendige Geschäfte zu verrichten, soll in Zwey Schilling Strafe verfallen sein. Kömpt er gar nicht, und hat sich auch nicht entschuldigen lassen, soll er der Laden einen Ohrtthaler entrichten.“
Brüderschaft hält am Privileg für Männer eisern fest
Heute geht es heute ähnlich streng zu, wenn die Schifferbrüder ihre Beiträge bar vor der geöffneten Lade einzahlen. Undenkbar, etwa das Geld per Online-Banking zu überweisen. Am Freitag, 13. Januar, wird Punkt 9 Uhr im Hotel Bellevue (Blumenstraße 29) die Lade geöffnet. Bis 12 Uhr haben die Schifferbrüder dann Zeit, ihre Schuld zu begleichen. Viele Jahrzehnte war der Festsaal im Mosaik dafür auserkoren, doch nach dem Pächterwechsel ist das vom Tisch.
Zu den Ritualen der Schipperhöge gehört außerdem die Aufnahme neuer Mitglieder in die Brüderschaft. Die ist übrigens auch noch heute nur Männern vorbehalten – ebenso natürlich in den Vorstand aufzurücken. So war es stets. Und so wird es – wenn nicht doch noch ein Wunder geschieht – wohl immer bleiben.
Seit wann gehört die Lustige Person zur Schipperhöge?
„Alljöhrlich in de Wintertied, kamt de Schippers von wied und sied. Un fiert hier in ern Sündagsrock de Schipperhög mit Eiergrog. Hanswurst de geiht von Hus to Hus un bringt de Schippers een Gruß. De Görn in groten Schwarm makt vör jedes Hus den Larm. Wenn Hanswurst smitt in de Grappeln, de Fruns er upgehegten Appeln“, heißt es in dem alten Gedicht eines unbekannten Lauenburgers. Die Lustige Person wurde im Volksmund auch Hanswurst genannt
Verlässliche Quellen weisen darauf hin, dass die Lustige Person seit mindestens 1765 den Umzug der Schifferbrüder begleitet und die Kinder mit Naschwerk beschenkt. Ob das Vorbild heidnische Bräuche waren oder eine Narrenfigur der umherziehenden Gaukler, kann nur spekuliert werden. Im Originalkostüm, das im Elbschifffahrtsmuseum wie ein Schatz verwahrt wird, ist die Jahreszahl 1763 eingestickt.
Auch in diesem Jahr steckt Frank Fischer im Flickenkostüm der Lustigen Person. Den Spruch „Immer Lustig! Hurra!“ kennen Lauenburger Kinder seit Generationen. Schließlich regnet es dabei immer Bonbons und anderen Süßkram in die Menge. Aber Vorsicht: Auch diesmal sorgen mitlaufende Clowns mit „Gehorsamshölzern“ für Ordnung. Natürlich kommen diese nicht wirklich zum Einsatz.
Ablauf der Schipperhöge 2023
Am Freitag beginnt der Umzug mit der Lustigen Person um 8.45 Uhr an der Weingartenschule. Vom Weingarten aus geht es zum Schloss, danach durch den Fürstengarten, den Großen Sandberg runter auf die Elbstraße. Gegen 12.30 Uhr endet dieser erste Umzug am Elbschifffahrtsmuseum.
Am Sonnabend beginnt der Umzug ebenfalls um 8.45 Uhr an der Weingartenschule. Dann geht es vom Weingarten über Schüsselteich, Reeperbahn und Büchener Weg zur Berliner Straße bis zur Bergstraße. Der Umzug führt dann den Talweg runter, Hinter der Münze, Am Hohen Berge, und Maxgrund entlang zur Hafenstraße mit einem Abstecher in den Sägemühlenweg. Über den Mühlenberg und einen Abstecher in die Heisterkoppel geht es hoch zur Berliner Straße. Übrigens: Auf keinen Fall vergessen, sich Tüten oder Beutel für die eingesammelten Süßigkeiten einzustecken.
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Höhepunkt der Schipperhöge ist der traditionelle Umzug, der um 14.30 am Hotel Bellevue beginnt. In schwarze Mäntel gewandet, das Haupt durch einen Zylinder bedeckt, schreiten die Schifferbrüder durch die Stadt. Einige von ihnen führen die uralten Fahnen mit, ander tragen historische Schiffsmodelle auf ihren Schultern. Dabei werden sie von zwei Musikzügen begleitet. Der Zug endet wieder am Bellevue. Dort beginnt dann der traditionelle Tanznachmittag für alle Kinder der Stadt. Der Eintritt ist frei.