Lauenburg. Zum vierten Mal im Kreis Herzogtum Lauenburg: Kundgebung „Wir sind nicht still“ soll schweigender Mehrheit eine Stimme geben

Zum vierten Mal wird es am 31. Oktober im Kreis Herzogtum Lauenburg eine Demonstration für Menschenwürde und gegen Rassismus geben. Die Veranstaltung in Lauenburg beginnt um 10.30 Uhr mit einem Open-Air-Gottesdienst im Fürstengarten mit Pastor Ulrich Billet. Um 11.55 Uhr wird sich der Demonstrationszug in Bewegung setzen, der an der katholischen Kirche am Büchener Weg und an der Moschee an der Lauenburger Straße Halt machen wird.

Zurück im Fürstengarten folgt dann die eigentliche Kundgebung mit Ansprachen des Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz (Grüne), von Stadtpräsident Wilhelm Bischoff und Propst Philip Graffam. Über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Zusammenhalt werden zudem Kinder der Lauenburger Sportvereinigung (SV) und des Ortsjugendrings (OJR) sprechen. Für Musik sorgt Janice Harrington mit Kindern aus den Grundschulen in Lauenburg und Lütau

„Wir sind nicht still!“ soll schweigender Mehrheit eine Stimme geben

Die erste Demo war am 31. Oktober 2018: Am Abend des Reformationstages versammelten sich in Berkenthin etwa 1200 Menschen, um gegen die zunehmend ausgrenzende bis offen rassistische Weise, mit der in der Öffentlichkeit über Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen wird, ein Zeichen zu setzen. „Es gab keinen konkreten Anlass“, erinnert sich Friederike Betge, Amtsleiterin für Bürgerservice und Soziales und damals Gleichstellungsbeauftragte der Stadt: „Zumindest keinen großen, aber viele kleine Anlässe. Uns war und ist es wichtig zu zeigen: Wir reagieren nicht auf euren Hass, sondern stehen für unsere Werte ein.“

Am Reformationstag für Menschenwürde demonstrieren

Initiiert wurde diese erste Demonstration unter dem Motto „Wir sind nicht still!“ vom Runden Tisch für Willkommenskultur gemeinsam mit der Kirchengemeinde Berkenthin. Noch während der Veranstaltung entstand die Idee, daraus am Reformationstag eine regelmäßige Kundgebung im Kreis zu machen. 2019 richtete Ratzeburg die Demo aus, zu der etwa 1000 Menschen kamen. 2020 sollte in Lauenburg demonstriert werden, doch wegen der Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung abgesagt, 2021 nach Mölln verlegt. Jetzt hat Betge wieder ein Organisationskomitee versammelt, das für den 31. Oktober die Kundgebung vorbereitet.

Alltagsrassismus hat Serdar Kaplan tagtäglich erlebt

„Wir benutzen manchmal Stereotype, ohne uns bewusst zu machen, dass wir uns damit rassistisch äußern. Da müssen wir sensibler werden“, sagt Ursula Martens (72) von den Omas gegen Rechts, die wie Moscheeverein, Ortsjugendring, Lauenburger SV, Stadt Lauenburg, der Koordinierungsstelle „Partnerschaften für Demokratie“ sowie vielen Bürgern zum Vorbereitungskomitee gehört.

Einer, der diese Stereotype nicht mehr hören mag, ist Serdar Kaplan (30): „In der Grundschule hab ich es nicht gemerkt. Erst später wurde mir klar, wie rassistisch das war, wenn es etwas lauter war in der Klasse und der Lehrer zu mir gesagt hat: ,Ich weiß ja, wie es bei euch zu Hause zugeht.’ Nichts wusste er, er hat uns ja nie besucht.“ Alltagsrassismus hätte ihn durch Schulzeit und Studium begleitet, sagt Kaplan. Dazu zähle auch die Frage, warum er kein Schweinefleisch esse: „Das sollte doch heute jeder wissen.“

Wer die Kundgebung unterstützen will, kann sich bei Vanessa Zohm per E-Mail an koordination@kjr-herzogtum-lauenburg.de melden.