Lauenburg. Die Schifferstadt fährt mehrgleisig. Sie unterstützt Geesthachts Forderung nach einer Bahnanbindung und verlangt einen Einstundentakt für Büchen.

Mit ihrer Unterstützung für einen Bahnanschluss für Geesthacht unternimmt die Stadt Lauenburg einen Spagat. Einerseits setzen die Verantwortlichen darauf, von der Reaktivierung der Bahntrasse Bergedorf – Geesthacht unter bestimmten Umständen zu profitieren. Andererseits soll eine ferne Direktanbindung von Geesthacht über Bergedorf nach Hamburg nicht den Betrieb der bestehenden XpressBus-Linie 80 gefährden, die die Schifferstadt mit der Elbmetropole verbindet. Die Folge ist ein Katalog von Forderungen für den jüngst von Kreisgremien beratenen Regionalen Nahverkehrsplan (RNVP).

Verkehrsplan für die Region: 213 Forderungen auf 54 Seiten

Erstmals kooperieren die vier Hamburger Nachbarkreise in Schleswig-Holstein für einen RNVP. Allein der Abwägungskatalog für den Kreis Herzogtum Lauenburg umfasst 213 Punkte auf 54 Seiten. Er reicht von der Forderung Hamburgs, die Kreise sollten Konzepte für P&R-Anlagen vorlegen, um den Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen zu unterstützen, bis zur Anregung der Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein, den Umbau des Knotenpunktes von Autobahn 25 und B 404 bei Geesthacht so zu gestalten, dass der Linienbus-Verkehr nicht ausgebremst wird.

Im Verfahren für den neuen RNVP haben Lauenburg und das Amt Lütau unter anderem mehr Geld für die Barrierefreiheit im ÖPNV gefordert, zudem mehr Leistungen für den ländlichen Raum.

Mehr Geld für Barrierefreiheit und Anruf-Sammeltaxen fürs Land

Dazu zählen auch der Einsatz „bedarfsgerechter Systeme“ wie etwa Anruf-Sammeltaxen. Ebenso eine bedarfsgerechte Busanbindung der Albinus-Gemeinschaftsschule mit Blick auf Schüler aus dem Umland.

Für den öffentlichen Verkehr Richtung Hamburg stehen mehrere Forderungen nebeneinander. So bittet Lauenburg mit entsprechenden Maßnahmen einen Ein-Stunden-Takt (mit Umsteigemöglichkeit auf dem Bahnhof Büchen) zu schaffen. Zugleich müsse die „bestehende, umstiegsfreie Direktverbindung“ von Lauenburg nach Hamburg mit der XpressBus-Linie 80 in vollem Umfang aufrecht erhalten werden.

Lauenburg will Ein-Stunden-Takt für Anschluss nach Hamburg

Für die zügige Reaktivierung der Bahntrasse zwischen Geesthacht und Bergedorf verweist Lauenburg dagegen auf ein „schienenwürdiges Nachfragepotenzial auf der Verkehrsachse Lauenburg – Geesthacht – Hamburg“. Will Lauenburg, dass die Karoline-Trasse über Geesthacht bis in die Schifferstadt verlängert wird?

Karoline-Trasse bis nach Lauenburg verlängern?

„Dazu fehlt mir die Fantasie“, antwortet Bürgermeister Andreas Thiede auf entsprechende Nachfragen. „Wir können ja nicht im Ernst an einen Schienenstrang durch die schöne Lauenburger Altstadt denken.“ Wer eine solche Anbindung irgendwann mal in Betracht ziehen wolle, müsse dafür eine andere Trassenführung und einen neuen Bahnhof im Norden planen.

Für die Lauenburger wäre aus Thiedes Sicht viel gewonnen, wenn über den Schienenanschluss Geesthachts die Bahn später bis Grünhof fahren würde. Ein P&R-Platz für Pendler vorausgesetzt, „würde ein solcher Halt für uns die Erreichbarkeit deutlich verbessern“.

Mit XpressBus durch das Nadelöhr Geesthacht

Dennoch bleibe die XpressBus-Linie 80 als Direktverbindung nach Hamburg von überragender Bedeutung. Bis eine Bahn irgendwann einmal in Grünhof halte, sei er schon lang in Rente, so Thiede. Dass diese dann ohne Umsteigen über Bergedorf nach Hamburg fahren würde, ist für Thiede nicht ausgemacht. „Solange Geesthacht für uns Lauenburger wie ein Nadelöhr wirkt, benötigen wir den Xpress-Bus.“