Lauenburg. Iman Eren Kösterelioglu hat während seiner Amtszeit Spuren hinterlassen. Bürgermeister hofft auf einen aufgeschlossenen Nachfolger.

Wenn man weiß, nur fünf Jahre in einem bis dahin fremden Land zu leben, packt man seinen Koffer überhaupt aus – symbolisch gesehen? Für Eren Kösterelioglu war das keine Frage. Nachdem er erfuhr, dass er als Imam nach Deutschland gehen wird, begann er Deutsch zu lernen.

Als er in Lauenburg ankam, lernte er weiter, per Onlinekursus und im Gespräch auf der Straße. Wenn man seine zweijährige Tochter später einmal fragt, wo sie geboren wurde, wird sie sagen: in Deutschland. Und sein heute 14-jähriger Sohn wird erzählen, wie es ist, in Deutschland in die Schule zu gehen. „Meine Familie hat sich hier zu Hause gefühlt“, sagt der 39-Jährige.

Gemeinsam mit evangelischer Gemeinde zu einer Menschenkette aufgerufen

Bürgermeister Andreas Thiede, seit 2011 im Amt, hat schon mehrere Imame der türkischen Gemeinde in Lauenburg kennengelernt. Eren Kösterelioglu sei jemand, den man nicht nur in muslimischen Familien kennt, sagt er. Gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde hatte der Imam im Februar vergangenen Jahres zu einer Menschenkette aufgerufen.

Anlass war der rassistisch motivierte Mord in Hanau an neun Menschen mit ausländischen Wurzeln. Insgesamt 450 Lauenburger bildeten die Kette vom Lauenburger Schloss bis zur Moschee Fatih Camii an der Berliner Straße.

Es ist schwierig für türkische Familien in Lauenburg eine Wohnung zu mieten

So beeindruckend dieses Zeichen auch war, in Sachen Integration läuft auch in Lauenburg nicht alles optimal. Etwa gibt es in den sozialen Netzwerken immer wieder Klagen, dass es fast unmöglich sei, mit einen türkischen Familiennamen eine Wohnung zu mieten.

Im Februar 2020 bildeten 450 Lauenburger verschiedener Nationen eine Menschenkette vom Schloss bis zur Moschee an der Berliner Straße. Unter dem Motto „Für ein tolerantes Miteinander“ hatten die evangelische Kirchengemeinde und die türkische Gemeinde dazu aufgerufen.
Im Februar 2020 bildeten 450 Lauenburger verschiedener Nationen eine Menschenkette vom Schloss bis zur Moschee an der Berliner Straße. Unter dem Motto „Für ein tolerantes Miteinander“ hatten die evangelische Kirchengemeinde und die türkische Gemeinde dazu aufgerufen. © Elke Richel | Elke Richel

Und Bürgermeister Andreas Thiede glaubt zu wissen, weshalb manche Familien überhaupt kein Interesse daran haben, sich zu integrieren. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich junge Lauenburger mit türkischen Wurzeln nicht fremd bei uns fühlen“, sagt er und meint damit auch die Imame, deren Zuhause auf Zeit Lauenburg ist.

Eren Kösterelioglu möchte Iman in seiner Heimatstadt Trabzon werden

In ein paar Tagen wird Eren Kösterelioglu mit seiner Frau und den beiden Kindern ins Flugzeug steigen. Wie es für ihn beruflich weiter geht, weiß er noch nicht genau. Am liebsten würde er als Imam in Trabzon arbeiten.

In der Großstadt an der türkischen Schwarzmeerküste ist er aufgewachsen, seine Familie lebt noch immer dort. „Aber das liegt nicht in meiner Hand“, sagt er.

„Ein aufgeschlossener Imam ist für alle Lauenburger ein Gewinn“

Wer sein Nachfolger wird, weiß bisher noch nicht mal der Vorstand der türkischen Gemeinde. Nach der Abreise von Eren Kösterelioglu gehen etwa acht Wochen ins Land – dann kommt ein neuer Imam nach Lauenburg. „Ich wünsche mir, dass wir den Faden nicht abreißen lassen. Ein aufgeschlossener Imam ist für alle Lauenburger ein Gewinn“, sagt der Bürgermeister.