Lauenburg. Seit 1635 gibt es die Schifferbrüderschaft „Schipperhöge“ in Lauenburg. Aber jetzt fehlt dem traditionsreichen Verein ein Festsaal.

Die 385. Schipperhöge in Lauenburg wurde von Sorgen und Gerüchten überschattet: Die Schifferbrüderschaft von 1635 hatte Probleme, überhaupt einen Festsaal für die traditionsreiche Veranstaltung zu finden und die Mitglieder sorgen sich um den Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals. Gerüchten zufolge soll das Projekt nicht mehr mit dem nötigen Engagement geplant werden.

„Der Auftrag zum Ausbau der Strecke zwischen dem Umschlagplatz Horster Damm und der Elbe steht ebenso wie der Ersatzneubau der Schleuse und Brücke in Witzeeze unverändert“, erklärte Tilman Treber, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Lauenburg. Nur – mehr Planungen laufen für den Ausbau der 120 Jahre alten Wasserstraße derzeit nicht. Doch die Schiffer unter den Mitgliedern warten darauf.

Schifferbrüdern fehlt Veranstaltungsort

„Unsere größte Sorge ist aber die Zukunft der Schipperhöge selbst. Wir wissen nicht, wie wir 2021 feiern sollen. Wir wurden aus dem ,Mosaik’ rausgeworfen, weil der Betreiber uns keine verbindliche Zusage machen konnte und wir selbst bei einer unverbindlichen Zusage bei einer größeren Hochzeitsfeier dort hätten gehen müssen und dann keine Bleibe gehabt hätten. Der Saal des ,Stappenbeck’, in dem wir diesmal untergekommen sind, soll aber zum Medienzentrum umgebaut werden und steht uns damit künftig auch nicht mehr zur Verfügung“, berichtete Bernd Bollhorn, der neue Erste Ältermann der Brüderschaft.

„Dabei wäre der Saal hier wirklich ideal“, sagte der ausgeschiedene Erste Ältermann Helge Lohfink: „Das Parkett war klasse für unsere Tänze.“ Bis Sonnabend um 2 Uhr und bis Sonntag um 5 Uhr (Bollhorn: „Die Endzeit haben wir um eine Stunde vorgezogen.“) feierten die Schifferbrüder ihre Festbälle. Mit Matthias Gwenner und Joachim Schröder waren zwei neu aufgenommene Brüder erstmals dabei.

Letzter Tanz im „Stappenbek“ war 1985

Andreas Panz, Schriftführer der Schifferbrüderschaft, erinnerte sich noch an seine erste Höge. „Das war 1985. Damals hatten wir auch hier bei ,Stappenbeck’ gefeiert. Es war das letzte Mal, dass wir hier zu Gast waren. Für viele ältere Mitglieder war es diesmal so eine Art Revival.“

Weil durch die neue Location der Weg des Umzugs bis zum Schloss deutlich kürzer ausfiel als vom „Mosaik“ aus, verlängerten die Schifferbrüder die Strecke. Statt den Hohlen Weg hinauf ging es diesmal durch die Grünstraße. So, wie schon früher. Am Schloss erwartete Jutta Thies, die Vorzimmerdame von Amtspatron und Bürgermeister Andreas Thiede, die Gäste mit einem Schnaps. Auf dem Amtsplatz tanzten Vorstandsmitglieder, Clowns und Frank Fischer als Lustige Person zusammen.

134 Männer bilden die Schipperhöge

Beim Umzug waren auch Feuerwehrleute, Schützen, der Schifferverein Undine, die Vertreter der Stecknitzfahrer und die Kirche dabei. Bollhorn: „Die Stimmung im Saal und beim Umzug war gut.“

Aktuell sind 134 Männer Mitglieder in der vor 385 Jahren zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und der Pest gegründeten Versicherung auf Gegenseitigkeit. Bollhorn, der als 18-Jähriger eingetreten war, musste jetzt erstmals keinen Beitrag mehr entrichten, weil sein Heft voll ist.

Nach 47 Beiträgen ist Schluss

47 Zahlungen werden dort vermerkt. Damals wie heute wird von der Schifferbrüderschaft ein Sterbegeld gezahlt, außerdem werden die Mitglieder zu Grabe getragen. „Für uns als alte Schifferstadt ist die Schipperhöge ein Stück lebendige Geschichte“, sagt Thiede.